Die Angst vor Immunisierungen hat seit der Corona-Pandemie stark zugenommen. Ärzte sehen diese Entwicklung kritisch – Krankheiten könnten sich rasant ausbreiten und zu schweren Verläufen führen, warnen sie.
Pünktlich zum Herbstbeginn sammelten sich in den vergangenen Wochen vermehrt Viren im oberösterreichischen Abwasser – und mit ihnen schwappte auch eine neue Corona-Welle durchs Land. Das zeigt das Monitoring des Bundesministeriums für Gesundheit.
Auch Hausärzte berichten vermehrt von einem Anstieg grippaler Infekte – ob es sich dabei um Corona handelt, könne man aber nicht sagen, da die Tests nicht mehr bezahlt und damit auch nicht weiter durchgeführt werden, erklärt Angelika Reitböck, Präsidentin des Österreichischen Hausärzteverbandes.
Die Verläufe von Corona-Erkrankungen sind kaum noch bedrohlich. Das liegt daran, dass viele es schon einmal hatten, oder sich impfen lassen haben. Und auch die neuen Virusvarianten sind um einiges harmloser.
Angelika Reitböck, Präsidentin des Hausärzteverbandes
Bild: Reitböck
Kaum noch schwere Corona-Verläufe
Nach wie vor werde aber zu viel Panik gemacht, denn es gebe kaum noch schwere Covid-Verläufe, die neueren Virusvarianten seien für gesunde Menschen eigentlich harmlos. Älteren und Personen mit Vorerkrankungen wird die Impfung jedoch weiterhin empfohlen.
Der Patientenkreis, der sich die Spritze geben lassen will, schrumpfe trotzdem von Jahr zu Jahr. Das könne mit der Impfskepsis, die seit der Pandemie vor fünf Jahren zugenommen hat, zusammenhängen. Claudia Westreicher, Ärztin für Allgemeinmedizin, kritisiert diese Entwicklung: „Es gibt seitdem generell mehr solche Impfgegner. Obwohl die wahrscheinlich eh nicht zu mir in die Ordination kommen – ich bin Hausärztin am Land, hier wissen alle, dass ich Impfungen befürworte“, lacht die Ärztin.
„Die Leute fürchten sich nicht mehr“
Sie habe bemerkt, dass manche Menschen erst schlimme Krankheitsverläufe von Bekannten und Familie sehen müssten, um sich selbst schützen zu wollen: „Weil die Bereitschaft zum Impfen einige Zeit lang recht hoch war, kennen die Leute aber Erkrankungen wie Masern gar nicht mehr und fürchten sie deshalb auch nicht.“
Man müsse nur einen Blick nach Amerika werfen, um zu sehen, was passiert, wenn diese Bereitschaft plötzlich nachlässt: „Die USA kämpfen jetzt mit einer der größten Epidemien.“ Gerade gegen Viruserkrankungen könne man nicht richtig vorgehen, nur die Symptome behandeln. Hier können Impfungen aber großen Schutz bieten.
Was viele Leute noch immer nicht verstehen, ist, dass wir Viruserkrankungen nicht recht gut behandeln können. Wir können gegen Symptome vorgehen, aber nicht gegen die Ursache.
Claudia Westreicher, Referentin für WahlärztInnen und WohnsitzärztInnen
Bild: Ärztekammer Oberösterreich
Skeptiker könnten Gesundheitssystem belasten
Die Skeptiker könnten zu einer Gefahr für das Gesundheitssystem werden, wenn sie als Erwachsene schwere Krankheitsverläufe erleiden, so Reitböck: „Während viele Kinderkrankheiten im jungen Alter nicht so tragisch sind, ist die Gefahr für schwere Verläufe im Erwachsenenalter oftmals sehr groß.“ Hingegen seien jene, die dem Impfen gegenüber schon immer positiv gestimmt waren, seit der Corona-Pandemie aber nochmal genauer, was das Auffrischen angeht: „Sie sind aufmerksamer geworden und merken sich plötzlich, wann wieder eine Auffrischung fällig ist.“
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