Bärin Mici zog jetzt aus Slowenien ins Gehege des schmerzlich vermissten Mark in Arbesbach (Niederösterreich) ein.
Es war einer dieser Momente, in denen selbst jene, die viele Tier-Rettungen hinter sich haben, unweigerlich schlucken müssen. Mit leisen Schritten, vorsichtig wie ein Wesen, das sein eigenes Glück noch nicht recht fassen kann, betrat Bärin Mici ihr neues Reich im Bärenparadies der ,Vier Pfoten’ in Arbesbach ein! Dort, wo einst Mark, der Patenbär von „Krone“-Ökoredakteur Mark Perry, seine letzten, endlich friedvollen Tage verbracht hatte. Der Blick der Aktivisten war feucht – aus Trauer, aber auch aus einer tiefen Rührung, die alle gleichermaßen erfasste: Denn eine gequälte „Seele“ findet ein Meister Petz-Paradies, das ihr endlich Ruhe schenkt.
Jahrzehnte im Käfig – ein Leben, das keines war
23 Jahre alt, eine Slowenin, ein Leben lang hinter Gittern eines Restaurantkäfigs in Žirovnica bei Bled. Für Mici gab es keinen Wald, keinen Winterduft, keinen weichen Boden. Nur Gitterstäbe, Beton und die unerträgliche Neugier von Menschen, vor denen sie sich nie zurückziehen konnte.
„Schon beim ersten Lokalaugenschein war klar, wie nervös und gestresst sie war“, erinnert sich Vier Pfoten-Direktorin Eva Rosenberg. Heute, einen Herzschlag später, öffnet sich für Mici ein neues Kapitel.
Der erste Schritt in die Freiheit
Als die schwere Transportkiste im Eingewöhnungsgehege geöffnet wurde, zögerte sie nur kurz – dann streckte sie vorsichtig die Nase in die kühle Waldviertler Luft. Ein Rascheln, ein Duft, ein Futterhaufen, der eigens für sie vorbereitet worden war. „Dass sie langsam zu fressen beginnt, ist ein gutes Zeichen“, sagt Rosenberg. Und tatsächlich: Mici schnupperte, tastete, erkundete. Jede Pfote schien ihr zuzuflüstern, dass dies ihr Boden war. Ihr erster richtig guter Boden.
Eine neue Heimat – mit Option auf den ersten echten Winter
Noch weiß niemand, ob Mici – zum ersten Mal in ihrem Leben – eine Winterruhe halten wird. Aber die Voraussetzungen sind da: ein geheizter Innenraum, Stroh, Sicherheit. „Es wäre eine echte Freude fürs ganze Team, wenn sie es sich heuer erstmals gemütlich machen und ruhen würde“, so Rosenberg gerührt. Ein Satz, der klingt wie eine stille Hoffnung für ein Leben, das so viel gut zu machen hat.
Felix als Vorbild – Hoffnung als täglicher Begleiter
Der Anblick von Felix, jenem slowenischen Bären, der im Mai befreit wurde, macht die Helfer optimistisch. Der einst verstörte Vierbeiner hat sich zu einem neugierigen, kräftigen Bewohner des Refugiums entwickelt. „Wir hoffen, dass auch Mici Vertrauen fasst“, so Rosenberg. „Hier darf sie sich zurückziehen, wann immer sie will.“ Ein Satz, simpel – und gleichzeitig der schönste Luxus eines Wildtiers.
Mit Micis Befreiung ist in Slowenien nur mehr ein einziger Bär in Privathaltung übrig: der 22-jährige Tim. Ein alter Bär in einem privaten Mini-Zoo, ohne gültige Lizenz, hinter Beton – und ohne Zukunft, wenn niemand eingreift. Doch die Behörden haben endlich gehandelt: Ein Gesetz, das die private Haltung gefährlicher Wildtiere verbietet, steht unmittelbar bevor. „Tim ist alt. Er darf keine Zeit verlieren. Wir wollen ihn nach Arbesbach bringen - so schnell wie möglich“, sagt Rosenberg und ballt unbewusst die Hand. Es ist diese Mischung aus Fachwissen und Kampfgeist, die so oft den Unterschied macht.
Als Mici die Grenze ihres neuen Geheges erreicht und erstmals innehalten darf, scheint ein leiser Wind durch die Tannen zu gehen. Ein Wind, der an alle Meister Petz zuvor erinnert, die von hier aus in den Tierhimmel gingen. Dass Mica nun genau dort lebt, wo Perrys Patenbär einst Frieden fand, ist ein Kreis, der sich schließt. Kein lauter, kein großer – aber ein tief bewegender. Aktivistin Elisabeth Penz: „Ein Bärenleben beginnt neu – und mit ihm die Hoffnung, dass kein weiterer mehr warten muss.“

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