Die Vorarlberger Landeskrankenhäuser haben ihren Geschäftsbericht für das Jahr 2024 vorgestellt. Aus diesem wird auch ersichtlich, vor welchen Herausforderungen die Spitäler stehen, Sparzwang inklusive.
Die öffentliche Hand muss bekanntlich aufgrund der prekären Budgetlage auf allen Ebenen den Sparstift ansetzen, parallel dazu steigen in vielen Bereichen die Kosten – und auch die Anforderungen. Das gilt insbesondere für den Gesundheitssektor. Aufgrund des demografischen Wandels wird der Druck auf Medizin und Pflege immer größer, Fachkräfte werden händeringend gesucht. Damit die Kosten nicht explodieren und auch in Zukunft der Bevölkerung eine verlässliche Versorgung garantiert werden kann, muss zwangsläufig dort der Hebel angesetzt werden, wo es noch Sparpotenziale gibt – etwa in Form von Zusammenlegungen, Strukturreformen und systemischen Harmonisierungen.
Zudem gilt es jene Möglichkeiten auszuschöpfen, welche die technischen Revolutionen in den Bereichen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen – und dies, ohne den Gesundheitsbereich im Allgemeinen und die Pflege im Speziellen zu entmenschlichen. 5000 Mitarbeiter und über 600 Millionen Euro UmsatzWie kaum ein anderes Unternehmen im Ländle ist die Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG) diesem Spannungsfeld ausgesetzt. Die KHBG ist der mit Abstand wichtigste Player im Gesundheitsbereich, was durch die Kennzahlen im aktuellen Geschäftsbericht eindrucksvoll untermauert wird: Insgesamt 4967 Mitarbeitende waren 2024 in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern beschäftigt, davon 881 Ärzte, 2835 Pflegefachkräfte und 1751 Angestellte in der Verwaltung und sonstigen Gesundheitsberufen.
Personalkosten explodiert
In Summe wurden 78.841 stationäre Patienten in den Landesspitälern behandelt. 459.419 ambulante Frequenzen wurden vorgenommen, 45.284 Operationen durchgeführt. Der Umsatz der Krankenhaus-Betriebsgesellschaft belief sich auf 607 Millionen Euro, das sind 39 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Größter Ausgabeposten waren die Personalkosten, die im Vergleich zu 2023 von 352,8 Millionen Euro auf 393,9 Millionen Euro regelrecht explodiert sind. Grund dafür ist ein generöser Gehaltsabschluss des Landes, welcher für alle LKH-Mitarbeitenden eine Erhöhung von 9,15 Prozent brachte.
Das Gesundheitswesen entwickelt sich ständig weiter – bedingt durch neue Technologien, mehr Mitarbeitende, neue Herausforderungen, die Demografie, aber auch im Sinne des Heilens. Gerald Fleisch, KHBG-Geschäftsführer
Gerald Fleisch, KHBG-Geschäftsführer
Der Materialaufwand inklusive sonstiger bezogener Herstellungsleistungen erhöhte sich um 5 Prozent auf 136,2 Millionen Euro, was unter anderem auf höhere Aufwände für Medikamente zurückzuführen ist. Investiert wurde ebenfalls fleißig, in Summe immerhin 55,3 Millionen Euro. Das Motto lautet „Zusammen:wachsen“Die KHBG ist also ein Tanker, dessen Betrieb rasant steigende Kosten verursacht. Blöderweise lässt sich so ein Tanker nur schwer manövrieren, geschweige denn radikal gegensteuern.
Salbungsvolles Wording
Darauf nimmt zumindest indirekt auch das Motto des aktuellen Geschäftsberichts Bezug. Dieses lautet „Zusammen:wachsen – strategisch vernetzt, menschlich vereint“. Dazu heißt es: „Die Herausforderungen laden zu Wachstum ein: aneinander und miteinander. Das ’Zusammen:wachsen’ in den LKH bedeutet aber auch: Verantwortung, Respekt und Rücksicht leben, einander verstehen – nicht nur über Berufsgruppen und Hierarchie-Ebenen hinweg, sondern auch zwischen Häusern, Kulturen und Nationalitäten.“ Ein ungewöhnlich salbungsvolles Wording für einen Geschäftsbericht, das übersetzt bedeutet: Wir wissen, dass sich einiges ändern muss, dabei gilt es allerdings behutsam vorzugehen, denn sonst droht uns der Laden um die Ohren zu fliegen.
Hoffnungsvoll stimmt allerdings, dass der Tanker noch nicht leck geschlagen hat. Auch das ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen: Denn 2024 wurden in ganz vielen kleinen Teilbereichen neue Wege beschritten – etwa bei der Mitarbeiterakquise, der Beschaffung oder in Sachen Digitalisierung. Das kann aber nur der Anfang gewesen sein, in den kommenden Jahren werden noch weit größere Reformen auf den Weg gebracht werden müssen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.