Österreich treibt den Glasfaserausbau voran – doch Ungleichheiten zwischen Stadt und Land, zersiedelte Regionen, umstrittene Fördergelder und ein übersubventionierter Markt sorgen für Spannung.
Eine Studie der Open Fiber Austria Association (Ofaa) untersuchte den Markt für Glasfaserausbau in Österreich. Das Ergebnis: Die Anzahl der Anschlüsse hat sich in den Jahren 2020 bis 2024 verdreifacht und lag zuletzt bei 373.000, während DSL weiter zurückging. Auch die Verfügbarkeit der Glasfaseranschlüsse hat sich in den selben Vergleichsjahren auf 40 Prozent der Haushalte und Unternehmen fast verdoppelt.
Digitale Souveränität und offene Netze
Dabei ist Glasfaser kein grundsätzlich neues Produkt, hilft aber bei einer neuen Notwendigkeit: Digitale Souveränität. Denn „Glasfaseranschlüsse können von lokalen Unternehmen gebaut, betrieben und kontrolliert werden“, erklärt Herbert Flatscher, Beiratsvorsitzender der Ofaa und Geschäftsführer von FiberEins. Und: „Im Krisenfall ist ein flächendeckendes Glasfasernetz wichtig, wie man in der Ukraine sieht.“
Die Ofaa sieht die Zukunft in der Kooperation durch offene Glasfasernetze. Das bedeutet, dass die Infrastruktur dann nicht nur einem Telekom-Anbieter gehört, der darüber sein Angebot zum Kunden liefern kann, sondern diese gemeinschaftlich verwendet wird. Geteilte Kosten würden ebenfalls zu besseren Angeboten für Endkunden sorgen, die frei entscheiden könnten, welchen Internetanbieter sie haben wollen. In Österreich gab es im Jahr 2023 etwa 25 Open-Access-Netze, die zirka 340.000 Haushalte abdeckten.
Ein Glasfaseranschluss ist eine Selbstverständlichkeit, wie die Wasserversorgung.

Herbert Flatscher, Ofaa-Beiratsvorsitzender und Geschäftsführer von FiberEins
Bild: Martin Steiger
Masterplan für Wien
In der Stadt spricht Flatscher von einer „Wohlstandsverwahrlosung“, während es am Land noch „echte Armut“ gäbe. Gemeint ist damit, dass die Nutzer in der Stadt durch die vorhandene Infrastruktur durch TV-Kabel bereits eine gute Internetversorgung haben und die Notwendigkeit für ein Glasfasernetz nicht sehen. Am Land, wo es noch viele Gebiete mit mittelmäßiger Internetversorgung gibt, sind die Kunden eher bereit, sich für die Glasfaserlegung einzusetzen. Deshalb bestünde in der Stadt die Gefahr, dass man mit den Anschlüssen zu spät beginnt. Martin Wachutka, Ofaa-Vizepräsident und Geschäftsführer von Breitband OÖ setzt deshalb auf einen Masterplan für Wien, bei dem konkret über die gesamte Stadt festgelegt wird, wie die Infrastruktur aussehen sollte oder könnte.
Von Förderungen und zersiedelten Gebieten
Ofaa-Beitratsvorsitzender Flatscher betont den langfristigen Nutzen beim Breitbandausbau, weil ein Anschluss im Schnitt 2000 Euro koste und lange halte. Was er dabei übersieht: Die geringen Anschlusskosten in der Stadt dämpfen die teilweise extrem hohen Kosten am Land– die „Krone“ hat berichtet. Kritik an der staatlichen Förderung für den Ausbau kam letzte Woche außerdem vom Magenta-CEO Thomas Kicker, weil sie die freie Marktwirtschaft störe und teilweise große Summen an Steuergeld für zersiedelte Gebiete verschlinge.
Die Förderung wurde im Jahr 2022 von einer Milliarde um weitere 900 Millionen Euro aufgestockt. Wachutka antwortet darauf, dass es Regionen gäbe, die ohne Förderungen nicht erschließbar wären, weil die Strecken zu den Gebäuden zu weit sind. Diese würden dann wettbewerbstechnisch zurückfallen und früher oder später entsiedelt werden. Er sei allerdings auch der Meinung, dass der eigenwirtschaftliche Ausbau erste Priorität haben soll.
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