Equal Pension Day

Warum Pensionistinnen in Kärnten weniger bekommen

Kärnten
10.08.2025 08:00

Der „Equal Pension Day“ weist auf eine große geschlechtsspezifische Pensionslücke in Kärnten hin. Frauen erhalten durchschnittlich 13.200 Euro brutto weniger pro Jahr. Unbezahlte „Care-Arbeit“ ist ein Grund. Finanzexpertin Christiane Holzinger zeigt Möglichkeiten auf, um Altersarmut zu verhindern.

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, sang einst Udo Jürgens und philosophierte von einem unbeschwerten Leben in der Pension. Für viele Kärntner, besonders aber Kärntnerinnen, bleibt diese Unbeschwertheit im Alter jedoch ein Wunschtraum. Pensionistinnen in Kärnten bekommen im Vergleich zu Männern durchschnittlich 942 Euro weniger im Monat und genießen damit weniger finanzielle Freiheit.

Kärnten auf Platz 2 in Österreich
Der 10. August markiert 2025 den Equal Pension Day in Kärnten. Das ist der Tag, an dem Männer bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen erst bis zum Jahresende erhalten haben werden. Im bundesweiten Vergleich schneidet Kärnten dabei nach Wien als zweitbestes Bundesland ab. Wien ist wie auch im Vorjahr Spitzenreiter im Österreich-Vergleich und das einzige Bundesland mit einem Equal Pension Day im September (19.9.). Schlusslicht ist Vorarlberg. Durchschnittlich 46,7 Prozent weniger Pension erhalten Vorarlbergerinnen im Geschlechtervergleich.

Obwohl sich die Pensionslücke zwischen Mann und Frau in ganz Österreich seit Jahren verkleinert, sind die Verbesserungen bislang minimal. 2024 lag der prozentuale Wert der Pensionslücke bei 39,3 Prozent – 2025 liegt er bei 39,1 Prozent. Dass es in diesem Belangen schnellere Fortschritte braucht, bestätigt auch der Präsident der Kärntner Arbeiterkammer, Günther Goach: „Wenn es in diesem Tempo weitergeht, brauchen wir noch über 100 Jahre, bis Frauen und Männer die gleiche Pension erhalten. Das ist inakzeptabel!“

Viel Care-Arbeit – kein Lohn
In vielen Familien liegt ein Großteil der Care-Arbeit – also Tätigkeiten wie Hausarbeit, die Pflege von Angehörigen und Kinderbetreuung – in der Verantwortung der Frau. Das führt unter anderem dazu, dass Frauen häufiger als Männer Arbeitsstunden reduzieren, Führungspositionen abgeben oder sich nicht in der Lage sehen, diese anzunehmen.

Aufholbedarf bei Betreuungsangebot
„Viele junge Mütter wollen arbeiten, können aber nicht“, erzählt Michaela Eigner-Pichler. Sie ist als Referatsleiterin für Beruf, Familie und Gleichstellung in der Arbeiterkammer Kärnten tätig und hebt Bildungs- und Betreuungseinrichtungen als Schlüsselfaktor bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hervor. „Derzeit ist es Eltern in 52 der 130 Kärntner Gemeinden möglich, einen Vollzeitjob anzunehmen“. Jene Gemeinden bieten ein umfassendes und großflächiges Betreuungsangebot für Kinder bis zum 15. Lebensjahr. 

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)
Interview mit Finanzexpertin Christiane Holzinger
„Es gehört ein bisschen mehr Mut dazu“

Krone“: Kärntnerinnen bekommen durchschnittlich pro Jahr rund 13.200 Euro brutto weniger Pension als Kärntner. Das wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass Frauen durchschnittlich öfter und länger in Teilzeit arbeiten. Warum landen so viel Frauen in der „Teilzeitfalle“?
Christiane Holzinger: 
Das hat mit der Kinderbetreuung zu tun. Aber auch wenn die Kinder schon größer sind, gehen Frauen oft nicht zurück in die Vollzeitarbeit. In meinen Workshops gibt es einen Teil von Frauen, die sagen „Mir ist das gar nicht aufgefallen, die Kinder sind jetzt schon zwölf Jahre alt, die brauchen ja gar keinen Betreuer mehr.“ Aber sie haben sich daran gewöhnt, in Teilzeit zu bleiben. Und es hat sie auch niemand darauf aufmerksam gemacht. Oft ist es dem Arbeitgeber, vor allem auch vielen Männern, gar nicht bewusst, was da quasi angerichtet wird, weil sie das Problem ja so nicht persönlich kennen.                        

Wie kann der „Teilzeitfalle“ vorgebeugt werden?
Es sind mehrere Themen, wo man ansetzen muss. Für mich ist es schon wichtig, dass Frauen auch selbst Verantwortung für ihre Finanzen übernehmen. Das bedeutet, dass ich mich als Frau proaktiv darum kümmere, wie meine eigene Pension ausschaut und mich frage, „Was muss ich auch bereit sein, dafür zu tun?“ Das Zweite ist natürlich auch, dass wir mit dem Thema Finanzbildung und eigene Pension schon viel früher anfangen müssen, damit man das auch in einer Partnerschaft schon bespricht, bevor man Kinder bekommt. Also dieses Zu-sehr-verlassen auf den Ehemann ist, glaube ich, auch nicht ganz optimal.

Welche konkreten Maßnahmen können gesetzt werden, um der Armut im Alter vorzubeugen?
Ja, generell ist es mal wichtig, überhaupt Geld auf die Seite zu legen. Das ist jetzt gar keine Raketenwissenschaft, das fängt schon einen Schritt früher an. Wenn ich sage, ich möchte mir ein passives Einkommen schaffen, muss ich mich fragen, was will ich und was liegt mir? Möchte ich zum Beispiel in langfristige Aktienfonds und ETFs oder in eine Immobilie investieren? Oder viele beschäftigen sich mit dem Goldpreis und investieren anteilig jedes Jahr eine bestimmte Summe in Gold. Auch das kann eine Möglichkeit sein.

Welchen Ratschlag möchten Sie Frauen mitgeben, die sich Sorgen machen um ihre Pension?
Fangen Sie an, Geld auf die Seite zu legen und verkonsumieren es nicht, sondern legen Sie es gleich sinnvoll an. Holen Sie sich Informationen ein. Reden Sie mal mit Ihrem Arbeitgeber. Oder rufen Sie auch die Pensionsversicherung einmal an und fragen „Wenn ich so weiter arbeite, welche Pension erwartet mich?“ Viele haben Angst davor, die PVA anzurufen und zu fragen „Wie viele Pensionsjahre habe ich noch?“ Aber das ist total wichtig, weil dann kann ich natürlich anfangen an dem zu arbeiten, was ich brauchen werde. Ich empfehle auch allen, nebenbei einfach einmal eine Haushaltsrechnung zu machen, um klar zu sehen, wofür ich mein Geld ausgebe. Also da gehört ein bisschen mehr Mut dazu, sich auch mit der eigenen Einstellung zu Geld auseinanderzusetzen. Sich selbst Fragen zu stellen: Wie fühle ich mich, wenn ich über das Thema Geld spreche? Das finde ich ganz, ganz wichtig, denn die wenigsten wollen sich mit dem Thema Geld beschäftigen. 

Porträt von Nina Loibnegger
Nina Loibnegger
Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt