Die Diagnose Lipödem ist für betroffene Frauen nicht nur mit starken Schmerzen verbunden. Wenn es um die Bezahlung der Behandlung geht, stoßen sie bei der Gesundheitskasse oft auf Mauern.
„Seit ich denken kann, hatte ich Probleme mit Schmerzen und mit meinem Gewicht“, schildert Leserin Marion M. aus Wien. „Ich hörte immer, nimm ab und mach Sport.“ Das habe sie gemacht, immer auf alles verzichtet und sich kasteit. Doch die Schmerzen blieben. Erst mit 50 habe sie die Diagnose Lipödem erhalten.
Dabei handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen trifft und die auch starke Schmerzen verursachen kann. Behandelt wird ein Lipödem hauptsächlich mit einer Operation, bei der die Fettzellen abgesaugt werden. Und das am besten in einem sehr frühen Stadium, sagen Experten. Genau hier beginnt das Problem.
Schulden für OP-Kosten
Die ÖGK lehnt die Kostenübernahme für die sogenannte Liposuktion oft ab. Und knüpft Bewilligungen an einen bestimmten BMI, also an die Relation zwischen Körpergröße und -gewicht. Marion M. hat sich für ihre Behandlungen schließlich verschuldet. „Ich möchte einfach wieder ein schmerzfreies Leben führen.“ 33.000 Euro kosten die Eingriffe bei ihr.
Die ÖGK hat bisher 600 Euro „bewilligt“. Es handle sich um einen rein ästhetischen Eingriff. „Ohne dass mich jemand persönlich angesehen hat, wurde entschieden, dass ich die Kriterien für die oberen Extremitäten nicht erfülle. Ich hab noch nie etwas finanziell von der Kasse gefordert und war in 37 Arbeitsjahren selten krank“, ist die 53-Jähre enttäuscht. Sie ist nicht allein.
Tausende Frauen betroffen
Mehr als 4000 Patientinnen aus Österreich zählt allein die Lipödem-Selbsthilfegruppe beim Verein ChronischKrank. Die ÖGK sollte Behandlungen schon in einem frühen Stadium übernehmen, fordert Obmann Jürgen E. Holzinger. Dadurch könnte Betroffenen viel Leid erspart werden. Außerdem wären die Eingriffe unkomplizierter und daher weniger kostenintensiv. „Selbst in einem weit fortgeschrittenen Stadium wird die Kostenübernahme aber oft abgelehnt“, erklärt er. Und auch dann, wenn Diätologen bestätigen, dass die Reduktion von Gewicht mit Ernährung und Sport nicht möglich ist.
Vom Chefarzt abhängig
In Deutschland habe sich das mittlerweile geändert. Dort werden die Eingriffe bezahlt. Und zwar schon früh. In Österreich hänge die Bewilligung vom jeweiligen ÖGK-Chefarzt ab und jeder knüpft seine Entscheidung an unterschiedliche Kriterien. „Die Behandlung darf nicht am Geld scheitern. Derzeit bleiben Frauen übrig, die sich die OP nicht leisten können“, so Holzinger.
Im Fall von Frau M. verweist die ÖGK auf Anfrage der Ombudsfrau lediglich auf die Möglichkeit, einen Zuschuss aus dem Unterstützungsfonds zu beantragen. Das Lipödem sei eine bis heute nicht völlig geklärte Erkrankung, hinsichtlich Ursache und auslösender Faktoren. Leitlinien zu Diagnostik und Therapie habe man aktualisiert, eine Fettabsaugung sei die allerletzte Behandlungsstufe.
Liebe ÖGK, vielleicht lohnt sich ein Blick nach Deutschland!?!
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