Nun aufgetauchtes Schreiben wirft ein neues Licht auf die Causa rund um die Wohnbaugesellschaft.
Ungereimtheiten, Widersprüche und viele Fragezeichen: Wie berichtet, hat das Land im Zuge einer Sonderprüfung der Neuen Eisenstädter einige Unstimmigkeiten festgestellt und deswegen einen Regierungskommissär eingesetzt. Nur kurz darauf stellte der Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen – Revisionsverband genau diese Mängel allerdings in Abrede: Die genannten Ungereimtheiten seien in den „regelmäßig durchgeführten gesetzlichen Prüfungen des Revisionsverbandes nicht festgestellt“ worden, hieß es damals.
Hohe Fremdfinanzierung
Der „Krone“ liegen nun aber Unterlagen vor, welche einen anderen Schluss zulassen. Im Prüfbericht des Revisionsverbandes über die Neue Eisenstädter vom Geschäftsjahr 2023 steht zu lesen, dass der Fremdfinanzierungsanteil für Grundstücke „im Branchenschnitt relativ hoch“ sei und dass „durch die laufenden Zinszahlungen die Grundkosten verteuert“ würden, was zu „höheren, verrechenbaren Grundkosten im Rahmen der Mieten- und Kaufpreiskalkulation“ führe.
Nicht branchenüblich
Branchenüblich ist, dass die Grundstücksreserven zu 60 bis 70 Prozent durch Eigenmittel finanziert werden. Laut dem Prüfbericht waren bei der „Neuen Eisenstädter“ allerdings rund 62 Prozent fremdfinanziert – also genau umgekehrt.
Zinsen als Preistreiber
Für Experten ist klar, dass dieser hohe Grad an Fremdfinanzierung zu zusätzlichen Kosten geführt hat, was sich auf die Höhe von Mieten und Kaufpreise für Wohnungen niedergeschlagen haben dürfte. Genau das kritisierte der Revisionsverband zumindest im Bericht und empfahl, bei der Grundstücksfinanzierung mehr Eigenmittel zu verwenden.
Die mögliche Rolle der Banken
Es stellt sich also die Frage, warum die Wohnbaugesellschaft so stark auf fremdes Geld gesetzt hat. „Das kann natürlich ein Gewinnvehikel für Banken sein, über die die Finanzierung gelaufen ist. Man darf davon ausgehen, dass das zu einem hohen Ausmaß die Banken waren, die auch Eigentümer der Neuen Eisenstädter sind – also die Raiffeisen Landesbank und die Erste Bank“, mutmaßen Brancheninsider. Kritisch wird auch die Rolle des Revisionsverbandes betrachtet. Dieser sei Aufsichtsinstanz und Interessenvertretung. „Das ist, wie wenn der Schiedsrichter von der eigenen Mannschaft ist“, so böse Zungen.
Suche nach Antworten
Es bleibt die Frage: Haben die Banken zulasten der Mieter Profit gemacht? Die Antwort darauf zu finden, wird wohl Aufgabe des Untersuchungsausschusses sein, der im Jänner startet. Zusätzlich läuft aktuell eine zweite Sonderprüfung der Wohnbaugesellschaft, die unter anderem auch die Grundstückskäufe unter die Lupe nimmt.
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