Negativ-Trend

Suizidzahlen in Vorarlberg weiterhin im Steigen

Vorarlberg
09.09.2025 16:25

Im vergangenen Jahr ist die Suizidzahl in Vorarlberg wieder gestiegen. Die Experten hoffen, dass die alarmierende Entwicklung einen Impuls zum Handeln liefert. Die Gründe für die Negativentwicklung sind äußerst vielfältig. 

Im vergangenen Jahr haben sich in Vorarlberg 64 Personen das Leben genommen, das sind um zehn mehr als noch 2023. Das geht aus dem aktuellen Suizidbericht der aks Gesundheit GmbH hervor. „Seit vier Jahren verzeichnen wir im westlichsten Bundesland Österreichs einen kontinuierlichen Anstieg der Suizidrate. Das kann man schwerlich als Ausreißer interpretieren“, betont Albert Lingg, ehemaliger Leiter der Sozialpsychiatrie am Landeskrankenhaus Rankweil und einer der Autoren des Berichts.

Auffällig ist zudem der deutliche Anstieg weiblicher Suizide. Die Experten führen das unter anderem auf die multiplen Krisen unserer Zeit zurück – von den Folgen der Pandemie über die wirtschaftliche Lage und den fortschreitenden Klimawandel bis hin zum aktuellen Kriegsgeschehen.

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Wir haben hierzulande leider ein großes Suchtproblem, das sich auch auf die Suizidrate auswirkt. Es gibt aber nicht nur eine einzige Ursache.

Psychiater Reinhard Haller

Auswirkungen auf die seelische Gesundheit
Diese weltweiten Multikrisen können sich in Verbindung mit persönlichen Schicksalsschlägen oder Erkrankungen auf die seelische Gesundheit auswirken. Bei Frauen dürften laut der klinischen Psychologin und Mit-Autorin Isabel Bitriol-Dittrich zusätzlich Mehrfachbelastungen durch Beruf, Care-Arbeit, unzureichende Betreuungsangebote sowie Gewalterfahrungen ebenfalls eine Rolle spielen. Was außerdem aus dem Bericht hervorgeht: die Selbstmordrate steigt mit dem Lebensalter. Die meisten Suizide in Vorarlberg sind bei Personen im mittleren Lebensalter zu verzeichnen.

Während 2023 noch auffallend viele Jugendliche und junge Erwachsene betroffen waren, war dies im vergangenen Jahr glücklicherweise nicht mehr in gleichem Ausmaß der Fall. Dennoch nahmen sich ein Kind unter 14 Jahren sowie vier junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren das Leben.

Unter den insgesamt 64 Betroffenen waren zwölf im Ausland geboren. Die Statistik unterscheidet dabei nicht zwischen Asylsuchenden und anderweitig Zugezogenen. In neun Fällen bestand eine Verbindung mit der Drogenszene. „Wir haben hierzulande leider ein großes Suchtproblem, das sich auch auf die Suizidrate auswirkt“, erklärt Mitautor Reinhard Haller. Der Psychiater betont, dass der Anstieg der Suizidrate nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen sei: „Es sind viele kleine Stiche, die am Ende ein großes Trauma hinterlassen.“

Thema auf allen Ebenen angehen
Als besonders gravierenden gesellschaftlichen Faktor sieht er die „soziale und emotionale Vereinsamung der Menschen trotz digitaler Verbundenheit“. Besorgt äußerten sich die Autoren außerdem über den zunehmenden Mangel an Pflegepersonal und psychiatrischen Angeboten. Zudem lasse das derzeitige Unterbringungsgesetz in vielen Fällen eine längere stationäre Behandlung von suizidalen Personen nicht mehr zu, weshalb Betroffene häufig gegen ärztlichen Rat nach nur kurzer Zeit entlassen werden müssen. Die Experten hoffen auf einen „antisuizidalen Ruck“ im Land, um das Thema auf allen Ebenen anzugehen.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
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