Arena Open Air

Belle And Sebastian brachten Wien zum Tanzen

Musik
20.06.2014 01:06
Exakt zu Fronleichnam ist die Wiener Arena in die neue Open-Air-Saison gestartet. Zum Debüt am sommerlichen Donnerstagabend durfte die britische Indie-Pop-Legende Belle And Sebastian begrüßt werden, die neben vielen Hits und guter Stimmung eine kräftige Dosis Humor in ihr Set mischte. Mehr als nur ein schnöder Support: die Kärntner Alternative-Rocker Naked Lunch.
(Bild: kmm)

Ein besonderer Tag für Musik-Connaisseure in Wien ist alljährlich der Start der Open-Air-Saison in der Wiener Arena. Diese bietet in diesem Jahr mit Künstlern wie Marilyn Manson, Elbow oder The National massenhaft internationale Top-Stars auf – die Mischung aus heimeliger Atmosphäre, guter Sicht auf die Bühne und durchschlagendem Sound ist in der Bundeshauptstadt zudem einzigartig. Der Auftakt mit den schottischen Indie-Pop-Legenden Belle And Sebastian und den Kärntnern Naked Lunch ging zudem trocken über die Bühne. Die wenigen Regentropfen bei einsetzender Dunkelheit verzogen sich glücklicherweise wieder schnell.

Großes Heimatkino
Bei Tageslicht überzeugten die Kärntner Alternative-Rocker Naked Lunch. Sie in eine bestimmte musikalische Schublade zu kategorisieren, wäre verlorene Zeit und Liebesmüh – zu vielseitig, vertrackt und gleichzeitig doch wieder eingängig erklingen die emotionalen Kompositionen, welche vor allem durch Sänger und Gitarrist Oliver Welter optisch verstärkt werden. Mit Inbrunst vorgetragener Gesang, exaltierte Bühnenbewegungen und eine große Portion gute Laune konnten auch das gut gefüllte Freiluft-Areal begeistern. Als Welter nach dem offiziellen Konzertteil "Shine On" solo anstimmt und von der Band zusehends zum musikalischen Höhepunkt begleitet wird, kommt Gänsehautfeeling auf. Großes, aber stets unterbewertetes österreichisches Musik-Kino.

Trotz des WM-Schlagerspiels Uruguay gegen England, sommerlichem Grillwetter und Feiertagsstimmung scheint die Arena zum Open-Air-Debüt 2014 maximal gefüllt zu sein. Der Anlass dafür sind die schottischen Indie-Popper Belle And Sebastian. Eine Band, die ohnehin nicht oft live spielt, wenn, dann meistens nur auf Festivals auftritt und zudem als medien- und kontaktscheu gilt. Die Devise? Nur kein Stress. Auch wenn die Band aufgrund seltener Albumaufnahmen die einstige globale Popularität einbüßte, ist sie immer noch ein absolutes Zugpferd, wenn es um Live-Auftritte geht.

Keine Effekthascherei
Das verwundert in Zeiten konzertierender Effekthascherei vor allem deshalb, weil Belle And Sebastian sich nicht um optischen Firlefanz kümmern, sondern die Musik sprechen lassen. Ein schlichter Banner auf der Bühnenrückseite reicht auch in Wien, dem einzigen Nicht-Festival-Auftritt des schottischen Septetts mit dem Sinn für das Zurückhaltende. Mit dem Instrumental "Judy Is A Dick Slap" startet die Band mutig in das eineinhalbstündige Set, das einen bunten Querschnitt über mittlerweile fast zwei Dekaden geruhsamen Indie-Sound bietet.

Entgegengesetzt zu allen Vorurteilen und Vermutungen zeigt sich besonders Frontmann Stuart Murdoch charismatisch und witzig, palavert über den Feiertag und das lange Wochenende, interagiert mit dem mehr oder weniger tanzenden Publikum und kündigt den Song "Piazza, New York Catcher" damit an, "den großen österreichischen Sport Baseball" zu besingen. Humor und Spielfreude halten sich die Waage. Songs wie "Another Sunny Day", "The Boy With The Arab Strap" oder das von Gitarrist Stevie Jackson gesungene "To Be Myself Completely" fallen mal flotter und mal gemütlicher aus, vereinen mit partiell eingesetzten Trompeten-, Keyboard- und Geigenklängen aber ein buntes Potpourri einprägsamer Instrumente.

Souverän und selbstsicher
Den einst so harten Abgang von Cellistin Isobel Campbell zu Grunge-Legende Mark Lanegan haben Belle And Sebastian längst überstanden. Nicht zuletzt die einnehmende Bühnenpräsenz des komplett in Weiß gewandeten Frontmannes und die grandios aufspielende Backing-Band strahlen souveräne Selbstsicherheit aus. Dazu kommen noch eine Wagenladung Hits, die zusammengerechnet auf eine unendliche Spielzeit an Indie-Airplay kommen würden.

"I Want The World To Stop" oder das eindringliche "Judy And The Dream Of Horses" sind etwa solche Paradebeispiele, dazwischen dürfen sich einige glückliche Fans auf der Bühne die bösen Geister raustanzen und ein Küsschen von Murdoch abholen. Der schüchterne Charmeur kündigte übrigens in einem Interview ein weiteres Album von Belle And Sebastian an. Ohne Stress. Natürlich.

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