ORF-Wahl

Grasl warnt vor “Super-Info-Direktor” Wrabetz

Medien
04.08.2016 11:30

ORF-Finanzdirektor Richard Grasl weist Kritik von ORF-Chef Alexander Wrabetz an seinem Führungskonzept zurück. Der hatte moniert, dass Grasl "die meiste Macht" anstrebe, die ein ORF-General je hatte. Grasl drehte den Spieß nun um: "Wrabetz' Konzept bedeutet den brutalsten Zugriff auf die Information und die Redaktionen, den es jemals in der Geschichte des ORF gegeben hat."

"Ich warne eindrücklich davor, das Konzept, dass alle Chefredakteure einem Generaldirektor als Super-Informationsdirektor unterstellt sind, umzusetzen", erklärte Grasl. "Wer diese Struktur einmal in die Hände bekommt, kann unendlichen Druck auf die Redaktionen ausüben. In meinem Konzept sind gewählte Programmdirektoren als Firewall zu den Redaktionen ein Garant für die Unabhängigkeit. Diese Programmdirektoren sind mir gegenüber auch weisungsfrei. Und die Redakteure sollen bei der Bestellung von Redaktionsleitern und Chefredakteuren ein echtes Vetorecht bekommen", so Grasl.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die künftige Ausgestaltung der Direktionen und Fachbereiche. Wrabetz plant für die nächste Geschäftsführungsperiode eine Programmdirektion, eine Radiodirektion, eine Kaufmännische Direktion sowie eine Technische Direktion. Daneben soll es in der Generaldirektion auch einen Chief Digital Officer geben. Und Wrabetz möchte ein Channel-Management mit Channel-Managern und Channel-Chefredakteuren im Fernsehen einrichten. Diese Chefs von ORFeins und ORF 2 sollen dem Generaldirektor unterstehen. Wrabetz wäre damit indirekt auch den Informationsverantwortlichen vorgesetzt.

Grasl dagegen plant Direktionen für TV-Programm, TV-Information, Radio und Digital. Darunter soll es für jeden ORF-Sender eigene Channel-Manager und Chefredakteure bzw. Info-Verantwortliche geben, die den jeweiligen Fachbereichsdirektionen unterstehen. Auf Kaufmännische und Technische Direktion will der Finanzdirektor verzichten. Die kaufmännischen Agenden sollen zum Teil in die Generaldirektion wandern, die eine Verwaltungsdirektion ohne Programmzuständigkeiten sein soll. Auch ein Teil der Technik käme bei Grasl in die Generaldirektion. Die operative Technik würde er in den jeweiligen Programmdirektionen ansiedeln.

In einem Mail an mehrere Oppositions-Stiftungsräte wies Grasl zuletzt auf die personellen Auswirkungen dieser Pläne hin. Die beiden Fernsehdirektionen hätten demnach 1190 Vollzeit-Planstellen, die Hörfunkdirektion 593, die Digitaldirektion 228 und die Generaldirektion 355. "Die Annahme, die Generaldirektion/Verwaltungsdirektion wäre also künftig eine Mega-Direktion stimmt definitiv nicht", so Grasls Botschaft an die Vertreter des ORF-Stiftungsrats, der am kommenden Dienstag den neuen ORF-Generaldirektor bestellt.

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