Moderne Märchen aus OÖ

„Prinzessin Tim“: Diversität im Bilderbuch

Oberösterreich
22.11.2025 17:00

„Wer entscheidet denn, was normal und was gut ist?“ Mit modernen Märchen möchten eine Elementarpädagogin und ein Schüler die Welt gemeinsam ein Stück bunter und friedlicher machen. Denn: „Sind wir nicht alle ein bisschen anders?“

Es war einmal eine Elementarpädagogin, die fand, dass Märchen ein Update brauchen. Statt von Prinzessinnen mit langen Zöpfen und Helden mit Schwertern träumte Anke Dopona von Geschichten, in denen jeder sein darf, wie er ist – und gerade dafür geliebt wird. „Im Kindergarten begegnen mir ja die unterschiedlichsten Persönlichkeiten“, sagt die vierfache Mama aus Sattledt, die dort eine betriebliche Kinderbetreuung leitet. „Wer bestimmt denn, was gut und normal ist? Jeder ist richtig und hat einen Platz in dieser Welt – egal, wie er aussieht, woher er kommt oder welche Fähigkeiten und Besonderheiten er mitbringt.“

Rollenbilder sitzen tief
Wie früh Kinder in ihrer freien Entwicklung begrenzt werden, weiß die Pädagogin aus ihrer täglichen Arbeit. „Wir haben im Kindergarten ein rosa Fahrrad. Da mussten sich Buben schon des Öfteren anhören: ,Warum fährst du damit? Das ist doch für Mädchen.‘ Solche Rollenbilder sitzen tief.“ Es gehe nicht darum, Kinder in eine bestimmte Richtung zu drängen, sondern ihnen die Freiheit zu geben, sich ohne Rollenklischees und Erwartungen zu entfalten. Die Idee für die Bilderbuchreihe „Märchenhaft Anders“ war geboren – für die der deutsche Familienliedermacher Daniel Dorfkind sogar schon einen eigenen Song geschrieben hat.

Als „Matilda“ ihre erste Brille bekommt, eröffnet sich ihr eine ganz neue Welt am ...
Als „Matilda“ ihre erste Brille bekommt, eröffnet sich ihr eine ganz neue Welt am Christkindlmarkt. Doponas neuestes Buch passt gut in die Adventzeit.(Bild: Markus Wenzel)
Als „Matilda“ ihre erste Brille bekommt, eröffnet sich ihr eine ganz neue Welt am ...
Als „Matilda“ ihre erste Brille bekommt, eröffnet sich ihr eine ganz neue Welt am Christkindlmarkt. Doponas neuestes Buch passt gut in die Adventzeit.(Bild: Markus Wenzel)

„Unterschiede sollten kein Hindernis, sondern Bereicherung sein“
„Ich hab’ gewusst, dass der Sohn meiner Freundin gern zeichnet.“ Also hat sich die 50-Jährige mit dem 18-jährigen Niklas Haslinger zusammengetan. Ihr erstes Buch „Prinzessin Tim“ wurde veröffentlicht – erntete aber nicht nur positive Reaktionen. „Es ist ein Thema, das aufregt und nicht bei allen auf Verständnis stößt. Und dabei geht es im Buch eigentlich nur darum, dass der kleine Tim einmal etwas Neues ausprobieren möchte.“

Für Dopona nur ein weiterer Grund, sich für Vielfalt und Toleranz stark zu machen: „Ich denke, dass sich seit meiner Kindheit schon viel getan hat und die Menschen heute mehr über den Tellerrand schauen. Das gefällt mir sehr. Aber es ist noch viel Luft nach oben.“

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Du bist ja eh schon erwachsen, Papa.

 Julius (8) aus Engerwitzdorf auf Papas Wunschgedanken hin, dass ihn sein Sohn auch später als Erwachsener noch so umarmt

Das Gefühl, anders zu sein, ist Haslinger nicht fremd. „Wenn man in der Schule nicht in die Norm passt, zum Beispiel schlecht im Sport ist, gehört man nicht zu den ,Coolen‘. Ich selbst mache zum Beispiel viel mit Mädchen, weil wir nur vier Buben in der Klasse sind und ich mich mit den anderen nicht so gut verstehe. Dafür werde ich manchmal schief angeschaut. Ich finde, das sollte heutzutage nicht mehr so sein. Richtig wäre doch, Unterschiede nicht als Hindernisse, sondern als Bereicherung zu sehen.“

„Wenn es kein Märchen bleiben soll, dann leben wir es heute“
Mit „Matilda mit der Brille“, einer weihnachtlichen Geschichte über das Sehen und Gesehenwerden, ist nun Band zwei erschienen. Der dritte ist bereits in Arbeit – und es spuken noch viele weitere Ideen im Kopf der Autorin herum. Das Duo richtet seine Bücher ganz bewusst an Kinder ab vier Jahren. „Wir wollen in modernen Märchen Werte vermitteln, die wichtig für ein friedliches Miteinander sind, und Mut machen. Je früher Kinder sensibilisiert werden, desto besser“, findet Dopona.

(Bild: Krone KREATIV/Markus Wenzel, stock.adobe.com)

Ihr Tipp an Familien für mehr Vielfalt im Alltag? „Offen sein, Interesse am Kind zeigen. Das, was es beschäftigt, nicht einfach abtun, sondern Fragen dazu stellen, wie: ,Was gefällt dir daran? Möchtest du es ausprobieren?‘“ Denn, wie die Autorin am Ende ihrer Bücher schreibt: „Wenn es kein Märchen bleiben soll, dann leben wir es heute.“

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