Sölden-Prozess

15 Monate Haft für Unglückspilot von Sölden

Österreich
22.06.2006 19:23
Im Prozess um das Seilbahnunglück bei Sölden ist der Hubschrauberpilot Marcus J. wegen fahrlässiger Gemeingefährdung zu 15 Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt worden. Bei der Katastrophe vom vergangenen September waren sechs Kinder aus dem Schwarzwald und drei Betreuer aus Bayern getötet worden. Zuvor hatte der Österreicher Marcus J. vor Gericht in Innsbruck seine Unschuld beteuert, sich aber auch bei Opfern und Angehörigen entschuldigt.

Das Innsbrucker Landesgericht sah es als erwiesen an, dass der Pilot Mitschuld an der Tragödie hatte, weil er mit einem rund 700 Kilogramm schweren Betonkübel über die Seilbahn geflogen war. Dies sei unter Missachtung der gesetzlichen Vorschriften geschehen. Vom Anklagepunkt der fahrlässigen Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen wurde der Tiroler dagegen freigesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Pilot hatte sich in dem Prozess, der am Freitagmorgen begonnen hatte, als "nicht schuldig" im Sinne der Anklage bekannt. Zu der Verhandlung waren zahlreiche Angehörige der Opfer nach Innsbruck gekommen. Ihre Interessen wurden durch Nebenkläger vertreten.

Zu dem Unglück am 5. September 2005 war es gekommen, als sich der schwere Betonkübel während eines Überflugs aus der Halterung des Transporthubschraubers ausklinkte, auf die Seilbahn stürzte eine mit Skiläufern besetzte Gondel in die Tiefe riss. Aus einer benachbarten Kabine waren durch starke Seilschwingungen sieben weitere Skiläufer herausgeschleudert und getötet worden. Sieben Skifahrer wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Pilot entschuldigte sich bei Angehörigen und Opfern
Bei seiner Vernehmung entschuldigte sich Marcus J. bei den Angehörigen und den Opfern. Er bestand jedoch darauf, nicht fahrlässig gehandelt und sich an die Vorschriften gehalten zu haben. "Es tut mir sehr, sehr Leid, was passiert ist", sagte der 36-Jährige im vollen Schwurgerichtssaal: "Ich hätte alles getan, um (das Unglück) rückgängig zu machen."

Pilot hätte andere Route wählen müssen
Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, mitschuldig an der Katastrophe zu sein, weil er die Seilbahn mit seiner schweren Last nicht hätte überfliegen dürfen. "Die Folgen dieses Unfalls sind schwerwiegend", sagte Staatsanwältin Silvia Geymayer bei der Verlesung der Anklageschrift. Der Pilot dürfe keine Route wählen, bei der "Sachen oder Personen auf der Erde gefährdet werden" könnten.

Der Pilot widersprach. Er sei überzeugt, dass die von ihm gewählte Flugroute quer über die Seilbahn die richtige Route gewesen sei. Er hätte sonst die Piste oder Wege überfliegen müssen, auf denen überall Menschen unterwegs gewesen seien. Auch für den Chef des Salzburger Hubschrauber-Unternehmens, Roy Knaus, gab es zu der von Marcus J. gewählten Flugroute keine Alternative. Überlegungen, die Seilbahn während der Flüge einzustellen, seien ihm nicht bekannt. "Man hat damals nicht geglaubt, dass so ein Unglück geschehen kann."

Opfer des Schicksals
Die Verteidigerin von Marcus J. bezeichnete die Tragödie nach Angaben als "Verkettung unglücklicher Umstände", die den Piloten "zum Opfer des Schicksals gemacht" hätten.

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