Walzerkönig André Rieu kommt nach Wien und gastiert am 19. und 20. November in der Stadthalle. Ein Gespräch mit dem Geiger über fröhliche Sonntagskinder und einsame Solisten, das Neujahrskonzert, seinen Gemüsegarten – und Außerirdische, die Walzer tanzen.
„Krone“: Wenn Sie Johann Strauss zum 200. Geburtstag gratulieren könnten, was würden Sie ihm mitteilen?
André Rieu: Ich würde ihm zuallererst sagen, dass ich sein größter Fan bin. Dass ich ihm endlos dankbar bin, dass er alle diese schönen Walzer komponiert hat. Und dass ich hoffe, dass er zufrieden ist, so wie ich seine Musik spiele.
Ich bin ein Sonntagskind! Wahrscheinlich hat das die Liebe zu Strauss so tief in mein Herz gepflanzt.
André Rieu
Woher kommt die große Liebe zu Strauss? Wie lange begleitet Sie seine Musik schon?
Mein ganzes Leben. Mein Vater war Dirigent des hiesigen Sinfonieorchesters und schon als Kind, habe ich seine Konzerte erlebt. Er hat viel moderne französische Musik, auch Beethoven oder Rachmaninoff gespielt – aber er liebte Strauss-Walzer als Zugabe. Schon als Junge merkte ich, dass in dem Moment, als er Walzer spielte, sich das Publikum plötzlich veränderte. Bei Beethoven, Rachmaninoff, Bach, hat es still und andächtig zugehört, aber bei Strauss wurden alle locker, manche fingen sogar an zu summen. Außerdem bin ich ein Sonntagskind, denn meine Mutter erzählte mir immer: Du warst fröhlich und sonnig, vom Moment an, als Du geboren wurdest. Wahrscheinlich hat das alles zusammen die Liebe zu Strauss so tief in mein Herz gepflanzt.
Was macht seine Musik mit uns? Warum ergreift und berührt sie jeden?
Es ist die Art und Weise, wie er das komponiert hat, das ist unglaublich. Das sind wirklich nicht nur so kleine Ländler, sondern Stück für Stück Kunstwerke. Und dazu kommt der Dreivierteltakt – wenn der gut gespielt ist, dann sieht man, wie das Publikum mitgezogen wird. Man kann nicht anders, als das zu lieben.
Solist wollte ich ohnehin nie werden, weil das ein ungeheuer einsamer Beruf ist.
André Rieu
Wann kam die Idee mit dem eigenen Strauss-Orchester?
Sehr schnell. Ich war eine Weile lang Orchestermusiker bei meinem Vater. Solist wollte ich ohnehin nie werden, weil das ein ungeheuer einsamer Beruf ist, sondern immer mit einer Gruppe spielen. Aber im Symphonieorchester habe ich schnell gemerkt, dass alle nur über die Gewerkschaft und Geld reden, doch niemand über Musik. Daher beschloss ich, mein eigenes Orchester zu gründen.
Ihr neue CD heißt „Thank You, Johann Strauss!“. Ich nehme an, es ist Ihre Gabe zum Jubiläumsjahr?
Das ist die Idee dahinter. Wir haben so viel Strauss gespielt und so viel aufgenommen. Daher dachten wir, dass wir ihm zu Ehren, die Welt einmal hören lassen sollten, was wir so gemacht haben – und ich hoffe, dass er das von Oben hört und zufrieden lächelt.
Sie kommen jetzt nach Wien, in die Stadt von Johann Strauss. Was bedeuten Ihnen die diese Auftritte?
Ich habe viel gespielt in Wien, auch im berühmten Musikverein. Wir haben mehrere Open Airs gegeben, vor Schönbrunn oder am Michaelerplatz. Wir haben im Schloss Belvedere gespielt. Die zählen wirklich zu meinen schönsten Konzerten und jetzt spielen wir jedes Jahr in der Stadthalle. Das Schöne an Wien ist, da kommen natürlich neben den Wienern auch viele Gäste aus der ganzen Welt. Weil es eben Wien ist – und die sagen dann: Ah, André spielt in Wien, da wollen wir gleich ein Wochenende daran knüpfen.
Sie haben Schönbrunn auch groß auf dem CD-Cover. Eigentlich müsste Ihnen der Tourismusverband einen Orden verleihen?
Ich habe einen Orden von Österreich bekommen! Weil ich die schöne Wiener Musik in die ganze Welt bringe. Aber ich bin natürlich immer offen für noch einen Orden (lacht)!
Ich kann nicht tanzen! Das ist zwar unglaublich, aber ich spiele die Musik – und andere tanzen.
André Rieu
Ich habe gehört, Sie trainieren täglich. Hält das fitter als Walzer und Polka tanzen?
(Lacht) Ich kann nicht tanzen! Das ist zwar unglaublich, aber ich spiele die Musik – und andere tanzen. Ich halte mich fit mit Sport. Ich habe einen Weinkeller in meinem Haus gebaut. Doch dann beschlossen, keinen Alkohol mehr zu trinken. Also: alle Weine raus – und einen Sportkeller rein.
Sie bauen auch Ihr Gemüse selbst an?
Vor ein paar Jahren habe ich einen Kongress eröffnet hier in Maastricht. Ein Professor hat mich gefragt, nachdem Musik bei Parkinson hilft, ob ich darüber sprechen möchte. Dabei habe ich auch entdeckt, dass es einen bewiesenen Zusammenhang zwischen der Krankheit und Pestiziden gibt. Also habe ich zu meinen Gärtnern gesagt: Jungs, ab sofort bauen wir unser Gemüse selbst an.
Bei Strauss und Wien, fällt einem sofort das Neujahrskonzert der Philharmoniker ein. Waren Sie schon einmal live dabei?
Ich höre es natürlich jedes Jahr, aber selbst war ich noch nie drinnen.
Man könnte Ihnen also eine Freude mit Neujahrskonzertkarten machen?
Ja, uuhh, das ist eine gute Idee!
Würden Sie gerne selbst einmal mit der Geige in der Hand, so wie früher Willi Boskovsky oder Lorin Maazel, das Neujahrskonzert dirigieren?
Nein. Die Wiener machen das, so wie es die Wiener machen – und ich mache das auf meine Art.
Können Sie Strauss überhaupt noch hören?
Oh ja, jede Minute. Erinnern Sie sich noch an die Voyager-Raumfähren Ende der Siebziger-Jahre? Da gab es den Wissenschaftler Carl Sagan, der hat auch Musik mitgeschickt und dafür Bach gewählt. Ich habe mir damals sofort gedacht, das ist ein Fehler, das hätte Strauss sein müssen.
Das dürfen dann die Außerirdischen beurteilen!
Das weiß ich nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass auch sie diese Musik lieben, und ich sehe sie schon irgendwo Walzer tanzen.
Haben Sie ein Lieblingsstück von Strauss?
Das ist natürlich eine schwierige Frage. Wir spielen am Ende jedes Konzerts den „Donauwalzer“ mit unglaublich viel Freude und Spaß. Aber mein aktuelles Album fängt an mit „Sphärenklänge“ von Josef Strauss. Diese Komposition ist so unglaublich schön. Das muss man gehört haben. Auch meine Biografie, die gerade erschienen ist, endet mit einem Dankeschön an Johann Strauss!
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.