Die Steiermark hat 8,2 Milliarden Euro Schulden – eine Zahl, die man sich eigentlich gar nicht vorstellen kann. Aber wem schuldet das Land eigentlich das Geld? Was kosten die Zinsen, und wann sind die Schulden zu hoch? Volkswirt Maik Schneider erklärt, was man dazu wissen sollte.
835 Millionen Euro neue Schulden, 8,2 Milliarden Euro Verschuldung insgesamt: Die Steiermark hat ihre selbst gesteckten Spar-Ziele verpasst. Am Dienstag wurde das Budget im steirischen Landtag diskutiert. Teilt man das Defizit auf alle Köpfe in der Steiermark auf, so steht jeder – vom Neugeborenen bis zu Greis – mit etwa 6450 Euro in der Kreide.
2010 belief sich der Schuldenstand noch auf 2,9 Milliarden Euro, 2022 auf 4,8 – dann ging es steil nach oben. Maik Schneider, Professor für Finanzwissenschaft am Institut für Volkswirtschaftslehre der Uni Graz, mahnt aber, die Inflation nicht außer Acht zu lassen. „Wenn alle Ausgaben gleich bleiben, steigt die Zahl alleine aufgrund dessen. Deswegen sind diese Zahlen oft nicht so aussagekräftig.“ Außerdem spielt das Bruttoinlandsprodukt eine Rolle, denn an ihm misst sich die Schuldenquote.
„Wichtig ist auch, woher die Schulden kommen“, sagt Schneider. „Sprechen wir von schlechter Konjunktur oder von einem strukturellen Defizit, bei dem der Staat seine Aktivitäten nicht mehr finanzieren kann?“ Mehr als 6000 Euro Pro-Kopf-Verschuldung sei aber „im Vergleich nicht niedrig“, sagt Schneider.
Woher kommt das Geld, das sich die Steiermark ausborgt? „Typischerweise ist das die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur und andere Finanzinstitute, etwa Banken“, erklärt der Finanzexperte. Der Staat wiederum gibt Anleihen aus, die Banken oder Einzelpersonen kaufen können. „Das Kapital wird vom Staat gebunden und kann nicht anders eingesetzt werden. Deswegen muss man sich überlegen, wofür man es einsetzt.“
Investitionen müssen sich auszahlen
Vorsicht gelte bei sogenannten konsumtiven Ausgaben – also Transferzahlungen, die direkt verkonsumiert werden. „Wenn man Schulden aufnimmt, ist die Frage: Ist das eine Investition in die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes und der Bevölkerung?“ Bei großen Investitionen sei es schwer, sie ohne Kredite aus den laufenden Einnahmen zu finanzieren.
Zurückzahlen muss die nächste Generation das Geld auf jeden Fall. „Solche Schulden werden aber oft refinanziert“, sagt Schneider. Fast 150 Millionen Euro zahlt die Steiermark im Jahr alleine an Zinsen. „Schlecht ist, wenn man in die Spirale kommt, Zinsen über neue Schulden finanzieren zu müssen. Das ist ein Kipppunkt, an den man nicht kommen sollte.“ Je schlechter die Bonität ist, desto höher sind übrigens auch die Zinsen. Rating-Agenturen wie Standard & Poor‘s analysieren die Bonität öffentlich – die Steiermark wird aktuell mit der drittbesten Bewertung „AA“ ausgezeichnet, allerdings wurde der Ausblick von neutral auf negativ gestellt. „Da muss man aufpassen“, sagt Schneider. „Das ist noch nicht hoch dramatisch, sollte aber ein Signal sein für eine nachhaltige zukünftige Finanzplanung.“
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