Große Bühne für eine große Frau: Inmitten der traumhaften Kulisse des Ausseerland im Salzkammergut wurde die Tiroler Kletter-Ikone Barbara „Babsi“ Zangerl für ihr außergewöhnliches Lebenswerk mit dem Paul-Preuss-Preis geehrt.
Schon beim Betreten des nagelneuen Veranstaltungsbaus in Altaussee lag ein Hauch von Geschichte in der Luft. Dort, wo einst der legendäre Freikletterer Paul Preuss (1886-1913) seine Spuren hinterließ, feierte die Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft die Rückkehr zu ihren Wurzeln – und setzte der 37-jährigen Ausnahmeathletin aus dem Tiroler Paznauntal ein Denkmal.
„Es war die Begehung des Jahres“, schwärmte Laudator Flo Scheimpflug, selbst Kletterer und Filmemacher, über Zangerls historische Meisterleistung an der „Freerider“-Route am El Capitan im Yosemite-Nationalpark im US-Bundesstaat Kalifornien. 2024 meisterte sie den imposanten Kultfelsen als erste Person überhaupt im allerersten Versuch – fehlerlos, ohne Sturz. Ein Triumph, der sie endgültig in den Olymp des Alpinismus katapultierte.
Doch statt mit großen Worten glänzte Babsi mit Bodenhaftung: „Das Schönste sind die coolen Erlebnisse – genau darum geht’s.“
Ein Preis mit Geschichte
Die Paul-Preuss-Trophäe, 2013 erstmals vergeben (damals übrigens an Reinhold Messner), ist mehr als nur eine Auszeichnung: Sie verkörpert die kompromisslose Philosophie des großen Altausseer Kletterpioniers, der das reine Freiklettern propagierte – und dafür selbst sein Leben ließ.
Heuer erlebten die über hundert Gäste – darunter Alpin-Legenden wie Alexander Huber oder Dani Arnold – nicht nur die Preisverleihung, sondern auch ein abwechslungsreiches Programm mit Diskussionen, Filmpräsentationen und einem Besuch an Preuss’ Grab.
Sein Name steht für Mut, Konsequenz und eine klare Philosophie: Paul Preuss, 1886 in Altaussee geboren, gilt bis heute als einer der radikalsten und gleichzeitig visionärsten Kletterer der Geschichte.
Der studierte Biologe, Philosoph und begnadete Pianist war nicht nur ein Mann des Geistes, sondern auch ein Ausnahmetalent am Fels. Preuss setzte auf das pure Freiklettern – ohne Haken, ohne Hilfsmittel, nur mit der eigenen Kraft. Seine berühmte Maxime: „Nur das klettern, was man auch wieder absteigen kann.“
Mit dieser Haltung legte er sich offen mit den Befürwortern des „Eisens im Fels“ an und wurde damit zur Schlüsselfigur im sogenannten „Mauerhakenstreit“.
Doch sein kompromissloser Stil forderte einen hohen Preis: 1913 stürzte Preuss bei einem Alleingang an der Mandlkogelkante im Gosaukamm in den Tod – mit nur 27 Jahren.
Weil er jüdischer Herkunft war, verschwand sein Name jahrzehntelang weitgehend aus den Alpenvereinen. Erst Reinhold Messner holte ihn 2013 zum 100. Todestag ins Bewusstsein zurück – und setzte ihm mit dem neu geschaffenen Paul-Preuss-Preis ein Denkmal.
Heute gilt Preuss als Idol ganzer Kletter-Generationen – und als Symbol dafür, dass Leidenschaft und Konsequenz manchmal alles kosten können.
Treffpunkt der Kletter-Welt
Bei spätsommerlichem Traumwetter verwandelte sich somit Altaussee einmal mehr in ein Mekka des Alpinismus. Organisatoren Markus Raich und Anita Seebacher sowie IPPG-Obmann Joe Bachler hatten alles perfekt vorbereitet – vom Empfang bis zum langen Ausklang bei Speis und Trank.
Damit bleibt der Preis, der nach Messner, Huber, Destivelle und Arnold nun auch Zangerl in die Hall of Fame der Bergsport-Giganten einreiht, ein Fixpunkt in der Szene. Wer 2026 folgt? Die Kletter-Welt darf gespannt sein.
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