Keszler vor Mega-Gala:

„Oben am Berg wird die Luft bekanntlich dünner“

Adabei Österreich
19.08.2025 10:10

Er erfand den Life Ball, kreierte Mega-Events wie „Austria for Life“. Nun greift er tief in die Trickkiste, damit diesen Sonntag die erste amfAR-Gala in Österreich stattfindet. Aber, und so tief lässt er in sein Seelenleben im „Krone“-Talk blicken, es verlangt ihm alles ab.

Krone: Hand aufs Herz, ist das der „schwierigste“ Event Ihres Lebens? Immerhin sind die Erwartungen an Sie enorm. . .
Gery Keszler: Um mich auf ein Zitat aus dem Textbuch zur Gala zu berufen: „Wie der Zweifel untrennbar zum Glauben gehört, soll uns nicht die Sorge einen, sondern die Zuversicht.“ Beim ersten Mal gibt es immer besondere Herausforderungen und Hürden, die unter maximalen Erwartungsdruck, genommen werden müssen. Bei der amfAR-Gala auf Salzburger Terrain betreten wir einerseits Neuland und können uns zugleich auf unseren großen Erfahrungsschatz verlassen.

Welchen Stellenwert hat die amfAR-Gala für Sie in der langen Liste Ihrer Mega-Events?
Es ist die Kombination. Natürlich bestehen durch den Life Ball seit Jahrzehnten intensive Verbindungen zur amfAR. In den 1980er-Jahren, als AIDS noch stark tabuisiert und stigmatisiert war, war sie eine der ersten Organisationen, die systematisch Forschung finanzierte. Während viele sich auf Prävention und Versorgung konzentrieren, legt amfAR besonderen Wert auf das große Ziel, eine Heilung für HIV/AIDS zu finden. Dem gebührten allergrößter Respekt. Zugleich veranstalten wir aber keine klassische amfAR-Gala, es wird mehr als Glamour und Glitzer. In der Vorbereitung sind mein Team und ich tief in die Geschichte der Salzburger Festspiele eingetaucht – und in den Geist der Gründerväter. Auch die Salzburger Festspiele entstanden nicht aus Leichtigkeit, sondern aus Widrigkeiten. Ihr Fundament war der Glaube an die Kraft der Kultur. So ist es auch bei uns.

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UNAIDS warnt, dass ohne stabile Finanzierung und politische Unterstützung das Ziel einer Welt ohne AIDS bis 2030 kaum erreichbar ist. Dabei müsste eigentlich niemand mehr daran sterben, niemand müsste mehr in die Gefahr laufen, andere anzustecken. Die Vogel-Strauß-Politik gewisser Autokraten verhindert das.

Gery Keszler

Bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung muss die Frage gestattet sein: Hast Du Angst? Und wenn nein, wovor „fürchtet“ sich ein Gery Keszler?
Es ist eine klare Frage der Qualität, nicht der Quantität. Es kommen um die 380 Gäste, die sich das Ticket sehr viel kosten lassen, sie wollen wir auf höchstes Niveau unterhalten und zu gleich inspirieren. Nur Party machen, das konnte und wollte ich noch nie. Außerdem mag ich das Wort „Angst“ nicht, Angst ist ein passiver Zustand, der lähmt. Wir wollen und müssen immer handlungsfähig bleiben. Natürlich schlafe ich derzeit nicht sonderlich lang oder gut, oben am Berg wird die Luft bekanntlich immer dünner.

Was willst Du mit der Veranstaltung in Österreich und in der Gesellschaft erreichen?
Laut UNAIDS lebten 2023 weltweit etwa 39 Millionen Menschen mit HIV. Jährlich kommen ca. 1,3 Millionen Neuinfektionen hinzu – die Zahl sinkt zwar langsam, aber nicht überall gleich stark – vor allem ärmere Länder sind stärker betroffen. Gesundheit muss man sich leisten könne, doch dieses Menschenrecht gilt nicht für alle. Die Welt war auf gutem Weg, HIV bis 2030 weitgehend einzudämmen – doch, wurde diese Hoffnung jäh gebremst. UNAIDS warnt, dass ohne stabile Finanzierung und politische Unterstützung das Ziel einer Welt ohne AIDS bis 2030 kaum erreichbar ist. Dabei müsste eigentlich niemand mehr daran sterben, niemand müsste mehr in die Gefahr laufen, andere anzustecken. Die Vogel-Strauß-Politik gewisser Autokraten verhindert das. Wie immer muss in solchen Zeiten die Zivilgesellschaft verstärkt Verantwortung übernehmen.

2019 fand der letzte Life Ball auf dem Wiener Rathausplatz statt.
2019 fand der letzte Life Ball auf dem Wiener Rathausplatz statt.(Bild: Florian Schroetter / EXPA / picturedesk.com)

Wie ist der Abend per se gestaltet in Dramaturgie und Ausführung samt Auktion?
Intelligente Unterhaltung trifft auf Musik, Show, Spitzenküche, spektakuläre Auktionen und Stars. Der Abend ist wie eine große, lebendige Gesellschaft nach dem Tod von Hofmannsthals Jedermann aufgebaut – halb Theater, halb Festspiel-Hommage. Mal ernst, mal augenzwinkernd, immer mit aktuellen Themen von Vergänglichkeit bis hin zu Macht und Konsum. Bühne und Dinner verschmelzen, sodass man mitten im Geschehen sitzt. Ein sicherlich so noch nie dagewesener Abend.

Die Historie spielt an diesem Abend eine große Rolle – haben die Menschen aus der Geschichte mit dem HIVirus gelernt, oder gibt es noch nach wie vor Aufklärungsarbeit zu leisten?
Der Abend ist unter anderem jenem ikonischen Werk gewidmet, das wie kein anderes mit den Festspielen verbunden ist: Jedermann. Die Uraufführung im August 1920 war ein Symbol des Neubeginns. Das zentrale Thema, die Vergänglichkeit des Lebens und das Wesentliche, war für eine ausgelaugte Gesellschaft von brennender Aktualität. Jedermann stellt aber auch heute die großen Fragen der Menschheit : Was hinterlassen wir? Was geben wir zurück? Welche Werte ermöglichen eine gerechte und gesunde Zukunft? Aufklärungsarbeit gilt es immer zu leisten, je schwieriger die Zeiten, desto kreativer und lauter.

Über wessen Mitwirken sind Sie besonders stolz?
Auf alle, die sich der guten Sache aus ganzen Herzen widmen. Verlässlichkeit ist ein rares Gut geworden, ebenso die Empathie. Umso kleiner wird der Kreis der Menschen, mit denen man gerne arbeitet und so angenehmer ist die Zusammenarbeit mit Ihnen. Wir haben allerdings diesmal auch viele neue Kreative und Kunstschaffende im Team, die ihre Talente hervorragend einbringen. Vielleicht ist die Welt doch noch nicht ganz verloren (lacht).

Wird die amfAR Salzburg per sofort eigentlich zur alljährlichen Institution?
Let‘s cross the bridge when we get there. Wenn alle Wachstumsschmerzen ausgeheilt sind und wir nach diesem Marathon, oder besser: Sprint – durchschnaufen können, werden wir uns solchen Fragen widmen.

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