Kolumne von David Narr

Karriere mit Lehre noch nie so attraktiv wie heute

Tirol
31.08.2025 13:00

Der „Krone“ liegt die Lehrausbildung und vor allem die Wertschätzung dieser seit jeher am Herzen. Unter dem Motto „Betrifft Lehre in Tirol“ gibt es ab sofort eine regelmäßig erscheinende Kolumne, in der der anerkannte Experte David Narr zu Wort kommt.

Tirol ist ein Land der Eigentümer. 53 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler besitzen ein eigenes Haus oder eine Wohnung – deutlich mehr als im österreichischen Durchschnitt. Daher ist „leistbares Wohnen“ eines der ganz großen Themen der Landesregierung. Wer baut oder saniert, muss ausreichend qualifizierte Fachkräfte finden, die diese Aufgabe erfüllen können. Doch es gibt einen klaren Trend: In fünf bis zehn Jahren könnte es ganz schön schwierig werden, Handwerker schnell und zu fairen Preisen zu finden. Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie bestellen im Herbst eine neue Heizung oder eine Solaranlage, weil Sie Geld sparen und das Klima schützen wollen. Monate verstreichen, die Monteure sind ausgebucht. Im Winter platzt ein Rohr – und niemand kommt kurzfristig. Oft bleibt nur, auf improvisierte Lösungen auszuweichen – das kann teuer oder gefährlich werden.

David Narr, Lehrlingsbeauftragter der Wirtschaftskammer Tirol.
David Narr, Lehrlingsbeauftragter der Wirtschaftskammer Tirol.(Bild: Johanna Birbaumer)

Nicht anders sieht es bei anderen Professionisten aus. Dachdecker werden knapp – Dächer bleiben länger undicht. Spenglerinnen fehlen – Regenrinnen werden provisorisch repariert, Fassaden verwittern. Elektriker sind rar – Sicherheitsprüfungen verzögern sich, Brandrisiken steigen. Auch Glaser und Maurerinnen sind oft nicht rechtzeitig verfügbar – die Folge: Baustellen und auch kleinere Reparaturen verzögern sich, Sanierungen werden teurer und der Pfusch boomt, selbst bei fragwürdiger Qualität.

Zur Person

David Narr hat eine Lehre als Installateur absolviert, ist heute Prokurist der Firma Holly Kaffeesysteme in Hall und Lehrlingsbeauftragter der Wirtschaftskammer Tirol. 

Sie finden, das ist Schwarzmalerei? Leider nicht, wie man an den konkreten Zahlen für den Installateur-Beruf sieht: Während noch vor zehn Jahren 170 Lehrlinge die Lehrabschlussprüfung Installations- und Gebäudetechnik positiv abgeschlossen haben, waren es im Vorjahr nur mehr 124. Dieser rückläufige Trend ist auch in anderen Lehrberufen klar zu erkennen.

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Die Gesellschaft muss endlich erkennen, dass die Lehre ein Karriereweg mit Aufstiegsgarantie und guter Bezahlung ist.

David Narr

Und welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen? Erstens: Die Gesellschaft muss endlich erkennen, dass die Lehre ein Karriereweg mit Aufstiegsgarantie und guter Bezahlung ist. Wer heute eine Lehre macht, hat später alle Weiterbildungschancen.

Zweitens: Die Politik muss – wie es in den Betrieben längst geschehen ist – die Lehre zur Chefsache erklären. Soll heißen, alles unternehmen, dass dieser Ausbildungsweg jenen Stellenwert erhält, den er schon lange verdient. Die Liste konkreter Umsetzungsvorschläge reicht von A wie „Ausgleich zwischen schulisch-theoretischer und berufspraktischer Ausbildung schaffen“ bis Z wie „Zubringerschulen für die Lehre (die Polytechnischen Schulen) stärken“.

Drittens – die gute Nachricht zum Schluss für alle Nachwuchs-Professionisten und deren Eltern: Selbst, wenn es gelingt, den Fachkräftemangel etwas zu entschärfen – gefragt bleibt ihr allemal, ihr Installateure und Spengler, Dachdecker und Elektriker, Maurer und Zimmerer, Fliesenleger und Schlosser der Zukunft. Und das bedeutet: Eure Leistungen haben einen Wert – und auch einen entsprechenden Preis. Karriere mit Lehre war noch nie so attraktiv wie heute!

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Tiroler Krone
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