Gegen einen Makler, der eine Erbengemeinschaft bei einem Grundstücksverkauf mithilfe einer vermeintlichen Strohfrau über den Tisch gezogen haben soll, hat in Wels der Prozess begonnen. Die mitangeklagte 56-Jährige habe die Immobilie um rund 300.000 Euro unter Wert erworben, bessere Angebote seien den Verkäufern verschwiegen worden. Das Duo ist nicht geständig.
Die Erben wollten ab 2015 die städtische Liegenschaft zuerst selber veräußern, ein Jahr später übergaben sie die Gründe an den Makler. Die Zweitangeklagte, die zur Familie des 54-Jährigen ein Naheverhältnis hat, soll laut Staatsanwältin eigens eine Firma gegründet haben und als deren Geschäftsführerin ein Angebot gelegt haben. Geboten wurden 935.000 Euro, obwohl das Grundstück laut Verkehrswert 1,2 bis 1,3 Millionen Euro wert gewesen wäre.
Bessere Angebote verschwiegen
Bessere Offerten seien den Verkäufern einfach verschwiegen worden, so der Vorwurf der Staatsanwältin. Dafür seien ihnen etwa aus dem Umfeld der beiden Angeklagten schlechtere Scheinangebote vorgelegt worden, sodass sie 2017 an die Zweitangeklagte verkauften.
„Keine Vertuschung“
Der Verteidiger des Maklers hingegen sieht keine „Vertuschung“ wie von der Staatsanwältin vorgeworfen. Es habe kein höheres schriftliches Angebot „existiert“ und der erzielte Kaufpreis sei nicht deutlich zu niedrig gewesen. Der Makler fand erst keinen passenden Käufer, bei vorliegenden Angeboten ging es immer nur um den Erwerb einer der beiden Flächen, sagte dieser vor Gericht. Allerdings gab es wohl zeitgleich Offerte für Teilflächen. In Summe gesehen wäre damit ein Kaufpreis von weit mehr als einer Million Euro erzielt worden. Der Angeklagte betonte, dass die Erbengemeinschaft nur einen Käufer wünschte.
Grundstück als Altersvorsorge gesehen
Dessen Vater, bei dem die mutmaßliche Strohfrau seit Jahren beschäftigt war, informierte diese dann 2017 über das zum Verkauf stehende Grundstück als eine mögliche Altersvorsorge und bot finanzielle Unterstützung an. Aus steuerlichen Gründen habe sie daher eine GmbH gegründet, bevor sie das „Investment“ tätigte, meinte sie. Ihr persönliches Limit sei eine Million Euro gewesen.
Ex-Interessent zeigte Fall an
Erst durch eine Anzeige eines vermeintlichen Unbekannten im Jahr 2023, laut Verteidiger ein ehemaliger Kaufinteressent, sei es dann zu den langwierigen Ermittlungen gekommen. Der Prozess soll am 4. Dezember fortgesetzt werden.

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