Für die Welt war er der Prince of Darkness. Für Geezer Butler, Bassist und Mitbegründer von Black Sabbath, war Ozzy Osbourne vor allem eines: der Prinz des Lachens – ein Freund fürs Leben. „Ich war nicht vorbereitet darauf, wie gebrechlich er war“, sagt er über den letzten gemeinsamen Auftritt.
In einem berührenden Essay, der in der „Sunday Times“ veröffentlicht wurde, blickt Butler auf 57 Jahre Freundschaft, Wahnsinn und Musik zurück – und auf einen letzten Abend, der für immer bleiben wird. Nur wenige Wochen nach dem allerletzten gemeinsamen Auftritt starb Osbourne am 22. Juli im Alter von 76 Jahren
„Ich bin so dankbar, dass ich die meiste Zeit meines Lebens mit ihm verbringen durfte“, schreibt Butler. Die beiden wuchsen wenige Straßen voneinander entfernt in Birmingham auf. 1968 gründeten sie gemeinsam mit Tony Iommi und Bill Ward die Band, die den Heavy Metal für immer verändern sollte: Black Sabbath.
„War nicht vorbereitet“
„Ich wusste, dass es ihm gesundheitlich nicht gut ging. Aber ich war nicht vorbereitet auf das, was ich sah,“ erinnert sich Butler. Ozzy kam mit zwei Helfern und einer Krankenschwester zur Probe. Sein Gehstock? Natürlich schwarz – mit Gold und Edelsteinen besetzt.
Als Ozzy 2024 für einen Werbespot mit Aston Villa zurück nach Birmingham kam, sahen sich die alten Freunde das erste Mal seit sieben Jahren wieder. Es wurde der Anfang vom Ende – am 5. Juli standen sie ein letztes Mal gemeinsam auf der Bühne, bei einem Black-Sabbath-Farewell im Stadion ihrer Heimatstadt.
„Er sagte kaum etwas. Und beim Singen blieb er sitzen. Nach sechs, sieben Songs war er erschöpft.“ Es sei nicht mehr der wilde, unberechenbare Ozzy von früher gewesen – sondern ein stiller, müder Mann, der dennoch auf die Bühne wollte. Für seine Fans. Für seine Freunde. Für den Abschied.
Dieses Instagram-Posting der Band hält einen bewegenden Moment fest: Ozzy Osbourne beim letzten Konzert – geschwächt, aber königlich, auf seinem Thron:
Sharon kämpfte wie Löwin
Was kaum jemand wusste: Hinter den Kulissen kämpfte Sharon Osbourne, Ozzys Ehefrau, wie eine Löwin um diesen letzten Auftritt. Aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung und der damit verbundenen Mobilitätseinschränkungen wollte keine Versicherung den Auftritt abdecken – zu hoch das Risiko. „Wenn der Künstler nicht den Anforderungen der Versicherung entspricht, findet die Show schlicht nicht statt“, so ein Insider.
Doch Sharon fand eine Lösung: Ozzy durfte auf einem speziell gesicherten Thron sitzen – ein genialer Kompromiss, der ihm den Auftritt ermöglichte, ohne die Veranstalter vor rechtliche Probleme zu stellen. „Sharon hat ein echtes Wunder bewirkt“, heißt es aus ihrem Umfeld. „Ozzy hat sich den Hintern aufgerissen, um überhaupt stehen und den Fans winken zu können. Und sie hat ihn durchgebracht.“
Der Moment nach dem letzten Song war merkwürdig ungeplant: „Früher umarmten wir uns, verbeugten uns gemeinsam. Jetzt saß Ozzy auf seinem Thron – wir wussten nicht, wie wir das beenden sollten.“ Butler überreichte ihm eine Torte, Tony Iommi schüttelte die Hand. „Ich hätte mir mehr Zeit mit ihm backstage gewünscht. Aber Wünsche... sind jetzt bedeutungslos.“
In seinen Erinnerungen beschreibt Butler den Menschen hinter dem Mythos. Den Ozzy, der „für einen guten Lacher alles getan hätte“. Der barfuß bei ihm vor der Tür stand, als sie sich das erste Mal trafen. Der während Butlers schwerster Zeit – als dessen Sohn mit Herzfehler geboren wurde – jeden Tag anrief, obwohl sie sich lange nicht gesprochen hatten.
„Er war wild, ja. Aber er hatte ein Herz aus Gold“, so Butler. Die berüchtigten Eskapaden – Fledermaus, Taube, Alamo, Ameisen – seien vor allem Teil von Ozzys Solokarriere gewesen. „Aber wenn du in Not warst, war Ozzy da. Immer.“
Letzte Show „war Geschenk“
Die letzte Show, sagt Butler, sei ein Geschenk gewesen. Niemand ahnte, dass es sein Abschied sein würde. „Ich bin dankbar, dass wir das noch einmal erleben durften – mit den Fans, mit den Bands, mit der Musik. Alle kamen, um dem Prinzen die Ehre zu erweisen.“
„Wie soll man 57 Jahre Freundschaft in ein paar Absätzen zusammenfassen?“, fragt Butler am Ende. Und schreibt dann doch die Worte, die bleiben werden: „Gott segne dich, Oz. Es war eine höllische Fahrt. Ich liebe dich.“
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