Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich übernimmt ab der Saison 2027/28 schrittweise als Residenzorchester die Bespielung der Bühne Baden. 25 Musiker müssen gehen. Die Entscheidung schlägt mittlerweile hohe Wellen. Nun meldet sich der neue künstlerische Leiter, Andreas Gergen, kritisch zu Wort.
Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich übernimmt ab der Saison 2027/28 schrittweise als Residenzorchester die Bespielung der Bühne Baden. Abgeschlossen werden soll die entsprechende Strukturreform mit der Spielzeit 2029/30, teilte die NÖ Kulturwirtschaft (NÖKU) am Montag in einer Aussendung mit. Baden kommt demnach zu den bestehenden Residenzen Grafenegg, Festspielhaus St. Pölten, Musikverein Wien und dem neuen Standort Stadttheater Wiener Neustadt hinzu.
Der neue künstlerische Leiter der Bühne Baden, Andreas Gergen, hat sich nun skeptisch in Bezug auf die geplante Auflösung des Orchesters der Bühne Baden und die künftige Übernahme der Bespielung durch das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich gezeigt. „Statt Einsparungen drohen Mehrkosten, statt künstlerischem Zugewinn droht ein Qualitätsverlust“, teilte Gergen in einer schriftlichen Stellungnahme mit.
Der Stellenplan des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich wird im Zuge der Reform um etwa 15 Personalstellen aufgestockt. Das bestehende Ensemble des Orchesters der Bühne Baden – 25 Musikerinnen und Musiker – wird mit Auslaufen der Saison 2026/27 juristisch gesehen mit der Theater und Museum Baden Kulturbetriebs GmbH nicht verlängert, hieß es. „Es wird jedoch klargestellt, dass mit jeder einzelnen Musikerin und jedem einzelnen Musiker konstruktive Gespräche geführt werden betreffend der beruflichen und sozialen Zukunftsabsicherung“, wurde hervorgehoben.
„Meine Enttäuschung und Betroffenheit sind groß, dass die geplante Maßnahme zur Auflösung des Orchesters der Bühne Baden meinen Amtsantritt als Künstlerischer Leiter überschattet“, hielt Gergen vor dem Beginn seiner ersten Spielzeit am 3. Oktober fest. „Ich bin generell offen für strukturelle Veränderungen und Neuerungen, wenn sie künstlerisch begründbar, ökonomisch sinnvoll und wirtschaftlich realistisch sind. Doch all dies sehe ich in der derzeit vorliegenden Maßnahme nicht erfüllt“, teilte er mit. Während seiner Vorbereitungszeit sei er über die geplante Maßnahme informiert worden, auch in Gespräche sei er involviert gewesen, sagte Gergen: „Ich habe dabei meine Bedenken und Skepsis den Entscheidungsträgern gegenüber geäußert, da bislang kein realistischer und tragfähiger Plan für die Umsetzung vorliegt – weder künstlerisch, ökonomisch noch finanziell.“
Das Tonkünstler Orchester Niederösterreich sei ein renommiertes Sinfonieorchester, allerdings ohne spezifische Qualifikation im Musiktheater, meinte der künstlerische Leiter. Für die Genres Operette und Musical, die im Zentrum der Bühne Baden stehen, würden in Zukunft zusätzliche Spezialistinnen und Spezialisten benötigt. Zudem werde die ökonomische Flexibilität durch eine unverhältnismäßig lange Vorausplanung maßgeblich eingeschränkt, da etwa bei erfolgreichen Produktionen keine Zusatzvorstellungen angesetzt werden könnten.
Im Zuge einer Strukturreform soll das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ab der Saison 2027/28 schrittweise die Bespielung der Bühne Baden übernehmen. Abgeschlossen werden soll das Vorhaben laut der NÖ Kulturwirtschaft (NÖKU) mit der Spielzeit 2029/30. Während das Tonkünstler-Orchester um etwa 15 Personalstellen aufgestockt wird, fällt das bestehende Ensemble des Orchesters der Bühne Baden mit 25 Musikerinnen und Musikern weg. In den vergangenen Tagen haben die Gewerkschaft younion, die niederösterreichischen Grünen, der Österreichische Musikrat und die Intendant:innengruppe der österreichischen Bundesländer- und Städtetheater Kritik an dem Vorhaben geübt.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.