Die Stadt Graz setzt begleitende Maßnahmen zur Schutzzone, um den in Verruf geratenen Volksgarten wieder aufzuwerten. Das zeigt langsam Wirkung. Der Drogenhandel floriert indes weiter, wie ein „Krone“-Lokalaugenschein zeigt.
„Der Volksgarten ist einer der schönsten, ältesten Parks, die wir haben. Durch die Drogendealerei hat er leider eine Punzierung bekommen, die er nicht verdient“, sagt KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr bei strahlendem Sonnenschein, der den Volksgarten tatsächlich in sein bestes Licht rückt. Die 4,6 Hektar große Grünanlage im Bezirk Lend hat sich in den letzten Jahren aber zusehends zum unrühmlichen Hotspot für Drogen und Gewalt entwickelt und wird von vielen Erholungssuchenden gemieden.
Polizeipräsenz alleine reicht nicht
Die Landespolizeidirektion verordnete im Juli 2024 eine Schutzzone für den Park, diese wurde seither zweimal verlängert. „Ja, das ist schon wichtig, aber es braucht mehr als nur Polizeipräsenz. Ohne begleitende Maßnahmen hat das keinen Sinn“, sagt Kahr. Daher hat die Stadt Graz parallel dazu Initiativen gesetzt. Neben baulichen Maßnahmen wie besserer Beleuchtung oder Sanierung der WC-Anlagen ist auch die Ordnungswache der Stadt deutlich verstärkt im Volksgarten unterwegs. „Wir haben unzählige Gespräche geführt, können so schon vieles lösen, aber agieren manchmal auch als verlängerter Arm der Polizei“, sagt Thomas Lambauer, Leiter der Ordnungswache. Er ortet eine positive Entwicklung.
Jugendliche durch Sport in die richtige Bahn lenken
Zweimal wöchentlich bieten die Anti-Gewalt-Trainer Markus Martinz und Raimund Vaseghi vom Projekt „Ausgeboxt“ im Park freies Training für Jugendliche. „Wir kommen beide aus dem Kampfsport, das zieht die Jugendlichen an. So können wir eine Beziehung zu ihnen aufbauen“, erklären die Sozialarbeiter. Sie vermitteln die Burschen dann auch zu Deutschkursen, Sportvereinen oder Ausbildungsangeboten.
Für die übergeordnete Koordination und Kommunikation zwischen allen Parkbesuchern sorgt das Friedensbüro. Die Maßnahmen sollen jedenfalls bis zum Ende der Gemeinderatsperiode finanziert werden.
Das Team des Friedensbüros hat über den Sommer Wünsche für ein gutes Miteinander im Park gesammelt. Die Ergebnisse werden am 3. Oktober um 16 Uhr bei einer „Wertekonferenz“ direkt im Park öffentlich präsentiert und diskutiert. Daraus sollen weitere Schritte abgeleitet werden.
Drogenhandel verlagert sich auch den Lendplatz
Im Gespräch mit Anrainern und Parkbesuchern zeigt sich, dass im Volksgarten zwar bei Weitem noch nicht alles eitel Wonne, aber einiges besser geworden ist. So sagt etwa Anrainer Bernhard Bauer, auch Gastronom am nahe gelegenen Lendplatz: „Die Schutzzone wirkt schon, auch in der Nacht ist es ruhiger. Aber Drogen sind noch immer ein Problem, vor allem verlagert es sich stark Richtung Lendplatz.“
Vormittags, 9.30 Uhr, im Grazer Volksgarten: Es bedarf keines gezielten Blicks und keiner besonderen Aufmachung, um nicht sofort beim Betreten des Parks einschlägige Angebote zu erhalten: „Bruder, was brauchst du?“, ruft ein Jugendlicher mit Bierdose in der Hand schon von Weitem entgegen. Nach dankendem Verneinen setzt er sich wieder neben zwei „Kollegen“ auf eine Bank, daneben parken E-Mopeds. Ist hier nicht eigentlich seit Juli 2024 eine Schutzzone in Kraft? War das nur ein Zufallstreffer? Mitnichten. Keine 50 Meter weiter folgt die nächste Geschäftsanbahnung von einer Parkbank aus: „Weed (Cannabis, Anm.)?, Kokain?“
4,5 Kilogramm Suchtmittel sichergestellt
Trotz Schutzzone und deutlich verstärkter Polizeipräsenz nutzen Dealer die Lücken der Überwachung weiter munter für ungenierten Suchtgifthandel. Seit Juli letzten Jahres wurden laut Polizei 655 Betretungsverbote verhängt, und es setzte fast 1000 Anzeigen (straf- und verwaltungsrechtlich). Rund 4,5 Kilogramm Drogen wurden seit Inkrafttreten der Schutzzone sichergestellt, vorwiegend Cannabis.
Polizei-Sprecher Fritz Grundnig betont aber: „Die Annahme, dass sich die Suchtmittelkriminalität durch die Anordnung von Schutzzonen im Gesamten verringert, ist irreführend.“ Sinn dieser Maßnahme sei, einen bestimmten Bereich – etwa das Umfeld von Schulen oder Spielplätzen – und eine bestimmte Personengruppe, konkret Minderjährige, vor strafbaren Handlungen zu schützen. Die Schutzzone im Volksgarten ist vorerst bis Mitte Jänner 2026 befristet.
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