Live in Stadthalle

Rod Stewart mit sportlich-glamouröser Show in Wien

Musik
02.07.2014 06:00
Signierte Fußbälle, mitreißende Balladen und trockene Schmähs - Soft-Rock-Barde Rod Stewart zeigt sich auch mit 69 Jahren fit und agil und hat am Dienstagabend gut 6.000 Fans in der Wiener Stadthalle begeistert. Mit einer opulenten Bühne, der Hilfe eines Wiener Orchesters und viel guter Laune sorgte der charmante Fußball-Fanatiker für ein kurzweiliges Hallenfest.
(Bild: kmm)

Mit einer Verlängerung im Fußball-WM-Achtelfinale zwischen Argentinien und der Schweiz hat wohl auch Rod Stewart nicht gerechnet. So beginnt sein Wiener-Stadthallen-Konzert im Zuge der "Live The Life"-Tour mit leichter Verspätung. Fans der souligen Reibeisenstimme wissen, dass ihm der Fußball nahezu gleich wichtig ist wie die Musik. Da seine Heimat England in Brasilien nur einen Kurzauftritt hatte, lässt es sich aber auch für Stewart leichter und ungezwungener konzertieren.

Bälle für das Publikum
Der Fußball selbst ist überraschenderweise weniger Thema als von so manchem befürchtet. Die Bassdrum ziert das Logo seines Lebensklubs Celtic Glasgow, diesem widmet er – samt nostalgischen Videoeinspielungen – den Song "You're In My Heart" und bei "Hot Legs" kickt er wie gewohnt unzählige handsignierte Bälle ins Publikum. So ganz ohne kann der gute Rod eben nicht, auch wenn er zumindest selbst der krachenden Physis Tribut zollen musste. Weil der Körper nicht mehr ganz so fit wie früher ist, musste er das aktive Fußballspielen aufgeben.

Von Altersschwäche ist beim kleinen Frontmann mit der blonden Stromschlagmähne aber wenig zu sehen. Klar, die tänzelnde Spätpubertät eines Mick Jagger hat Stewart nicht, doch kesse Schritte beim Chuck-Berry-Cover "Sweet Little Rock & Roller" und "Having A Party" zu Beginn zeigen den Charmeur immer noch in guter Befindlichkeit. Auch das Bühnen-Setup lässt wenig zu wünschen übrig. Vor der großen Leinwand sind sechs rechteckige Videowürfel aufgebaut – diese spiegeln die Songs mit thematisch passenden Video-Botschaften wieder. Etwa durch eine animierte Stadt im Mondlicht bei "Tonight's The Night (Gonna Be Alright)", alte Bilder von Papa Stewart und Sohn Rod während "Can't Stop Me Now" oder blinkende Pin-up-Girls beim Persuaders-Cover "Some Guys Have All The Luck".

Modesünden am laufenden Band
Für die Live-Atmosphäre sorgt eine weitere, von der Decke hängende Leinwand, die Stewart und seine insgesamt 19-köpfige Band ins rechte Licht rückt. Die männlichen Mitglieder sind im feinsten grauen Zwirn gekleidet und verbreiten Beatles-Atmosphäre, die an Geige, Saxofon, Trompete und Backgroundgesang tätigen Damen wechseln zwischen silberglitzerndem Pailletenkleid und Einteiler mit Schlangenmuster. Das sieht zumindest besser aus als der nicht enden wollende Dauer-Modefauxpas Stewarts. Ob anfangs im goldenen Glitzersakko mit roten Socken, später im angriffslustigen Grau-Blau oder am Ende im Blumenhemd mit roter Jeans und keckem Brusthaar-Ausschnitt – der gute Rod ist am Mikro wesentlich besser aufgehoben.

Musikalisch zeigt sich dafür die Klasse einer erfolgreichen Karriere über unzählige Dekaden. Der Blondschopf kann in seiner knapp zweistündigen Vorstellung aus einer Vielzahl von weltbekannten Top-Hits wählen und reißt die etwa 6.000 anwesenden Fans schon relativ früh von den Sitzen. Das wuchtige "Rhythm Of My Heart", das stimmlich hervorragend dargebotene Bonnie Tyler-Cover "It's A Heartache" und die mit einer Percussion-Einlage ausgeweitete Kultnummer "Forever Young" sind nur wenige Auszüge aus dem bunten Potpourri langjähriger Soft-Rock-Hymnen. "This is a song for the ladies", tut Stewart vor dem Van-Morrison-Cover "Have I Told You Lately" kund – besser kann man die Außenwirkung seiner Stücke nicht umschreiben.

Kurzweiligkeit mit Wiener Orchester
Dementsprechend üppig wird das Herzschmerz-Programm abgewickelt. Für einen eigens angesetzten Akustik-Teil mit Songs wie "The First Cut Is The Deepest" oder "Reason To Believe" wird sogar ein Wiener Orchester in die Show integriert. Stewart ist natürlich längst nicht mehr so juvenil und agil wie einst, wenn er aber die Schmähkeule auspackt, dann trifft sie noch immer ins Schwarze ("Bitte ziehen Sie Ihren Rock hoch, das irritiert mich. Schließlich bin ich ein verheirateter Mann"). Lustige Videos, eine beeindruckende, weiblich gesungene Version des CCR-Klassikers "Proud Mary" (bei der Rod gar nicht auf der Bühne war) und der flotte Evergreen "Maggie May" sind zahlreiche weitere Highlights einer immens kurzweiligen Show des alten Barden.

Ihr Ende findet die Vorstellung mit fast schon kitschigem Pathos. Beim All-Time-Klassiker "Sailing" gehen die Feuerzeuge und Smartphone-Lichter an, die nicht immer textsicheren und auch nicht überschwänglich begeisterten Fans singen aus voller Kehle mit und feiern mit ihrem Rod, der gesamten Backing-Band und vielen bunten Luftballons bei der Zugabe "Da Ya Think I'm Sexy?" das süße Leben. Dass Stewart dem "Rolling Stone" einmal sagte, er würde diesen Song mit 50 sicher nicht mehr singen, ist längst obsolet und wird von ihm auch mit viel Selbstironie persifliert. Schluss war übrigens lange vor 22 Uhr – da stand ja schließlich das WM-Duell zwischen Belgien und den USA an.

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