Angeblich fehlende Kommunikation bezüglich der Baustelle im Bereich der Hauptzufahrt zum LKH Graz sorgt für Wirbel. Am Dienstag meldeten sich der Betriebsdirektor und der Betriebsrat des LKH zu Wort. Der Baustellenkoordinator weist die Kritik zurück.
„Eine Operation nahe dem Herzen des steirischen Gesundheitssystems muss man besser planen“, kritisiert Michael Tripolt, oberster Betriebsrat im Grazer LKH-Uniklinikum. Es geht um eine frische Baustelle im Bereich der LKH-Einfahrt in der Hilmteichstraße in Graz. Betriebsdirektor Gebhard Falzberger stimmt Tripolt zu: „Wir bezeichnen das Klinikum gerne als Stadt in der Stadt beziehungsweise als 18. Grazer Bezirk. Der wird jetzt quasi lahmgelegt.“
Äußerst kurzfristige Kommunikation
Konkret geht es um die Hauptzufahrt zum Krankenhaus: Bis 31. Oktober werden hier umfangreiche Arbeiten durchgeführt. Leitungen für Fernwärme, Wasser oder auch Strom werden erneuert. Deshalb ist die Ausfahrt aus dem Klinikum in dieser Zeit ausschließlich in Richtung Leonhardplatz möglich – die Zufahrt soll aber stets aus beiden Richtungen erfolgen können. Bei dem Bauprojekt handelt es sich nicht um ein Vorhaben im Rahmen des für 2026 geplanten Ausbaus der Bim-Linie 1, wird am Dienstag von allen Seiten betont.
„Wir konnten Kollegen nicht zeitgerecht informieren“
Das LKH hat laut eigenen Angaben erst Mitte vergangener Woche von den Plänen erfahren. Diese späte Kommunikation seitens der Stadt Graz sorgt für Ärger bei den Mitarbeitern: „Wir legen viel Wert darauf, unsere Kollegen bei Veränderungen und Unannehmlichkeiten zeitgerecht zu informieren, damit sich diese auf die Situation einstellen und notwendige Maßnahmen planen können. Das war uns in diesem Fall leider nicht möglich“, sagt Falzberger.
Betriebsrat und -direktor hätten sich demnach klare und vor allem frühere Informationen zu den geplanten Baumaßnahmen gewünscht: „Es handelt sich um die Verlegung von Leitungen. Das hätte man auch einfach in den Sommerferien planen können, nicht direkt vor Schulbeginn, wenn auch bei uns am Krankenhaus wieder der Hauptbetrieb losgeht“, ärgert sich Tripolt. Durch die Baustelle gerieten Mitarbeiter sowie auch Rettungswagen regelmäßig in Staus: „Wir können nicht ausschließen, dass dadurch ein Schaden entsteht, indem beispielsweise eine Rettung im Stau festhängt.“ Zur Hauptzeit seien rund 350 Fahrzeuge pro Stunde auf der Zufahrt unterwegs.
Verkehrslotsen als Notfalllösung
Nach einer ersten Intervention des LKH in der vergangenen Woche wurde eine kurzfristige Notfalllösung gefunden: „Es gibt jetzt zumindest einen Lotsen, der in der Kreuzung steht und einen Überblick hat“, sagt Falzberger. Tripolt vergleicht die Maßnahme aber mit einem abgeschnittenen Finger, der lediglich mit einem Pflaster verbunden wird: „Er blutet trotzdem weiter.“ Sprich: Das ursprüngliche Problem bleibt.
Mit knapp 8000 Mitarbeitern ist das LKH der größte Betrieb in Graz. Die Hälfte der steirischen Patientenversorgung läuft Falzberger zufolge über das Klinikum: „Es gibt schon ohne Baustelle ein Verkehrsproblem bei der Hauptzufahrt, diese Situation wurde von den Zuständigen eindeutig unterschätzt.“ Denn das größte Problem: Dadurch, dass die Hilmteichstraße in Richtung Mariatrost an dieser Stelle komplett gesperrt ist, müssen viele Autofahrer am Gelände des LKH umdrehen: „Heute reichte der Stau vor der Ausfahrt bereits bis zur Kirche“, erzählt Tripolt am Dienstag.
Die Forderung seitens des LKH ist klar: „Die Baustelle muss so schnell wie möglich fertiggestellt werden. Auch wenn das heißt, dass in der Nacht und am Wochenende gearbeitet wird. Die zuständige Stadtregierung muss jetzt reagieren und handeln“, drängt der Betriebsrat.
Stadtregierung zeigt sich ebenfalls empört
Baustellenkoordinator Thomas Eichholzer (Ziviltechnikbüro Eichholzer und Frick) nahm am Dienstag Stellung. Er kann die scharfe Kritik nicht nachvollziehen: „Im Vorfeld wurde von allen Beteiligten alles Menschenmögliche unternommen, damit es reibungslos funktioniert. Verkehrsplaner und Behörden waren involviert, wir haben die Baustelle auch mit dem LKH abgeklärt. Dass am ersten Tag viele Verkehrsteilnehmer überrascht sind, ist normal. Am Dienstag hat sich die Situation schon beruhigt.“
Auch die Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) äußerte sich: „Mit einem sensiblen Bereich wie dem LKH darf man nicht derart leichtfertig umgehen. Die Kommunikation ist ein Negativbeispiel für schlechte Abstimmung. Ich erwarte mir von den Leistungsträgern gerade dort, wo täglich Tausende Menschen auf eine verlässliche Erreichbarkeit angewiesen sind, eine klare, rechtzeitige und abgestimmte Kommunikation.“
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