Attacke in Schärding

„Frauen mit Kopftuch sind Angriffsfläche“

Oberösterreich
02.09.2025 06:00

Die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich verurteilt den brutalen Angriff auf eine einkaufende Kopftuchträgerin aufs Schärfste, Experten berichten von stetig steigender Islamfeindlichkeit. Die „Krone“ hat nachgefragt, warum die ohnehin schon heikle Lage immer mehr eskaliert.

„Ich esse Schweinefleisch, also musst du auch!“ Die mutmaßliche Attacke auf eine kopftuchtragende Muslima (33) auf einem Wochenmarkt in Schärding regt auf. Ein 66-jähriger Deutscher aus der Nähe von Bayreuth soll die einkaufende Frau – wie berichtet – aufs Ärgste beschimpft und bedroht. Zudem soll er versucht haben, ihr ein Frankfurter in den Mund zu stopfen und ihr dreimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Wegen Verhetzung, Nötigung und Körperverletzung drohen morgen am Landesgericht Ried/I. im Falle einer Verurteilung bis zu zwei Jahre Haft.

Hohe Dunkelziffer
„Leider bekommen wir immer wieder Meldungen über verbale oder körperliche Angriffe, insbesondere auf Frauen mit Kopftuch, die eine sichtbare Angriffsfläche für Ressentiments bieten. Viele Fälle werden jedoch gar nicht angezeigt, weil Betroffene Angst haben oder resignieren. Das bedeutet, dass die Dunkelziffer deutlich größer ist, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen“, heißt es auf „Krone“-Nachfrage von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ).

Verklärtes Bild ist lange vorbei
Das bestätigt auch Integrationsexperte und Soziologe Kenan Güngör und ergänzt zur wachsenden Islamfeindlichkeit: „In den 1980ern hatte man in Westeuropa von Muslimen noch ein fast verklärtes Bild à la ,Tausendundeine Nacht‘, aber das ist lange vorbei.“

„Übergriffe ernst nehmen“
Die islamischen Institutionen verurteilen solche Taten jedenfalls aufs Schärfste: „Es handelt sich nicht um ,Provokationen‘ oder ,Missverständnisse‘, sondern um Hass- und Gewalthandlungen gegen das Opfer und die Grundwerte unseres Zusammenlebens. Wir fordern, dass Gesellschaft und Politik solche Übergriffe ernst nehmen“, so eine Sprecherin der Glaubensgemeinschaft.

Zitat Icon

Es gibt das islamfeindliche Phänomen, aber auch in Teilen der muslimischen Jugendkultur eine islamische Dominanzvorstellung, in der Nicht-Muslime abgewertet werden. Die Leidtragenden dieser gegenseitigen Eskalation sind fast immer unbeteiligte Menschen.

Integrationsexperte und Soziologie Kenan Güngör

Beide Seiten problematisch
Güngör ergänzt: „Natürlich legitimiert nichts so einen Übergriff. Es gibt aber nicht nur das islamfeindliche Phänomen, sondern in Teilen der muslimischen Jugendkultur eine islamische Dominanzvorstellung, in der Nicht-Muslime abgewertet werden. Die Leidtragenden dieser Eskalation sind fast immer Unbeteiligte.“ Der Angeklagte aus Oberbayern, der zumindest in Österreich unbescholten ist, leugnet die Tat. Drei Zeugen sollen am Mittwoch Klarheit schaffen. 

Lesen Sie auch den „Krone“-Kommentar:
Die anderen leben lassen . . .

. . . kann doch nicht so schwer sein. Man stelle sich vor, vegane Aktivisten würden einen Schnitzelwirt stürmen und den schockierten Gästen Tofu in den Mund stopfen, sie obszön beleidigen, sie bedrohen und jedem einzelnen dreimal mit der Faust ins Gesicht schlagen. Das würde selbst dem hungrigsten Schnitzeltiger den letzten Appetit verderben – aber so etwas ist noch nie passiert.

(Bild: Krone KREATIV/Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Wer im Wettkampf der Primitivität gewinnt – halbstarke Haram-Schreier im Kampf gegen „Ungläubige“ oder der hier Angeklagte? Niemand. Verlierer sind sie beide, und sollten sich um ihre eigenen Probleme kümmern.

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