Erste Opernpremiere im Haus für Mozart: Händels „Giulio Cesare in Egitto“ wurde unter der Dirigentin Emanuelle Haïm und in Dmitri Tcherniakovs Inszenierung vom Publikum gefeiert.
„Ihr, die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren, sagt Dante in seiner „Göttlichen Komödie“. Und Starregisseur Dmitri Tcherniakov empfiehlt dem Publikum gleich zu Beginn von Händels Barockoper „Giulio Cesare in Egitto“ (1724) zur Eröffnung der Salzburger Festspiele im Haus für Mozart, sich vor Bomben- und Raketenangriffen in den Schutzräumen in Sicherheit zu bringen.
Ein paar Mal detonieren tatsächlich dann Bomben. Aber sonst geht’s in Cesares modernem Bunker wie in jedem barocken Militär-Intrigenstadel geradezu diplomatisch zu: Cesare kostet sein Pantscherl mit Cleopatra aus, Tolomeo, Cleoptras Bruder, der den Feldherrn Pompeo ermordet hat, wird von dessen Sohn Sesto gekillt, gegen Cesar wird ein Komplott geschmiedet …
Betonte Peter Sellars in seiner berühmten Brüsseler „Cesare“-Produktion die Mordkomödie, so setzt Tcherniakov auf Assoziationen zur Gaza-Tragödie und zur Frage, ob politische Morde Tugend sein können. Minutiös zeichnet er die sieben Figuren um Cesare, versucht, sie aus barocken Opernverhaltensmuster und dem kunstvollen Gerüst aus Arien zu befreien. Was ihm – trotz heikler Längen im riesigen 1. Akt -gelingt.
Die Französin Emmanuelle Haïm am Pult ihres 2000 gegründeten „Le Concert d’Astrée“ erweist sich als brillante Kennerin Händels. Tcherniakov schwärmt von ihrer „wunderbaren Verrücktheit: ihrem Perfektionswahn“. Sie bringt Händels Klangwelt zum Aufblühen. Souverän, mit Gespür für Ausdrucksmomente und Eleganz führt sie das Sängerensemble – mit vier hervorragenden Countertenören und Sopranisten, allen voran Christophe Dumaux als strahlender Cesare. Besonders beeindrucken die lyrische Sopranistin Olga Kulchynska als Cleopatra und der Mezzo Lucile Richardot. Zum Schluss Jubel und eine stehende Ovation.
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