Eine gute Idee?

Frankreich: Komplettes Handyverbot an Schulen

Ausland
13.12.2017 09:50

Smartphones und Handys sind heute fester Bestandteil unseres Alltags. Dennoch setzt Frankreich nun einen radikalen Schritt: Ab 2018 will der französische Unterrichtsminister Jean-Michel Blanquer ein Komplettverbot für Handys umsetzen. Kinder und Jugendliche sollen auch in den Pausen auf ihr Mobiltelefon verzichten. Die Ankündigung stößt nicht bei allen auf Verständnis, Pädagogen sind dem Verbot allerdings nicht abgeneigt.

Handys und Smartphones sind zwar bereits in Klassenzimmern in allen französischen Volksschulen und in der Unterstufe verboten. Doch die französische Regierung will das Verbot jetzt auf alle anderen Pflichtschulstufen von sechs bis 15 Jahren ausweiten. Auch in den Pausen oder beim Mittagessen sollen Schüler Handys nicht mehr benutzen dürfen, berichtet der "Guardian".

"Manchmal braucht man die Handys natürlich für den Unterricht - aber das ist eher die große Ausnahme. Heutzutage spielen Kinder nicht mehr miteinander in den Pausen", sagte Blanquer gegenüber dem Radiosender RTL. "Sie sitzen alle nur vor ihren Smartphones. Aus bildungspädagogischer Sicht ist das ein Problem." Zudem sei die Maßnahme eine Sache der "öffentlichen Gesundheit", argumentierte der Minister. Mit seinem Vorhaben setzt Blanquer ein Wahlversprechen seines Präsidenten Emmanuel Macron um.

Eltern sorgen sich um Erreichbarkeit
Der Vorschlag stößt natürlich nicht bei allen auf Gegenliebe. Schülervertreter beklagen eine Entmündigung, Eltern sehen vor allem die Rückgabe der Smartphones als Problem. "Wie wollen die Schulen die Handys sicher aufbewahren? Und wie stellen sie sicher, dass die Geräte ihren Besitzern am Ende des Tages zurückgegeben werden?", fragte Gerard Pommier, Vorsitzender des Generalelternvereins, im "Guardian". Auch die Erreichbarkeit der Kinder im Ernstfall bereitet vielen Eltern Sorgen.

Pädagogen sehen die Sache nicht ganz so schwarz. So sprach sich der Lehrer und Autor Arne Ulbricht bereits 2015 gegenüber dem "Spiegel" für ein Smartphone-Verbot an Schulen aus: "Andernfalls züchten wir uns eine Generation heran, die Panik bekommt, sobald der Akku leer ist." Eine Studie der London School of Economics weist zudem darauf hin, dass in Schulen mit Smartphone-Verbot bessere Lernerfolge erzielt werden konnten.

"Verbot ist kontraproduktiv"
Das deutsche Netzwerk Digitale Bildung spricht sich für einen anderen Ansatz aus. So wird empfohlen, die Smartphones als moderne Kommunikationsmittel in den Unterricht zu integrieren. Handys in der Schule zu verbieten sei eher kontraproduktiv, da die Kinder sowieso lernen müssten, mit neuen Medien umzugehen.

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