17.05.2016 15:30 |

Kurzporträt

Thomas Drozda: Theatermanager mit SP-Vergangenheit

Mit Thomas Drozda (50) wird ein langjähriger Theatermanager, der Erfahrung als Politikberater und ORF-Stiftungsrat aufweisen kann, neuer Kulturminister. In den 90er-Jahren hat er SPÖ-Kanzler kulturpolitisch beraten, 2007 machte ihn Alfred Gusenbauer zum ORF-Stiftungsrat. Der neue SPÖ-Regierungschef Christian Kern holte den Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) jetzt in die Regierung.

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Das kommt - zumindest wenn man nachliest - einigermaßen überraschend. Denn noch im Sommer des Vorjahres sagte Drozda in einem Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten", dass er mit der Politik abgeschlossen habe: "Höchste Exponiertheit bei einem Sozialprestige gegen null, das würde ich weder wollen noch aushalten."

Ab 1993 fungierte Drozda für die SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky und Viktor Klima als wirtschafts- und kulturpolitischer Berater, bevor der studierte Betriebs- und Volkswirt 1998 als kaufmännischer Geschäftsführer ins Burgtheater wechselte. 2008 übernahm der gebürtige Oberösterreicher von Franz Häußler die Leitung der VBW und bescherte dem Unternehmen bereits zwei Jahre später sein bis dahin erfolgreichstes Geschäftsjahr. Diesen Erfolg konnte er jedoch nicht dauerhaft halten. Drozdas Vertrag wäre 2018 ausgelaufen, im Vorjahr hatte er betont, sich erneut bewerben zu wollen.

Fast über Vergabe-Affäre gestolpert
Als Generaldirektor der Vereinigten Bühnen steht Drozda dem Opernhaus Theater an der Wien sowie den Musicalbühnen Raimundtheater und Ronacher vor. Als Musical-Intendant fungiert Christian Struppeck, das Theater an der Wien leitet Intendant Roland Geyer. Im vergangenen Herbst standen die VBW wegen ihres Vergabemodus für Bühnenbilder und Kostüme in der Kritik. Drozda sagte damals, dass man das Vergabegesetz stets eingehalten habe.

Kritisiert worden war der Umstand, dass Leistungen nicht wie gesetzlich vorgesehen ausgeschrieben, sondern lediglich mindestens drei Angebote von Firmen, mit denen man "gute Erfahrungen" gemacht habe, eingeholt würden. Laut Bundesvergabegesetz müssen Aufträge über 100.000 Euro national, ab 207.000 Euro europaweit ausgeschrieben werden. Bei Bühnenbildern und Kostümen handle es sich laut Drozda jedoch um künstlerische Leistungen: "Klar ist, dass wir bei unseren Vergaben von Ausstattungen künstlerische Leistungen erwarten und nicht die viel zitierten standardisierten Leistungen."

Zur Person:
Thomas Drozda, geboren am 24. Juli 1965 in Kematen an der Krems (Oberösterreich). Verheiratet mit Isabella, das Paar hat keine Kinder. Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft in Linz.

Beruflicher und politischer Werdegang:
1991 Geschäftsführer beim Wiener "Trotzdem-Verlag" der Sozialistischen Jugend. Später Wechsel in die Nationalbank. 1993 wirtschaftspolitischer Berater von SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky, ab 1996 - auch unter Viktor Klima - zusätzlich Berater für Kunst und Kultur. Von 2007 bis 2014 von der SPÖ nominierter ORF-Stiftungsrat. 1998-2008 kaufmännischer Geschäftsführer im Burgtheater, seit 2004 Aufsichtsratsmitglied der Theater Service GmbH, seit 2008 Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien, seit 2009 Präsident des Wiener Bühnenvereins.

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