Rettete Juden

Muslimischer Flüchtling ist Frankreichs neuer Held

Ausland
12.01.2015 11:46
Frankreich feiert nach den Terroranschlägen von Paris einen neuen Helden: Lassana Bathily hat beim Attentat auf den jüdischen Supermarkt in Paris mehreren Menschen das Leben gerettet. Dass Bathily Moslem ist und Juden, darunter offenbar ein Kleinkind, vor dem Attentäter Amedy Coulibaly versteckt hat, eint die Franzosen einmal mehr. Viele Politiker haben ihm bereits gedankt, nun fordert eine Online-Petition einen Orden für den 24-Jährigen. Der wünscht sich aber nur eines: die französische Staatsbürgerschaft.

Lassana Bathily steht für die Diversität Frankreichs: Er stammt aus Mali und wuchs in einem französischen Flüchtlingsheim auf. Obwohl Moslem, arbeitete er im jüdischen Supermarkt Hyper Cache - seine Kollegen bezeichnet er als seine Familie.

Zum Lebensretter wurde er durch Zufall: Er habe gerade im Keller gebetet, als Supermarktbesucher vor dem Geiselnehmer Amedy Coulibaly nach unten geflohen seien, erzählte Bathily gegenüber dem französischen TV-Sender BFMTV. "Als sie angerannt kamen, öffnete ich die Tür zum Kühlraum", so der 24-Jährige. "Ich löschte das Licht und stellte die Kühlung ab. Dann sagte ich ihnen, sie sollen sich ruhig verhalten, und ging wieder hinaus."

Bis zu 15 Menschen gerettet
Wie viele Menschen er mit seiner raschen Reaktion gerettet hat, ist noch unklar, internationale Medien berichten von fünf bis 15 Personen - darunter ein dreijähriges Kind. Der Geiselnehmer dürfte die Flucht allerdings bemerkt haben, weshalb er eine Angestellte nach unten schickte. Vier Personen hätten sie schließlich begleitet, um den Rest zu schützen und zu versichern, dass sonst niemand im Keller sei, berichtet die Nachrichtenagentur AP.

Bathily soll angeboten haben, die restlichen Menschen per Lastenaufzug ins Freie zu bringen, doch die hätten Angst gehabt, dass die Geräusche den Geiselnehmer misstrauisch machen könnten. Bathily versuchte schließlich allein, über eine Feuertreppe zu entkommen. Vor dem Supermarkt wurde er allerdings in Handschellen abgeführt - die Polizei hielt ihn erst für einen Komplizen des Geiselnehmers.

Wertvolle Details zum Terroristen
Eineinhalb Stunden habe er gebraucht, um die Polizei von seiner Unschuld zu überzeugen, berichtet Bathily. Schließlich hätten die Beamten ihm aber zugehört, er habe ihnen Details zum Gebäude und dem Standort des Terroristen nennen können. Zudem habe er ihnen einen Schlüssel zu einem Absperrgitter übergeben.

Inzwischen ist Bathily der verdiente Dank sicher. Viele Geiseln hätten sich bei ihm bedankt, so der 24-Jährige. Auch Frankreichs Präsident Francois Hollande hat ihm bereits zu seinem Mut gratuliert, genau wie der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu. Eine Facebook-Seite zu seinen Ehren sammelte binnen weniger Stunden über 15.400 Anhänger, unter dem Hashtag #UneMedaillePourLassina (Eine Medaille für Lassina) fordern Tausende eine Auszeichnung für den Supermarkt-Helden.

Der wünscht sich aber nur eines: Er hat vor dem Vorfall die französische Staatsbürgerschaft beantragt - "mal sehen, ob das klappt". Zuerst brauche er nun jedenfalls Ruhe, so Bathily. Und er müsse seinen Chef fragen, wann er wieder zur Arbeit kommen soll.

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