Aktuell wird in Oberösterreich ein neuer Stromversorgungsring errichtet, um etwa die Voest mit Energie für ihre neuen Elektrolichtbogenöfen zu versorgen. Uni-Professor Johannes Reichl forscht, um Auslastungsspitzen zu glätten und so Milliarden zu sparen.
Immer mehr und am besten immer „grüner“: Durch den Boom von Photovoltaik und Co. auf der einen Seite und dem steigenden Stromverbrauch, vor allem der Industrie, auf der anderen müssen die Netze ausgebaut werden. 30 Milliarden Euro wird das in Österreich Schätzungen zufolge in den kommenden fünf Jahren kosten.
99 Prozent unter Auslastungsgrenze
Das muss nicht in diesem Ausmaß sein, meint Uni-Professor Johannes Reichl vom Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz. Denn: „Stromnetze sind 99 Prozent des Jahres deutlich unter ihrer Auslastungsgrenze. Und nur um die Kapazitätsspitze zu erreichen, müssen wir unglaublich viel Geld investieren.“ Die absoluten Spitzen, so Reichl, würden beim Einspeisen von Strom in den sonnigsten Sommerstunden auftreten, weil dann PV-Anlagen am meisten produzieren.
Weniger Netzkapazität benötigt
„Nachfragespitzen gibt es im Winter, wenn die Feiertage im Jänner vorbei sind“, sagt der Uni-Professor. Dann also, wenn Haushalte viel heizen und die Industrie wieder hochfährt. Das Stromnetz muss freilich auch während dieser Hochzeiten laufen, der Ausbau also auf die Spitzen ausgelegt sein. „Würde es uns gelingen, die Lastspitzen nur während der höchsten vier Stunden im Jahr wegzubringen, bräuchten wir 15 Prozent weniger Netzkapazitäten“, sagt Reichl.
„Hauptverkehrszeiten“ voraussagen
Deshalb arbeitet das Energieinstitut an einer Methode, die „Hauptverkehrszeiten“ des Stroms vorauszusagen – um Haushalte dann zu animieren, ihren Verbrauch auf andere Tageszeiten zu verlegen. Für die Prognosen lernen Reichl und sein Team aus der Vergangenheit: „Alles, was wir zum Beispiel über den Stromverbrauch am nächsten Sonntag wissen wollen, suchen wir in der Vergangenheit über ähnliche Sonntage zusammen.“
Das Forschungsprojekt läuft seit 2024. „Die Ergebnisse müssen dann auch von der Politik wahrgenommen werden“, sagt Reichl.
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