Ein bisserl schleppend kommen die Herren Arnautovic, Wallner, Hoffer und Co. beim Vormittagstraining auf dem "brettlebenen" sowie saftig grünen Terrain in die Gänge. "G'schlapfte Außenristler", im Fußball eigentlich verpönte "ruhende Bälle" und bisweilen fahrlässiger Umgang mit Torchancen beim Aufwärm-Match – da muss Co-Trainer Heinz Peischl, gebürtiger Südburgenländer, seine Stimmbänder mehr strapazieren, als ihm wohl lieb ist. "Gut Juno", "weiter Marko", "gemma Roman", dirigiert er "seine" Profis. Ob die anfängliche Lethargie im Training auf die wenig einladenden Witterungsbedingungen im sonst so gastfreundlichen Burgenland zurückzuführen ist? Ein paar Nordic-Walker und Pensionisten verirren sich auf das Trainingsgelände. Ansonsten besteht das Publikum hauptsächlich aus Journalisten.
"Besondere Situation" für Fuchs
Zumindest das ÖFB-Team fühlt sich wohl, immerhin wird es seit Jahren vom Burgenland – dem Land der Sonne – großzügig gesponsert. "Wir finden hier tolle Bedingungen vor", versichert Pressesprecher Peter Klinglmüller, der sich freut, "nach längerer Zeit wieder einmal" eine Pressekonferenz im Bad Tatzmannsdorfer Freilichtmuseum zu initiieren. Die dortigen Hauptattraktionen sind neben Dauerbrenner Didi Constantini ("alle Spieler sind mit Ernst bei der Sache; das ist eine wichtige Basis für das Spiel") Exzentriker Marko Arnautovic und Ex-Mattersburg-Rackerer Christian Fuchs, der derzeit in der deutschen Bundesliga in Diensten von Mainz 05 im Stakkato Kaliber á la Müller, Ibisevic und Podolski abmontiert und sich so mit sieben Siegen aus sieben Spielen an die Spitze der Tabelle katapultierte. "Es ist schon eine besondere Situation für mich", freut er sich, nach der verkorksten vergangenen Saison beim VfL Bochum, jetzt wieder die Zuckerseiten des Fußballerlebens genießen zu können.
Auf die obligate Frage, wie er den Schwung aus Mainz auf das Nationalteam übertragen könne, erklärt er: "Natürlich werde ich versuchen, mein Selbstvertrauen auch im Team zu nützen. Aber es kann nicht alles an einer Person festgemacht werden. Die ganze Mannschaft muss mitziehen" – um das erklärte Ziel im EM-Quali-Spiel gegen Aserbaidschan zu erreichen: "Wir sind Favorit, spielen zu Hause im Ernst-Happel-Stadion (19.000 Karten sind verkauft, Anm.), da wollen wir natürlich gewinnen. Deswegen halte ich nichts davon, sich jetzt schon mit dem darauffolgenden Belgien-Spiel zu beschäftigen." Immerhin sei man auch in Mainz mit der Philosophie, "nur von Spiel zu Spiel zu schauen", derzeit sehr erfolgreich. Und trotzdem "denken wir in Mainz keine Sekunde lang an Dinge wie den Meistertitel", versichert Fuchs.
Der "g'sunde Poscher" des Marko A.
Seinem Teamkollegen Marko Arnautovic attestiert Fuchs übrigens einen "g'sunden Poscher". Er sei "kein zwiderer Typ", auch wenn das von vielen Seiten anders gesehen werde. Arnautovic selbst nimmt die verbale Steilvorlage von Fuchs dankend an und verwertet sicher: "Ich bin nicht arrogant. Ich bin hier, um Vollgas zu geben und Spaß zu haben", schmettert er Fragen zu seinen unberechenbaren Launen sowie zu seiner manchmal laschen Trainingseinstellung ab, zeigt sich dann aber doch selbstkritisch: "Natürlich muss meine Leistung in Bremen und im Team besser und konstanter werden."
Auch Hoffer will "natürlich spielen"
Das wiederum wird Teamchef Constantini freuen, der erklärt, "im Sturm eine so große Auswahl wie lange nicht" zu haben. Weswegen er von etwaigen Fixstartern nichts wissen will. Mit einer Ausnahme: "Ich glaube, es wäre nicht klug, wenn ich den Christian Fuchs nicht spielen lassen würde." Grotesk: Trotz des Überangebots im Sturm zeigt sich Constantini gewillt, auch gegen Aserbaidschan an seinem System mit nur einer Spitze festzuhalten.
Was wiederum Kaiserslautern-Striker Jimmy Hoffers Stand nicht unbedingt erleichtert. Er erklärt im krone.at-Talk: "Natürlich hoffe ich, dass ich spiele. Aber letztendlich entscheidet der Trainer. Diese Woche wird sich herauskristallisieren, wer in der Startformation steht." Dass er zuletzt bei seinem Klub in Kaiserslautern bis zur 86. Minute auf der Ersatzbank kauern musste, macht ihn nicht nervös: "Das gehört zum Fußballerleben dazu. Der Trainer in Kaiserslautern spricht sehr viel mit mir - und manchmal spielen wir eben nur mit einem Stürmer. So ist das halt." Eben.
von Michael Fally
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