Ausnahmezustand

Boom im Kölner Karneval: Pinzgauer mittendrin!

Salzburg
10.11.2025 15:30

Im Nachbarland herrscht ab Dienstag wieder Ausnahmezustand. Denn am 11. November beginnt „die fünfte Jahreszeit“ im Rheinland, der Karneval! Mittendrin im Trubel der Jeckenhochburg Köln: ein Sänger aus Österreich ...

Der Kölner Karneval erlebt einen nie gesehenen Boom: Laut einer aktuellen Studie sichert die fünfte Jahreszeit in der Region 6500 Arbeitsplätze, der Umsatz ist seit 2019 um sagenhafte 250 Millionen Euro angestiegen. Gut für alle involvierten Künstler: Und der Pinzgauer Sepp Ferner ist schon seit zwei Jahrzehnten im jecken Treiben eine feste musikalische Größe! 

Viele Österreicher wie diese Gruppe aus Steirer Buam um Helmut und Ernst reisen gern zum 11.11. ...
Viele Österreicher wie diese Gruppe aus Steirer Buam um Helmut und Ernst reisen gern zum 11.11. nach Köln an.(Bild: ZvG)

Alles begann, als „Saalbach-Sepp“, der der Liebe wegen in die Domstadt gezogen war, auf einer Karnevalssitzung vorbeischaute. „Da war klar, dass will ich auch. Nur: das war gar nicht so einfach, denn ich konnte ja kein Wort Kölsch. Also was tun, wenn man ein Ziel hat? Alles dafür geben, dieses zu erreichen“, sprudelt es aus der Frohnatur heraus.

Am Willy-Millowitsch-Denkmal in Köln
Am Willy-Millowitsch-Denkmal in Köln(Bild: ZvG)

Saalbacher studierte kölsches Liedgut
Akribisch studierte er die Musik der großen Kölner Mundart-Bands. „Ich habe mir Bläck-Fööss-Platten und BAP-Platten gekauft. Mir die Texte herausgeschrieben und übersetzt. Da ich damals am Rudolfplatz in der City gewohnt habe, bin ich in Köln in die kleinen Kneipen gegangen, wo nur Kölsch gesprochen wurde, so hab ich die Sprache gelernt.“

Die Cöllner auf der Bühne am Alter Markt in Köln
Die Cöllner auf der Bühne am Alter Markt in Köln(Bild: ZvG)

Dann sei er mit seiner ersten Band zum Festkomitee des Kölner Karnevals gegangen, „um uns dort zu präsentieren“. „Wir waren wohl gut und ein Österreicher, der Kölsch singt, das fand das Festkomitee wohl auch gut und so wurden wir aufgenommen, um dort drei Jahre zu hospitieren“, erinnert sich Ferner.

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Die Kölner mögen es schon auch sehr, wenn ich dann auch mal österreichisch singe. . .

Sepp Ferner

Es folgte 2007 die Gründung der Band „Die Cöllner“, mit der „Saalbach-Sepp“ seither in den Sälen unterwegs ist und Frohsinn verbreitet. „Mit unserem ersten Song ,Die Winzerin vom Rhein‘ sind wir auch direkt in der Lachenden Kölnarena aufgetreten und hatten wir unseren Durchbruch“, so der Österreicher. 1,5 Millionen Touristen reisen Jahr für Jahr in die Rhein-Metropole, um zu feiern. Was für Vorteile und Nachteile hat man als Österreicher im Kölner Karneval? „Saalbach-Sepp“ erklärt: „Das kann ich gar nicht genau sagen, eigentlich keine. Man muss heutzutage professionell sein und eine Top-Leistung abliefern. Dass ich Österreicher bin, war eigentlich immer zweitrangig.“

Frontmann Sepp und seine Band Die Cöllner
Frontmann Sepp und seine Band Die Cöllner(Bild: ZvG)

