Bianca Babanitz

Eine Überfliegerin auf dem Weg nach ganz weit oben

Burgenland
01.10.2025 16:40

Bei der Global Champions Tour am vergangenen Wochenende in Wien war Bianca Babanitz Österreichs einzige Springreiterin, die den Parcours fehlerfrei meisterte. Mit Hengst „Dakato“ hob die Burgenländerin 1,50 Meter ab und landete unter frenetischem Applaus auf Platz 5. Die „Krone“ besuchte sie daheim.

Mitten im hügeligen Purbacher Wald, an den Ausläufen des Leithagebirges, befindet sich die private videoüberwachte Reitanlage von Bianca Babanitz. Von hier aus blickt man nicht nur auf den Neusiedler See, sondern auch auf die saftig grünen Wiesen, auf der genüsslich ihre Pensionspferde grasen. Vor 15 Jahren hat der Vater der heute 38-jährigen Burgenländerin, die schon 2022 bei der Weltmeisterschaft im dänischen Herning teilnahm und mit dem Team Österreich den Nationenpreis bei Fünf-Sterne-Springturnieren in St. Gallen und Abu Dhabi holte, den Stall hier erworben.

Schritt und Schritt erneuerte sie dann mit ihrem damaligen Lebensgefährten die Pferdeboxen und Koppeln, vergrößerte das Gelände und ließ darauf eine moderne Reithalle errichten. Schließlich trainiert sie hier – wenn sie nicht gerade auf internationalen Turnieren unterwegs ist – jeden Tag bis zu zwölf Elite-Pferde, die sehr viel Geld wert sind.  

Bevor Babanitz den Stall übernahm, gehörte er einem Vielseitigkeitsreiter, der bei einem Turnier ...
Bevor Babanitz den Stall übernahm, gehörte er einem Vielseitigkeitsreiter, der bei einem Turnier tödlich verunglückte. Inzwischen leben 24 Pferde hier – ein Dutzend eigene, die Babanitz zum Teil selbst gezüchtet und gezogen hat. Die andere Hälfte steht im Besitz wohlhabender Kunden.(Bild: Reinhard Judt)
Jedes Pferd hier ist anmutiger als das andere.
Jedes Pferd hier ist anmutiger als das andere.(Bild: Reinhard Judt)
Schmusen mit Westfalen-Stute „Stadessa“. Sie hat sich unter Babanitz binnen weniger Monate von ...
Schmusen mit Westfalen-Stute „Stadessa“. Sie hat sich unter Babanitz binnen weniger Monate von 130-Zentimeter-Sprüngen auf 155-Zentimeter-Prüfungen vorbereitet.(Bild: Reinhard Judt)
Auch beim Weltcupturnier in Leipzig im Jänner 2025 hat sie auf Fünf-Sterne-Niveau bereits ...
Auch beim Weltcupturnier in Leipzig im Jänner 2025 hat sie auf Fünf-Sterne-Niveau bereits debütiert.(Bild: Reinhard Judt)

Das Geschäft mit den Pferden
Kunden hat Babanitz mittlerweile in aller Welt, sogar in Dubai und den USA. Ihr Hauptkunde ist zurzeit jedoch das deutsche Unternehmer Sprehe, das in der Fleischindustrie tätig ist und auch das gleichnamige renommierte Gestüt im niedersächsischen Löningen besitzt. Seit etwas mehr als zwei Jahren ist „Sprehe Feinkost“ ihr Werbepartner und stellt ihr einige Sportpferde zur Verfügung. Im Gegenzug bildet Babanitz die Hengste, Stuten und Wallache weiter aus und präsentiert sie bei Championaten im besten Licht. Mit jeder Top-Performance steigert sie nämlich den Wert der edlen Rösser. Im Falle eines Weiterverkaufs kommt das den Eigentümern zugute.

Der elfjährige Hengst „Dakato“ ist das beste Beispiel. „Niemand außer mir hat mehr daran geglaubt, dass er bis zur Königsklasse erfolgreich sein kann. Umso schöner ist es, dass er nun sogar 1,60 Meter hohe Hindernisse überwindet“, freut sich Babanitz, die mit Empathie, Geduld und Verständnis ihre Schützlinge für sich gewinnt und motivieren kann. Auch bei der Global Champions Tour in Wien stockte bei seinen einwandfreien Sprüngen allen der Atem. Deshalb darf sie mit „Dakato“ auch für ihre beiden nächsten großen Ziele, „die WM 2026 in Aachen und die Olympiade 2028 in Los Angeles“ trainieren.

