Seit Jänner ist die blaue Tonne Geschichte, Kunststoff- und Metallverpackungen werden nun gemeinsam gesammelt. Ein steirischer Abfallexperte zieht eine positive Bilanz – und bedauert das gescheiterte weltweite Plastikabkommen.
Mit dem Jahreswechsel wurde österreichweit ein neues Sammelsystem eingeführt. Kunststoff- und Metallverpackungen werden nun gemeinsam in der gelben Tonne gesammelt. Anlass für diese Änderung waren unter anderem moderne Trennsysteme, die eine nachträgliche Trennung von Kunststoff und Metall in hoher Qualität ermöglichen.
Zeitgleich wurde die Einwegpfandpflicht für Getränkeflaschen und -dosen eingeführt. Christian Schreyer, Geschäftsführer der steirischen Abfallverbände, zieht nach rund acht Monaten folgendes Fazit: „Die neue Sammlung funktioniert inzwischen und wird von der Bevölkerung auch gut verstanden.“
Plastik im Bau und in Fahrzeugtechnik für lange Verwendungszeiten hat seine Berechtigung.
Christian Schreyer, Dachverband Abfallwirtschaft
„Einsatz von Plastik nicht generell verteufeln“
Österreichweit wird jährlich eine Million Tonnen Müll entsorgt. Plastikverpackungen machen rund ein Drittel davon aus. „Der Einsatz von Plastik ist ja nicht generell zu verteufeln“, erklärt Schreyer. Bei langlebigen Produkten mache Plastik ihm zufolge Sinn, kritischer sind kurzlebige Einwegverpackungen.
In Österreich verbleibt das Plastikmüllaufkommen weitgehend stabil auf hohem Niveau. Dafür steigt die Recyclingquote. Es wurde massiv in hochwertige Sortieranlagen investiert. Nur wirklich minderwertige Verpackungen, wie etwa Netze für Orangen, werden weiterhin als Ersatzbrennstoff eingesetzt.
Die EU ist im weltweiten Vergleich Vorreiter, wenn es um das Recyceln von Plastik geht. „Da tut sich viel“, bestätigt Schreyer. So sollen z.B. Einwegverpackungen wie die Kleinverpackungen für Seifen und Shampoos ab dem Jahr 2030 massiv eingeschränkt werden. Es etablieren sich zudem weitreichend Plastiksackerl-Verbote.
Gescheitertes Plastikabkommen: „Verpasste Chance“
Die Umsetzung des gescheiterten weltweiten Plastikabkommens wäre laut Schreyer sinnvoll gewesen. Jährlich werden weltweit ca. 400 Millionen Tonnen Plastik produziert. Ohne ein wirksames Abkommen wird der Konsum von Plastik bis 2050 weltweit auf 600 Millionen Tonnen steigen. „Leider eine verpasste Chance“, äußert sich der Experte zum gescheiterten Abkommen.
Große Leidtragende dieser Entscheidung werden Entwicklungs- und Schwellenländer sein. „Durchgesetzt haben sich die Erdöl-produzierenden Staaten, die gute Geschäfte machen wollten“, bedauert Schreyer.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.