Nachdem die Bruderschaft von NOD im zweiten Tiberiumkrieg in der Bedeutungslosigkeit verschwand, schien die Welt in Ordnung. Doch als eine Raumstation, in der dummerweise gerade die gesamte Führungsspitze der Initiative tagt, in die Luft gesprengt wird, wird die GDI eines besseren belehrt. Da aller guten Dinge drei sind, gesellen sich schließlich auch noch - so viel sei verraten - die Scrin, eine außerirdische Lebensform, dazu.
Wie es sich für "Command & Conquer" gehört, wird die Story wieder in aufwendig gestalteten, aber dennoch nicht ganz ernst zu nehmenden Zwischensequenzen mit echten Schauspielern erzählt. Für "Tiberium Wars" hat man gleich eine ganze Riege prominenter Akteure vor die Kamera zerren können: Michael Ironside (Starship Troopers), Billy Dee Williams, bekannt als Lando Calrissian aus "Star Wars", oder "Lost"-Star Josh Holloway mimen die Kriegsherren der Zukunft.
Auch beim Häusle-Bauen ist viel beim Alten geblieben: Man sucht sich mit seinem mobilen Baufahrzeug ein schönes Fleckchen Erde, stampft schließlich ein paar Kraftwerke und eine Tiberium-Raffinerie aus dem Boden und schon kann mit den Fertigungshallen für Einheiten und schweres Kriegsgerät das Aufrüsten beginnen. Mit dem neuen Kran lassen sich schließlich mehrere Bauaufträge gleichzeitig ausführen, um zu guter Letzt noch diverse Forschungsgebäude zu bauen, mit denen sich Einheiten upgraden oder Superwaffen entwickeln lassen.
Während sich die Bauten der GDI und NOD in ihrer Funktion kaum voneinander unterscheiden, schaut es bei Waffen und Einheiten schon anders aus. Während die GDI auf konventionelle Feuerkraft setzen und vor allem mit ihren schweren Mammutpanzern nahezu unschlagbar sind, hat die Bruderschaft eindeutig die stärkeren Infanterie-Einheiten (Stichwort: Selbstmordattentäter) und ausgefalleneren Waffen, beispielsweise Tarn- und Flammenwerferpanzer. Schenken tun sich beide Parteien allerdings nichts, so dass keine der Parteien einen entscheidenden Vor- oder Nachteil hätte.
Auch die im weiteren Spielverlauf auftauchenden Aliens unterscheiden sich nur wenig von den GDI- und NOD-Einheiten. Mit ihren dreibeinigen Herrschern, den riesigen Raumschiffen und dem organischen Look sehen die Scrins aber insgesamt sehr beeindruckend aus.
Das Gameplay selbst ist ebenfalls recht klassisch geblieben: Es gilt den Gegner platt zu machen. Mal kann man sich dafür Zeit lassen und fleißig produzieren, ehe man den Feind überrollt, ein anderes Mal hat man für dieses Vorhaben nur wenige Einheiten zur Verfügung. Neben dem Primärziel kann der Spieler auch optionale Bonusziele in Angriff nehmen, beispielsweise in Gebäuden verschanzte Gegner ausschalten oder versteckte Geheimdienstinformationen finden.
So oder so: Zu viel taktisches Geschick braucht man nicht, um in "C&C3" erfolgreich zu sein. Wer sich sicher hinter seinen Geschützen verschanzt (das Mauerbauen ist nicht möglich), fleißig schweres Kriegsgerät produziert und dann mit einem einzigen Vernichtungsschlag den Gegner überrollt, wird in den meisten Fällen mit dem Sieg belohnt. Die zahlenmäßige Überlegenheit macht's. Der Umstand, dass Einheiten in ihrem Rang aufsteigen können und somit immer besser werden, ist dann leider nicht mehr wirklich ausschlaggebend.
Hat man schließlich GDI-, NOD- und die daraufhin freigeschaltete Scrin-Kampagne, in der das benachbarte Deutschland arg unter Beschuss genommen wird, gemeistert, darf auch online oder via LAN gezockt werden. Bis zu acht Spieler finden auf den abwechslungsreich gestalteten Karten Platz.
Nicht weniger sehenswert die Karten des Einzelspieler-Modus: Während zu Beginn noch amerikanische Original-Schauplätze wie das Pentagon oder das Weiße Haus unter Beschuss genommen werden, darf später auch in Afrika oder eben Deutschland gekämpft werden. Sämtliche Maps sind selbst bei näherem Heranzoomen noch unglaublich detailliert, hinzukommen sehenswerte Wasseranimationen und Hitzeflimmern sowie eine nette Physik beim Einsturz von Gebäuden. Trotz allem spielt sich "Tiberium Wars" selbst bei größeren Schlachten weitestgehend ruckelfrei.
Auch die Synchronstimmen und Musik können sich hören lassen, wobei Letztere meist im Lärm der Explosionen und des Maschinengewehr-Geknatters untergeht.
Fazit: Eine hervorragende Präsentation, eine unfreiwillig oder gewollt komische Story, die von realen Schauspielern packend in Szene gesetzt wurde, sowie das einsteigerfreundliche und actiongeladene Gameplay machen "Command & Conquer 3 – Tiberium Wars" mit Sicherheit zu einem Dauerbrenner auf heimischen PCs. Strategen müssen sich jedoch damit abfinden, dass es auch gänzlich ohne ausgereiften Masterplan zum Sieg reicht und überdies in Kauf nehmen, dass viele Einheiten lieber ihren eigenen Weg gehen und auch das eine oder andere Mal gerne an Kanten hängen bleiben. Anderes ist man von Echtzeitstrategiespielen aber auch nicht gewohnt.
Plattform: PC (getestet), Xbox 360 (in Kürze)
Publisher: Electronic Arts
Krone.at-Wertung: 90%
von Sebastian Räuchle
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