Zweimal entzogen

Behördenkrimi: Diabetiker will Führerschein zurück

Niederösterreich
12.09.2025 06:00

Ein Pensionist aus dem Bezirk Melk (NÖ) zeigte die örtliche Polizei und Bezirkshauptmannschaft an, weil sie „absichtlich den Führerschein zurückhalten“. Die Exekutive ortet kein Fehlverhalten.

Als der 74-jährige Alfred Klung am Abend des 3. März noch einmal von zu Hause wegfuhr, wollte er eigentlich nur zur nächsten Tankstelle im Nebenort. Schon seit den 1960er-Jahren ist er Diabetiker. „Daher weiß ich natürlich, wie ich damit umgehen muss“, erzählt er der „Krone“. Dennoch spürte er beim Fahren plötzlich, wie der Zucker „im Keller“ war. „Ich bin sofort an den Straßenrand gefahren, um stehen zu bleiben.“ Da Klung so schnell reagiert hatte, kam weder er selbst, noch jemand anderer zu Schaden. Für Außenstehende sah es im ersten Moment so aus, als wäre er angetrunken – weshalb auch jemand die Polizei rief.

„Hatte 0,0 Promille Alkohol im Blut“
Dann ging alles sehr schnell. „Ein Alkotest wurde gemacht, der war aber negativ. Dann wurde die Rettung gerufen, wegen der Unterzuckerung.“ Währenddessen nahm ihm die Polizei den Führerschein vorübergehend ab. Noch am selben Abend ließ sich der Pensionist im Klinikum Scheibbs untersuchen. Außer der Unterzuckerung fand der Arzt nichts, was den Pensionisten fahruntauglich machen könnte. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) schreibt in einer Aussendung über Diabetes im Straßenverkehr, dass dabei jeder Fall einzeln abgeklärt werden müsse. „Ist das Risiko beherrschbar, muss das Ziel jedoch die Erhaltung der Mobilität sein“, so die Verkehrsexperten.

Zitat Icon

Gesundheitlich geht‘s mir gut. Aber ich bin traurig, dass ich nicht mehr selbstständig fortfahren kann ohne Führerschein.

Alfred Klung

Nach drei Monaten bekam Klung den Führerschein wieder zurück. Am 30. Juli dann der Schock: Die Polizei stand vor der Tür und nahm ihm den Schein erneut ab. „Aber mit derselben Begründung wie beim ersten Mal“, ärgert sich Klung. Der „Krone“ ließ er das Dokument der Polizei zukommen, auf der als Begründung der Bescheid der Bezirkshautpmannschaft Melk steht.

Für BH ist alles korrekt
Das Landesverwaltungsgericht prüfte den Fall und sieht kein amtliches Verschulden. „Die Behörde ist verpflichtet, die gesetzlich gebotenen Maßnahmen nach dem Führerscheingesetz zu setzen“, betont Bezirkshauptfrau Daniela Obleser.

„Ich sehe nicht ein, dass ein Amtsarzt erneut prüfen soll, was das Landesklinikum schon nach dem Vorfall bestätigt hat“, sagt der Pensionist. Außerdem könne er ohne Führerschein ja nicht zum Amtsarzt fahren. Am meisten ärgere ihn das „abfällige“ Verhalten der Behörde ihm gegenüber. „Wenn es einen triftigen Grund gebe, mir den Schein abzunehmen, würde ich es akzeptieren. Aber ich habe nichts falsch gemacht.“

Porträt von Anna Kindlmann
Anna Kindlmann
Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Niederösterreich
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt