Kinderhandel

Europa bittet Wien im Kampf gegen Schlepper um Hilfe

Wien
10.04.2010 17:34
Was passiert mit Kindern, die zum Betteln und Stehlen ins Land geschleppt – und aufgegriffen – werden? Dafür gibt es europaweit nur in Wien klare Antworten: Pädagogen der „Drehscheibe“ kontaktieren ihr Herkunftsland, bringen sie zurück. Die österreichische Taktik soll jetzt auf viele weitere Länder übertragen werden.

Sechs heimische Pädagogen eigneten sich in den vergangenen Jahren ein Know-how an, um das wir in ganz Europa beneidet werden.

Worum es geht? Schlepperbanden bringen Mädchen und Buben in den Westen und zwingen sie zum Betteln, Stehlen oder gar zur Prostitution. Viele europäische Regierungen, aber auch die Politiker in unseren eigenen Bundesländern, verdrängen die Problematik. Anders die Experten der „Drehscheibe“. Nicht erst seit der spektakulären Sprengung des Kinderhandel-Rings im Süden Rumäniens werden die österreichischen Pädagogen aus der Schweiz, Deutschland oder Frankreich um Hilfe gebeten.

Kinder werden nicht ihrem Schicksal überlassen
Norbert Ceipek, Chef der „Drehscheibe“: Wir haben ein Netzwerk zu den jeweiligen Herkunftsländern entwickelt. Landet ein Kind bei uns, kümmern wir uns sofort um dessen Rückführung.“ Doch das ist noch lange nicht alles: Denn die Mädchen und Buben werden natürlich nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. „Wir haben vor Ort Kooperationspartner. Sie sorgen dafür, dass die Betroffenen nicht wieder an einen Schlepperring verkauft werden“, erklärt Ceipek.

„Drehscheibe“: Bräuchten mehr Ressourcen und Mitarbeiter
Und der Erfolg gibt diesem Modell Recht: Keines der zurückgebrachten Kinder kam wieder in die Fänge von Kriminellen. 
Doch die „Drehscheibe“ soll nicht nur diejenigen Nationen beraten, die als typische Zielländer von Schlepperbanden gelten. Pädagoge Ceipek: „Aus osteuropäischen Ländern kommen immer mehr Anfragen nach Kindern, die dort vermisst werden. Jüngstes Beispiel: die Mongolei. Dort gelten 1.200 Mädchen und Buben als spurlos verschwunden.“

So sehr sich der Experte über den Erfolg auch freut – die vielen Anfragen und Hilfegesuche sind für sein Mini-Team eine fast übergroße Herausforderung: „Wir bräuchten dringend mehr Ressourcen und Mitarbeiter, die uns unterstützen.“

von Brigitte Blabsreiter und Klaus Loibnegger, Kronen Zeitung 

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