Preisschleifen und Trophäen gibt es hier zuhauf. Was Bianca Babanitz aber viel mehr gibt, sind ...
Preisschleifen und Trophäen gibt es hier zuhauf. Was Bianca Babanitz aber viel mehr gibt, sind „die Fortschritte der Pferde.“(Bild: Reinhard Judt)
Nomen est omen! KWPN-Wallach „I will be famous“ (deutsch: „Ich werde berühmt sein“) und Bianca ...
Nomen est omen! KWPN-Wallach „I will be famous“ (deutsch: „Ich werde berühmt sein“) und Bianca Babanitz trainieren bereits für die Weltmeisterschaft und Olympiade.(Bild: Tomas Holcbecher/holcbecher.com)
Bei der Global Champions Tour in Wien brillierte Babanitz mit Hengst „Dakato“ sowohl im ...
Bei der Global Champions Tour in Wien brillierte Babanitz mit Hengst „Dakato“ sowohl im Grundumlauf als auch im Stechen mit null Fehlern.(Bild: Tomas Holcbecher/holcbecher.com)
Auch KWPN-Wallach „I will be famous“ toppte alle Erwartungen.
Auch KWPN-Wallach „I will be famous“ toppte alle Erwartungen.(Bild: ph.Stefano Grasso/LGCT/LGCT of Vienna)

Viele Opfer
Auf dem Weg dahin wird sie auch der zwölfjährige KWPN-Wallach „I will be famous“ (deutsch: „Ich werde berühmt sein“) begleiten. Die nächsten drei Jahre werden hart. Doch um diese Ziele zu erreichen, ist Babanitz bereit, sich noch mehr „aufzuopfern“. Schließlich weiß sie, dass es mit dem guten Verdienst ganz schnell anders sein kann. „Es war oft nicht leicht – weder finanziell, noch als Frau in dieser Männerdomäne. Aber wenn man, so wie ich, spürt, dass man fürs Springreiten berufen ist, dann muss man das einfach durchziehen. Ich lebe diese Leidenschaft von früh bis spät und bin so dankbar, dass mein Traum wahr geworden ist“, sagt die zierliche, 1,63 Meter kleine Single-Lady.

Eine Karriere im gestreckten Galopp 

Bianca Babanitz ist die Tochter eines Autowerkstatt-Besitzers und Rennfahrers sowie einer Büroangestellten und wächst in Neusiedl am See auf. Das Pferdefieber packt sie schon als Sechsjährige: ihr erstes Pony, „Linda“, lebt immer noch, ist inzwischen 34 Jahre alt und wohnt bei ihr auf dem Hof. Mit acht Jahren wagt Babanitz sich auf ihr erstes Großpferd. Bald darauf folgen die ersten Jugendturniere – auch international. Weil sie sich „nirgendwo so wohlfühlt wie auf dem Rücken der Pferde“, beendet sie als 15-Jährige die HLW und heuert – weil sie zu jung für eine Bereiter-Lehre ist – bei namhaften Zucht- und Ausbildungsställen in Schleswig-Holstein und Westfalen an. Dort trainiert sie jeden Tag mehrere Pferde und legt den Grundstein für ihren heutigen Beruf. Mit 19 kehrt sie nach Österreich zurück, wird jüngste Springreittrainerin des Landes und macht sich mit Spitzenleistungen in der Königsklasse einen Namen.

Für Freunde, Familie oder eine neue Beziehung bleibt da keine Zeit. Schließlich ist sie pausenlos auf Achse und oft nur wenige Stunden Zuhause, um die Hänger zu tauschen oder den Pferde-LKW neu zu beladen. Obwohl Babanitz eigene Fahrer hat, sitzt auch sie oft hinterm Steuer des 26 Tonnen schweren Dreiachsers, in den sechs Pferde passen.

Ihr Reitverein „Team Pink Unicorn“ findet sich auch auf dem Pferde-LKW.
Ihr Reitverein „Team Pink Unicorn“ findet sich auch auf dem Pferde-LKW.(Bild: Reinhard Judt)

Ihr Plan für die Zukunft
Dass Hochleistungssport schon aus körperlicher Sicht ein Ablaufdatum hat, ist ihr bewusst. Deshalb hat sie auch schon einen Plan B im Kopf, wenn ihr das viele Reisen eines Tages zu anstrengend werden sollte: „Dann möchte ich mich auf die Ausbildung talentierter Jungpferde konzentrieren. Man bekommt von Pferden mehr zurück als von Menschen. Sie sind die ehrlicheren Gegenüber.“

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Nachts, bevor ich zu Bett gehe, gehe ich durch den Stall und wünsche meinen ‘Kindern‘ eine gute Nacht. Ich rede mit den Pferden wie mit Menschen. Sie hören mir zu und wissen, dass ich immer für sie da bin. Deshalb kämpfen sie auch so für mich und geben alles.

Bianca Babanitz über ihre liebevolle Beziehung zu den Pferden

Apropos Ehrlichkeit. Die empfiehlt sie auch ehrgeizigen Amateur-Reitern, die sich laufend besser ausgebildete Pferde leisten, nur um in höheren Klassen reiten zu können, obwohl ihnen selbst das Können dafür fehlt: „Viele Menschen glauben, mit Geld alles regeln zu können, und versuchen, sich Erfolge zu erkaufen. Wenn Pferde nicht die gewünschten Leistungen erbringen, werden sie ausrangiert und weggestellt. Dieser verachtende Umgang mit Lebewesen stört mich ungemein. Um ein bestimmtes Level halten zu können, müssen sich nicht nur die Pferde verbessern, sondern auch die Menschen weiterentwickeln. Mehr Selbstreflexion und Selbsteinschätzungsvermögen wären daher bei vielen Reitern angebracht.“

TIPP: Wer Bianca Babanitz mit „Dakato“ und „Stadessa“ live erleben möchte, hat von 2. bis 5. Oktober bei der Pferdemesse „Apropos Pferd“ in der Arena Nova in Wr. Neustadt Gelegenheit dazu.

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