Opernkritik

„La Bohème“: Neuinszenierung mit Schwächen

Vorarlberg
26.10.2025 17:15

Das Theater Sankt Gallen hat derzeit eine Neuinszenierung von Puccinis Oper „La Bohème“ im Spielplan – zwar mit großartigen Sängerinnen und Sängern, aber nicht immer überzeugender Regie.

Letzten Samstag, am Welttag der Oper, konnte man auch von Vorarlberg aus diese Kunstform genießen. Nämlich in Sankt Gallen die B-Premiere von Giacomo Puccinis Welthit „La Bohème“. Es ist eine Neuinszenierung der jungen Münchnerin Guta Rau, die jüngst mit zwei großartigen Arbeiten – Mozarts „Zauberflöte“ und Johann Strauß’ „Fledermaus“ – für Aufsehen gesorgt hatte. Eines gleich vorweg: Die Inszenierung in Sankt Gallen überzeugte nicht in diesem Maße.

Keine Schwachstelle im Ensemble
Dass diese Aufführung dennoch besuchenswert ist, ist dem ausnahmslos fabelhaften Sängerensemble zu danken – und das ist besonders bei diesem Werk essenziell. Im Mittelpunkt steht das Liebespaar Rodolfo und Mimi, von Brian Michael Moore und Sylvia D’Eramo gegeben. Er ist ein junger Mann mit strahlendem Tenor, einer, der voll im Saft steht. Sie ist in Erscheinung und Stimme eine Idealbesetzung für diese schlichte junge Frau, die an Schwindsucht erkrankt ist. Rodolfos Freunde, mit denen er armselig in einer Künstler-WG lebt, sind ebenfalls gestandene Burschen, und gerade im ersten Akt singen Vincenzo Neri als Marcello, Felix Guggli als Schaunard und Jonas Jud als Colline auch ziemlich laut. Das Orchester unter Modestas Pitrenas gibt da ebenfalls Gas, um aber später auch viel Zartes und Poetisches erklingen zu lassen: eine schöne und differenzierte Gesamtleistung.

Klar erkennbarer feministischer Anstrich
Wie in Ihren früheren Inszenierungen ist Guta Rau auf der Seite der Frau. So ist es offenbar Mimi, die Rodolfo erobern will. Denn vor seiner Türe bläst sie ihre Kerze aus, um dann zu behaupten, sie hätte kein Licht und er müsse ihr helfen. Und als Mimi schließlich stirbt, sind die coolen Typen des Künstlerquartetts ziemlich hilflos. Dass sie inzwischen Karriere gemacht haben und im vierten Akt offenbar eine noble Vernissage feiern, ist eine andere der wenig konsequenten Regieideen. Denn warum muss Mimi inmitten der Partygesellschaft am nackten Fußboden liegend an ihrer Schwindsucht sterben? Da kann auch die zuerst kapriziöse, nun sehr mitfühlende Musetta (Kali Hardwick) nicht mehr helfen. Wenig überzeugend sind die variablen Stellwände, die das Bühnenbild von Isabelle Kittnar im Wesentlichen ausmachen, ansprechend jedoch die von Melina Poppe entworfenen Kostüme, die zwischen Historie und der heutigen Zeit changieren. Noch bis Ende Januar im Spielplan.

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