Das Musiktheater Vorarlberg zeigte mit der Premiere von Rossinis Aschenputtel-Oper „La Cenerentola“ einmal mehr, was es zu leisten imstande ist. Die Aufführung in der Kulturbühne AmBach geriet zum Triumph.
as Idealismus, verbunden mit wohldosiert eingesetzter Professionalität, zustande bringen kann, bewies die Premiere der diesjährigen Produktion des Musiktheaters Vorarlberg (mtvo). Die Premiere am Freitagabend an der Kulturbühne AmBach in Götzis wurde vom vollen Haus zu Recht enthusiastisch gefeiert. Es stimmte einfach alles. Unter der Gesamtleitung von Nikolaus Netzer traf das Orchester den richtigen Klang – und das, obwohl die Leichtigkeit und Behändigkeit der Tongebung in den Buffo-Opern Rossinis stets eine große Herausforderung ist.
Ein Chor für alle Fälle
Auch der semiprofessionelle Chor des Hauses, einstudiert von Khrystyna Korepanova, stand dem in nichts nach, und zudem sind ihm Rosen zu streuen für geleistete Freiwilligenarbeit, etwa beim Erstellen des Bühnenbilds. Für die Aufführung in Götzis wurden die Auftritte, die eigentlich ein reiner Männerchor zu bestreiten hätte, erweitert um die Frauenstimmen. Denn auch die Damen wollten sich auf der Bühne zeigen, nicht zuletzt in den fantasievollen Kostümen, die Nicole Wehinger entworfen hat.
Sie griff die Idee von Regisseur und Bühnenbildner Norbert Mladek auf, die Welt der normalen Menschen gegen die Steifheit des Fürstenhofes jeweils farblich abzugrenzen, also die Buntheit gegen das rituelle Schwarz-Weiß. Vor allem zeigen das die Würfel-Elemente, die die Treppe zu Cenerentolas alias Angelinas Glück bilden. Sie selbst baut mit an dieser Treppe, denn sie ist es, die „ihr inneres Königreich“ schafft. So sagt es Regisseur Mladek, der viele weitere wunderbare Einfälle hatte, die einen zum Schmunzeln brachten und diese Aufführung keinen Moment langweilig erscheinen lassen. Aber auch die für die frühe italienische Oper so typischen Freeze-Szenen gestaltet er eindringlich, sodass diese Geschichte um das Aschenputtel nicht nur spaßig ist, sondern auch zum Nachdenken anregt.
Tolle Besetzung, famose Gesangsleistungen
Und offenbar hat er auch mit dem Sängerensemble genau gearbeitet. Star des Abends ist „unsere“ Corinna Scheurle, die nicht nur prächtig sang, sondern auch den Charakter der zuvor geknechteten Frau, die dann zur Fürstin wird, wunderbar zeichnet. Sabine Winter und Veronika Vetter als ihre zickigen Schwestern stehen ihr nicht nach, ebenso wie die Baritone Matthias Bein als Don Magnifico und Daniel Raschinksy als Dandini zu brillieren wissen. Ein zurückhaltender Charakter ist der Prinz, den Miloš Bulajić gibt. Bei seiner Bravourarie in zweiten Akt zeigt er aber, was er kann und brennt ein Feuerwerk von Koloraturen und Spitzentönen ab. Martin Ohu ist der rätselhafte Magier Alidoro, der mit seiner exotischen Ausstrahlung für diese Rolle prädestiniert ist. Auch sein profunder Bass überzeugt, wenn man sich an sein besonderes Timbre gewöhnt hat.
Somit ist beim mtvo in Götzis eine wunderbare Aufführung zu erleben, die der diesjährigen Produktion derselben Oper bei den Bregenzer Festspielen ebenbürtig ist.
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