„Wir wollen Emma zurück!“ Das wünschen sich Elisabeth und Samuel Daglinger (beide 20) aus Salzburg. Sie haben Beeinträchtigungen und dürfen ihr Kind daher nicht selbst großziehen, entschied die Behörde. Dabei sehnen sie sich nur nach mehr Selbstständigkeit.
„Wir wollen doch nur als kleine eigene Familie zusammenleben“, äußert Samuel Daglinger beim „Krone“-Besuch seinen Wunsch. Seine Frau Elisabeth Daglinger stimmt zu: „Von der Behörde haben wir keine Chance bekommen.“
Selbst in Einrichtungen aufgewachsen
Das junge Ehepaar, beide sind erst 20 Jahre alt, hatte es in bisherigem Leben schwerer als andere: Beide haben mit geistigen Beeinträchtigungen zu kämpfen, beide wuchsen in Betreuungseinrichtungen ohne ihre Eltern auf und beide müssen mit Erwachsenenvertretern zusammenarbeiten.
Das bedeutet auch: Für alles Mögliche brauchen sie die Zustimmung anderer. Oftmals fühlen sie sich deshalb nicht gehört oder verstanden – Beschwerden und Meinungen werden nicht ernst genommen, sagen sie. Deshalb sehnen sich Samuel und Elisabeth nach mehr Freiraum. „Wir möchten selbstständiger sein, aber es wird uns nicht erlaubt.“
Behörde nahm Kind wegen Gefahr im Verzug ab
Kennengelernt haben sie sich 2021. Im Mai 2025 heirateten sie, im August kam Tochter Emma auf die Welt. „Sie war ein Wunschkind, vielleicht ist sie nur etwas zu früh gekommen“, findet Samuel. Nach der Geburt kam Elisabeth mit dem Baby ins Mutter-Kind-Heim in Seekirchen.
Dort lief es nicht so wie gewünscht: „Sie unterstellten mir, überfordert zu sein. Es ist mir zu viel geworden, darum wollte ich wieder zur Mama“, berichtet Elisabeth. Doch die Großmutter lebt im Pongau mit ihrem Partner in einer Zweizimmerwohnung – die Behörde äußert Zweifel aufgrund vergangener Konflikte und fehlendem Platz.
Wir würden die Emma niemals vernachlässigen. Wir tun alles für die Kleine!
Elisabeth und Samuel Dagli
Anfang Oktober eskalierte die Situation im Heim, sogar die Polizei kam zur Kindesabnahme. „Dann hat es wegen Gefahr im Verzug geheißen, dass wir jetzt unser Kind abgeben müssen“, berichten die Eltern. Ein Misshandlungsrisiko und die Gefahr der Vernachlässigung sieht das Jugendamt und beantragte die Entziehung der Obsorge.
„Wir würden die Emma niemals vernachlässigen. Wir tun alles für die Kleine“, betonen dagegen die Eltern. Emma kam zu Pflegeeltern – organisiert vom SOS-Kinderdorf.
Die jüngsten medialen Berichte über diese Organisation machen den Eltern noch mehr Sorgen. Sie dürfen ihr Kind regelmäßig auch besuchen. Nur: „Es tut jedes Mal weh, wenn wir nach dem Besuch Emma zurücklassen müssen.“
Auf „Krone“-Nachfrage wollte das Jugendamt „aus Datenschutzgründen“ nichts zum Fall sagen. Bei solchen Fällen werde von zwei Fachkräften eine Gefährdungsabklärung zum Kindeswohl durchgeführt und genau geprüft, heißt es.
Eine spezielle Wohneinrichtung für beeinträchtigte Eltern mit Kindern gibt es – anders als in Tirol oder Bayern – in Salzburg nicht. Dabei haben Menschen mit Beeinträchtigung genauso ein Recht auf Familie – festgelegt im Artikel 23 der UN-Behinderten-Konvention.
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