Kapazitäts-Limit

Groteske Auflagen: AUA muss Plätze in Fliegern leer lassen

Österreich
15.09.2010 09:31
Auf der einen Seite muss die AUA nach dem Verkauf an die Lufthansa sparen, wo es nur geht. Vor allem die Mitarbeiter sind mit deftigen Kürzungen konfrontiert. Auf der anderen Seite darf die Airline noch bis Ende des Jahres kein gutes Geld verdienen: Durch die Auflagen der EU-Wettbewerbskommission sieht sich die Airline nämlich gezwungen, ihre Jets bewusst nicht voll zu besetzen, und weist potenzielle Fluggäste, die eigentlich noch einen Platz in der Maschine hätten, ab.

Grund für diese harte und auf den ersten Blick absurde Maßnahme: die 500-Millionen-Euro-Finanzspritze durch den Staat, um die "fliegende Braut" für die Lufthansa schmackhaft zu machen. Die deutsche Airline übernahm die finanzmarode Gesellschaft immer noch mit einem Budgetloch von zwei Milliarden Euro.

Doch anstatt so schnell es geht wieder in die Gewinnzone zu fliegen und somit heimische Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern, muss die AUA durch die Übernahmeregeln der Wettbewerbskommission zumindest heuer unter der Kapazität von vor drei Jahren fliegen - genauer gesagt: ein Passagier-Minus von 15 Prozent im Vergleich zum Jahr 2007 einfahren - und darf ihre Kapazität erst wieder erhöhen, wenn sie "nachhaltige Gewinne" erzielt. Die Wettbewerbshüter befürchteten nämlich, dass die staatliche Stütze die nun privatisierte Airline zu sehr beflügeln könnte.

Flugzeuge teilweise nur zu zwei Dritteln voll
In der Praxis sind dadurch jetzt auf etlichen Destinationen verfügbare Sitze weggeblockt, einzelne Jets heben gar nur mit einer Auslastung von zwei Dritteln ab. AUA-Pressesprecher Martin Hehemann: "Im Schnitt mussten wir das Angebot um drei Prozent verkleinern." Durch eine Verkleinerung der Flotte von 93 auf 83 Flugzeuge sei der Großteil der geforderten Reduktion geschafft worden, erklärt Hehemann. Auch fliege man heute weniger Langstrecken, so wurde die Verbindung nach Saudi-Arabien eingestellt. Das reichte aber nicht, theoretisch hätte die AUA kleinere Flugzeuge gebraucht bzw. Sitze ausbauen müssen, worauf man laut Hehemann dann aber doch verzichtet habe. Die Alternative zu der Blockade-Maßnahme, nämlich noch mehr Flugzeuge aus der Flotte zu nehmen, würde heißen, dass das Netzwerk der AUA nicht mehr bedient werden könne, so der Sprecher.

In einem internen Schreiben hat die AUA auch eine Sprachregelung verschickt, um dem Kunden die künstliche Verkleinerung zu erklären. "2009 spielte uns die Krise in die Hände, wir mussten nicht so viel reduzieren. Heuer geht es aber wieder aufwärts, und wir müssen verkleinern und sparen dafür bei Personalkosten", so ein Mitarbeiter.

In Zeiten des Klimawandels "grotesk"
Die Sitz-Blockade ist eine Absurdität gegenüber Reisenden, die trotz freier Plätze nicht fliegen können. Oder Familien, die daher getrennt werden. Die Folge der EU-Auflage scheint auch wirtschaftlich schwer nachzuvollziehen: In einem derzeit wieder wachsenden Markt fliegt die AUA quasi mit angezogener Handbremse. Dazu auch der Umweltaspekt: In Zeiten des Klimawandels "ist es grotesk, Kapazitäten nicht zu nutzen", so ein Brancheninsider.

von Florian Hitz (Kronen Zeitung) und krone.at

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