Ein Arbeitskollege fühlte sich durch die Äußerung eines syrischen Mitarbeiters in der Postkantine in Vorarlberg bedroht und meldete Vorfall. Die Folge: Cobra-Einsatz, Anzeige, Jobverlust und Prozess am Landesgericht Feldkirch.
Zweifelsohne hat der 29-jährige Angeklagte eine harte Zeit hinter sich. Nicht nur was die Anschuldigung betrifft, gegenüber seinen Arbeitskollegen in der Mittagspause geäußert zu haben: „Was glaubt ihr, wie lange es dauert, bis ich die 30 Personen im Raum mit der AK47 abgeknallt habe?“ Viel mehr belasten ihn die daraus resultierten Folgen.
Ereignet hat sich der Vorfall am 1. August in der Kantine des Postverteiler-Zentrums in Wolfurt, als sich der Syrer sein Essen wärmt, sich währenddessen mit zwei Arbeitskollegen über ein „Shooter Game“ unterhält und im Zuge dessen den Amoklauf von Graz erwähnt. Während sich der Teamleiter nichts dabei denkt und kurz darauf die Kantine verlässt, sieht sich einer der im Raum anwesenden Kollegen durch diesen „Sager“ bedroht und meldet die Sache einem Kollegen, der wiederum den Vorgesetzten verständigt.
Worauf am nächsten Tag die Cobra die Wohnung des Syrers stürmt und den Ahnungslosen in Handschellen abführt. Im Prozess am Dienstag beteuert der Mann immer wieder seine Unschuld und versteht die ganze Aufregung um seine Person nicht. „Ich komme mit allen gut aus, alle grüßen mich, das Spiel ist erlaubt, es hat doch nichts mit der Realität zu tun.“
Vielmehr sieht er sich vom Kollegen dahingehend falsch interpretiert, als dass dieser ihn mit dem völlig aus dem Kontext gerissenen Wortfetzen beim Chef der gefährlichen Drohung beschuldigt hätte. In seiner Meinung unterstützt wird der Syrer von weiteren Anwesenden des Vorfalls. Offensichtlich nicht bedroht fühlten sich auch die geladenen Zeugen. „Der hat das einfach so gesagt, deshalb habe ich auch ungestört weitergegessen.“ Auch ein anderer Kollege gibt an, die Aussage nicht ernst genommen zu haben.
Urteil noch nicht rechtskräftig
Am Ende spricht Richterin Verena Wackerle den 29-jährigen Syrer vom Vorwurf der gefährlichen Drohung frei und erklärt ihr Urteil so: „Es war vermutlich eher Prahlerei, gepaart mit einem unüberlegten Sager, aber keine Straftat.“ Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Für den Syrer ist die Sache trotzdem noch lange nicht ausgestanden: „Ich habe dadurch nicht nur meinen Job verloren, sondern werde seit dem Cobra-Einsatz angefeindet. Im Haus grüßt mich keiner mehr und mein Vermieter will den Vertrag auch nicht verlängern.“
Mit zitternder Stimme fügt er an: „Es fühlt sich Scheiße an, in Handschellen abgeführt zu werden.“ Sein Anwalt Daniel Wolff will nun mit allen Mitteln die Rückabwicklung der Kündigung und Wiedereinstellung seines Mandanten bei der Post erwirken.
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