Fellner führt weiter aus: „Obwohl – wenn wir bei unseren Konzerten dann ,I am from Austria‘ oder ,Fürstenfeld‘ oder ,Du entschuldige, i kenn Di‘ singe, wird vielen Kölnern bewusst, dass ich nicht nur Kölsch, sondern auch perfektes Österreichisch singen kann. Und ja, was soll ich sagen? Die Kölner mögen es schon auch sehr, wenn ich dann auch mal Österreichisch singe – das aber wie gesagt nur bei unseren Konzerten.“

Der Druck auf die Bands ist in jeder neuen Session groß. Denn es werden stetig neue Hits erwartet. Der Anspruch an Kultmusiker wie Brings, Micky Brühl, Marita Köllner und Co. ist groß.

„Ich halte nichts davon, sich jedes Jahr neu zu erfinden. Wir sind die Cöllner – unsere Musik ist traditionell, erzählt Geschichten und lebt durch unseren vierstimmigen Gesang. Wir versuchen jedes Jahr, mit neuen Songs die Menschen zu erfreuen, aber ohne sich neu zu erfinden“, sagt Ferner.

Sepp (r.) in seinem Element auf der Bühne
Sepp (r.) in seinem Element auf der Bühne(Bild: ZvG)

Kölner Legenden haben Sepp Ferner geprägt
Nach all der Zeit lässt er auch leise kritische Töne anklingen: „Ich habe hier mittlerweile viele Freunde gefunden und liebe natürlich die kölsche Musik und die kölsche Mentalität, die sehr offen ist. Manchmal aber auch leider zu offen und oberflächlich, aber so ist das hier. Ich musste das lernen: Wenn Dir einer was verspricht, heißt es noch lange nicht, dass er es dann auch einhält. Es wird halt viel geklüngelt und wenn man gut mitmacht, dann kommt man sehr gut klar, aber auch das musste ich lernen.“

Die Begegnungen mit den Urgesteinen wie Hans Süper, Marie Luise Nikuta, Wicki Junggeburth und natürlich Ludwig Sebus hätten Ferner am meisten geprägt, schildert er.

Ferner mit seiner Partnerin
Ferner mit seiner Partnerin(Bild: ZvG)

„Aber auch eine Begegnung mit Peter Brings, der nach einem Auftritt zu mir sagte, ,Ich muss dir mal eins sagen, du singst uns sprichst besser Kölsch wie so mancher, der he jebore es‘, das machte mich auch ein bisschen stolz.“

Natürlich hält „Saalbach-Sepp“ die Bindungen in die alte Heimat noch aufrecht: „Zu meinen Eltern, die am Großglockner wohnen, meinen beiden Schwestern und vielen Freunden von früher. Ich fahre jedes Jahr mit meiner Lebensgefährtin Yvonne nach Hinterglemm zum Hinterglemmer Bauernmarkt.“

Ferner und Kumpel Peter Stöger
Ferner und Kumpel Peter Stöger(Bild: ZvG)

In „Kölle“ pflegt er Kontakte in die österreichische Community vor Ort: „Narürlich gibt es die. Damals, als Peter Stöger hier beim 1.FC Köln Trainer war, durfte ich ganz viele liebe Ösis kennenlernen. Peter und seine Frau Uli, den lieben Christian Häckl, den Wettergott von RTL, seinen Freund Andi Palli und auch Michi Maly, der in Österreich schon einige Fernsehsachen gemacht hat und hier jetzt bei Stefan Raab arbeitet. Es gibt aber noch viele andere Ösis in Köln.“

Sollte es mehr Fasching in Österreich geben, nach Kölner Vorbild? „Definitiv NEIN“, so der Sänger. „Wir in Köln machen den Karneval. In Österreich gibt es die richtig geilen Bierzelte mit Oberkrainer Musik. Jeder soll das machen, was er kann. Deshalb gehe ich auch auf keine Oktoberfeste, die hier in Köln veranstaltet werden. Das Oktoberfest ist in München. Und alles, was man nachmacht, ist halt nur eine Kopie.“

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