Dem Charme des Films und seiner beiden Hauptdarstellerinnen kann man sich nicht entziehen. Rosalie Thomass ("Polizeiruf 110: Er sollte tot") spielt die realistische Jo, die ihre Sandkastenfreundin immer wieder auf den Boden zurückholt. Anna Maria Sturm ist wunderbar als rebellierende Kati, die nachts heimlich vom Bauernhof ausbüxt. Mit den Eltern steht sie auf Kriegsfuß. Der Vater hat sich noch nicht daran gewöhnt, dass seine Tochter durch Discos zieht, Alkohol trinkt und sich verliebt. "Mein Wein zamsaufen und stundenlang telefonieren, des is dei Leben!", schimpft er zornig.
Die Mutter stößt mit ihrer Fürsorge meistens auf Ablehnung. Und so ist es kein Wunder, dass sich Kati von aller Welt missverstanden fühlt. In einer Mischung aus Weltschmerz, Hass und Selbstmitleid brechen sich ihre Gefühle mit einem gewaltigen Wutausbruch ihre Bahn.
Dabei sitzt der wahre Grund für Katis Kummer tiefer. Es ist der Schüleraustausch: ein Jahr in Amerika. Denn so sehr sie unabhängig sein will, so sehr ist sie in Tandern im Kreis ihrer Familie und ihrer Freunde verwurzelt. Dann ist da auch noch Mike (Florian Brückner), der ihre Aufmerksamkeit genießt, ihre Liebe aber nicht erwidert, während der schüchterne, gutmütige Rocky (Ferdinand Schmidt-Modrow) heimlich für Kati schwärmt. Da hilft es wenig, dass ihr Jo zuredet: "Daheim versäumst nix, wasd net schon zehnmal erlebt hast und no zwanzigmal erleben wirst!"
Tiefgründige und lustige Dialoge
Die Welt von Jo, Kati und ihren Freunden ist Rosenmüller ("Wer früher stirbt, ist länger tot") vertraut. "Diese Dummheiten und diese Erfahrungen habe ich auch selber gemacht. Man will einfach nicht auf das Bewährte setzen, sondern Hauptsache, es ist das Andere." Mit Drehbuchautorin Karin Michalke, die eine wunderbare Mischung aus tiefgründigen und lustigen Dialogen geschrieben hat, lag der Tegernseer Regisseur auf einer Linie. "Mir war klar, als ich es gelesen habe, das ich das alles erlebt habe", sagt Rosenmüller. Und so entschied er sich, in Michalkes Heimatort Tandern im schlicht-schönen Dachauer Hinterland zu drehen, fernab von Touristenströmen und bayerischer Bilderbuch-Kulisse.
Eine seiner Lieblingsszenen ist eine kilometerlange Wanderung der Freundinnen durch die nächtlichen Wiesen und Wälder, nachdem sie heimlich in der Disco waren und keine Mitfahrgelegenheit haben. "Du hast den ganzen Weg latschen müssen, und eigentlich war es geil. Die Natur hat dich verschlungen", erinnert sich Rosenmüller an ähnliche Erfahrungen. "Das ist für mich die Essenz in dieser Szene: Dieses Phänomen, im Morgengrauen heimzukommen, selber total ausgelaugt zu sein, aber zu wissen, ist das schön hier."
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