Der Countdown läuft: In einer Woche geht die Koralmbahn in Betrieb. Eine Herausforderung für die Lokführer, denn neben der Strecke ist auch die Technik neu. Florian Rettensteiner (31) erfüllt sich dennoch einen Kindheitstraum.
In der Früh rein ins Büro, am Nachmittag wieder raus: Bei vielen Menschen ist der Arbeitsalltag Routine pur. Es geht aber auch anders: „Zu Beginn fahre ich manchmal einen Güterzug, dann einen Regionalzug, am Ende einen Schnellzug“, beschreibt Florian Rettensteiner einen möglichen Dienst.
Der 31-Jährige ist in Graz Lokführer bei den ÖBB – und erfüllt sich damit einen Kindheitstraum. „Seit ich drei Jahre alt bin, wollte ich bei der Eisenbahn arbeiten.“ Aufgewachsen in Altenmarkt-Zauchensee (Salzburg), verschwand er schon als Kind immer wieder aus der elterlichen Wohnung, um am kleinen Bahnhof im Ort auf Züge zu warten. „Meine Mutter wusste, wo sie mich findet.“
Den Kindheitstraum erfüllt
Später zog die Familie ins südoststeirische Gnas, mit 15 Jahren begann Rettensteiner eine Lehre bei den ÖBB. Doch just als er sie beendete, herrschte Aufnahmestopp bei den Lokführern. „Ich wollte aber unbedingt im Unternehmen bleiben, daher hab ich zwei Jahre lang im Bereich Fahrweg-Oberleitungen gearbeitet.“ 2015 konnte er endlich seine Ausbildung als Lokführer beginnen, ein Jahr später legte er die Dienstprüfung ab.
Alles auf Schiene? Nun, zuerst sind Lokführer nur im näheren Umkreis unterwegs, langsam tastet man sich an weitere Strecken und schnellere Züge heran. „Jedes Fahrzeug funktioniert anders, die Technik ist herausfordernd. Auch die Strecken sind unterschiedlich.“ Wo ist Rettensteiner am liebsten unterwegs? „Über das Ennstal nach Bischofshofen, in die Region meiner Kindheit. Landschaftlich ist es wunderschön. Als ich vor zwei Jahren das erste Mal dort gefahren bin, sind mir die Tränen gekommen.“
Mit 230 km/h in Richtung Kärnten
Jetzt kommt eine neue Strecke dazu: die Koralmbahn zwischen Steiermark und Kärnten, die in genau einer Woche in Betrieb geht. „Anfang August bin ich dort das erste Mal gefahren, seitdem schule ich Kollegen ein.“ 15 Tage ist er bisher schon zwischen Graz und Klagenfurt hin- und hergefahren.
Landschaftlich, so ehrlich ist er, hat die stark verbaute Strecke weniger Reiz als beispielsweise der Semmering – aber mit 230 km/h unterwegs zu sein, „das ist beeindruckend, ein Wahnsinn“. Aufgrund des Tempos kommt eine völlig neue Technik zum Einsatz: Es fehlen klassische Lichtsignale, vielmehr werden die Informationen via Funk auf ein Display im Führerstand eingespielt. Eine große Änderung, gerade für ältere Kollegen.
Die Babyboomer gehen jetzt in Pension, wir haben aber gottseidank viele, die eine Ausbildung beginnen.

Wolfgang Rodler
Bild: Christian Jauschowetz
Dienstbeginn: Sonntag um 3 Uhr früh
Apropos: Die Babyboomer gehen derzeit in Pension, umso wichtiger ist der Nachwuchs: Pro Jahr beginnen 70 Lokführer in Graz ihre Ausbildung. „Der Zulauf ist derzeit groß, es kommen TU-Abgänger, HTL-Absolventen und Fachkräfte“, sagt Wolfgang Rodler, Leiter der IT-Operations bei den ÖBB in Graz. Lokführer ist ein verantwortungsvoller Job mit unregelmäßigen Arbeitszeiten. „Dienstbeginn kann auch Sonntag um 3 Uhr früh oder am Heiligen Abend um 18 Uhr sein“, so Rettensteiner.
Er nimmt das in Kauf: „Es macht einfach Spaß. Ich bin draußen in der Natur – am Führerstand dennoch geschützt vor der Witterung.“ So auch am 27. Dezember. Da wird Rettensteiner, der mittlerweile vor allem als Lehr-Lokführer im Einsatz ist, das erste Mal planmäßig auf der Koralmbahn unterwegs sein: mit einem Railjet geht es Richtung Villach, mit einem Nachtzug zurück.
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