Wie gesund ernähren sich die Tirolerinnen und Tiroler? Eine neue Erhebung der FH Gesundheit in Innsbruck klärt auf und liefert spannende Details zum Essverhalten von Frauen und Männern.
Jetzt liegt sie auf dem Tisch, die zweite Tiroler Ernährungserhebung der Fachhochschule (FH) Gesundheit in Innsbruck. Da die Untersuchung teilweise in Pandemiejahren stattfand, sind nicht alle Daten repräsentativ. „Wir konnten nur Teilnehmer aus Innsbruck und Umgebung einbeziehen“, erklärt dazu Judith Erler, eine der Autorinnen vom Studiengang Diätologie.
Sportliche Zeitgenossen mit weniger Körperfett
Dennoch: Die Erhebung zeichnet ein gutes Bild der Ernährungsgewohnheiten. 327 Personen wurden befragt und vermessen (Anm. Gewicht, Körperfett). Demnach sind laut Body-Mass-Index (BMI) 40 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen übergewichtig oder adipös (fettleibig). Allerdings: „In Tirol haben die Menschen einen geringeren Körperfettanteil, was positiv ist. Rechnet man das ein, dann sind noch 30 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen von Übergewicht oder Adipositas betroffen“, ergänzt Erler.
Luft nach oben bei Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten
Obwohl der Anteil der Vegetarier unter den Befragten mit 10,2 Prozent relativ hoch ist, steht Fleisch bei den meisten häufig am Speiseplan. Männer verzehren mehr als die 3,6-fache Menge der empfohlenen Fleischportion, Frauen die 1,5-fache Menge. Im Gegensatz dazu sei bei Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten noch reichlich Luft nach oben, diagnostiziert Erler: „Der Konsum an Hülsenfrüchten nimmt zu, im Hinblick auf die Empfehlungen sollte diese Lebensmittelgruppe noch mehr Platz auf dem Tiroler Teller finden.“
„Man isst mit dem Bauch und ernährt sich mit dem Verstand“, meint dazu Anna Elisabeth Purtscher, die den FH-Studiengang Diätologie leitet. Das Wissen über gesunde Ernährung sei heute schon recht gut, jetzt gehe es an die Umsetzung. „Das beginnt beim Einkauf“, sagt Purtscher und nennt die Zielrichtung: „Mehr pflanzliche Lebensmittel.“
Aufklärung wichtig, aber nicht alles verbieten
Auf Aufklärung setzt Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP): „Wir nehmen die aktuellen Ergebnisse zum Anlass, unsere Programme in Kindergärten und Schulen anzupassen.“ Bei Zuckerverboten und anderen möglichen Vorschriften ist LR Hagele skeptisch: „Was verboten ist, wird nicht selten umso interessanter.“
Im Interview gibt Judith Erler vom Studiengang Diätologie der FH Gesundheit wertvolle Tipps für eine Ernährungsumstellung:
„Krone“: Frau Erler, in Ihrer Erhebung waren 10,2 Prozent der Befragten Vegetarier und immerhin noch 2,4 Prozent Veganer. Lässt sich das auf ganz Tirol umlegen?
Judith Erler: Da wir pandemiebedingt nur Personen aus dem Raum Innsbruck befragen konnten, ist dieser Anteil wohl nicht auf ganz Tirol umlegbar. Bei Städtern steht rein pflanzliche Ernährung höher im Kurs.
Die meisten Daten Ihrer Studie spiegeln aber das Essverhalten aller Tirolerinnen und Tiroler gut wider. Der hohe Fleischkonsum ist keine Überraschung. Aber wie gelingt die Umstellung auf mehr pflanzliche Nahrung?
Es geht Schritt für Schritt. Hilfreich ist, die Fleischportionen einmal abzuwiegen, um ein Gefühl für die verzehrten Mengen zu bekommen. Das Geschnetzelte schmeckt dank Alternativen wie Pilzen auch mit weniger Fleisch. Auf der Homepage des Gesundheitsministeriums findet sich eine Rezeptsammlung mit vielen Ideen für eine gesunde Ernährung.
Gelingt die Umstellung im Sommer leichter?
Ich denke schon, weil jetzt gerade so viele frische Obst- und Gemüsesorten auf dem Markt sind. Vieles eignet sich auch hervorragend zum Grillen. Es muss nicht immer Fleisch sein. Und wenn, lieber selbst mit Kräutern würzen, da vorgefertigte Mischungen besonders viel Salz enthalten.
30 verschiedene Pflanzen pro Woche lautet eine neue Faustregel und der Titel eines Buches. Machbar?
Die Formel hilft uns, die große Vielfalt an Lebensmitteln zu entdecken. Es müssen nicht 30 sein, aber möglich ist es.
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