"Krone"-Interview

James Arthur: “Bin kein konventioneller Popstar!”

Musik
25.11.2013 07:00
Vom Tellerwäscher zum Millionär - oder so ähnlich. Der britische Castingshow-Gewinner James Arthur hatte eine harte Kindheit, stieg aber dank unermüdlichem Einsatz und einer markanten Gesangsstimme in den Pop-Himmel auf. Mit dem Hit-Cover "Impossible" sorgte der 25-Jährige auch hierzulande für Furore, nun präsentiert er sein neues Album "James Arthur" und kommt damit im Februar auch in die Wiener Arena. Die "Krone" hat sich mit dem sympathischen Stimmwunder über Beziehungsprobleme, die künstliche Pop-Welt und Teamspieler Emanuel Pogatetz unterhalten.
(Bild: kmm)

"Krone": Mit deiner Version des Shontelle-Songs "Impossible" gelang dir in diesem Jahr der große Wurf. Hast du insgeheim damit gerechnet?
James Arthur: Ich habe nichts anderes gemacht, als einen meiner Lieblingssongs auf meine Art und Weise zu interpretieren, und dafür habe ich wirklich sehr viel Lob gewonnen und neue Fans dazubekommen.

"Krone": Wie hat dieser Song dein Leben verändert?
Arthur: Das war ein langes Jahr mit verdammt viel Arbeit. Ich habe viele Songs geschrieben, aufgenommen und unzählige Shows gespielt. Ich konnte mit tollen Leuten zusammenarbeiten und dabei eine Menge lernen. An viel Schlaf war natürlich nicht zu denken, aber ich bin so gesegnet, dass ich jetzt endgültig meinen Traumjob ausüben kann.

"Krone": Viele Künstler befürchten, dass sie auf ihren einen großen Hit beschränkt werden. Wie siehst du das?
Arthur: Die Angst habe ich nicht, denn ich habe wirklich genug Material beisammen. Innerhalb von fünf Monaten habe ich mehr als 80 Songs geschrieben. Niemand erwartet von mir, dass jeder davon ein Hit wird, also ängstigt mich das gar nicht. Heutzutage geht es ja nicht mehr um die Musik, sondern nur mehr um die Popularität. Für mich ist das nichts, ich bin ein Mann der Musik und ich hoffe, dass die Leute das auch so verstehen.

"Krone": Was auch hervorragend funktioniert. Ein gutes Beispiel ist die neue Single "You Are Nobody Till Somebody Loves You". Ist der Song autobiografisch?
Arthur: Zum Teil. Einerseits ist der Song autobiografisch, andererseits will ich, dass die Hörer ihre eigene Interpretation daraus bilden können. Ich sehe das so: Wenn ich "somebody" sage, meine ich zum Beispiel mich selbst. Man sollte sich so akzeptieren, wie man ist, denn das macht es auch leichter, dass einen andere Menschen mögen.

"Krone": Das Album "James Arthur" hat viel Soul und ist sehr intensiv ausgefallen. Woher beziehst du die Inspirationen dafür?
Arthur: Direkt aus dem Leben. Es geht um Liebe und Erfahrungen, die ich gemacht habe.

"Krone": Grenzen setzt du dir anscheinend nicht gerne, denn auf der anderen Seite gibt es auch harte Rocknummern und viel Hip-Hop.
Arthur: Für mich war es sehr wichtig, dass ich viele verschiedene Elemente auf dem Album habe, und jedes davon hat eine eigene Intention. Ich habe absichtlich meine Blues-, Rock-, Rap- und Hip-Hop-Einflüsse darauf verbraten, damit das Album möglichst vielseitig klingt. Ich hoffe dass die Leute bemerken, dass ich meinen eigenen Stil habe und dem Ganzen meinen persönlichen Stempel aufdrücke. Ich möchte meine Stimme in den nächsten zehn Jahren so trainieren, dass ich alle Stile singen kann.

"Krone": Die Texte drehen sich sehr oft um Frauen, Beziehungen und Probleme, die daraus entstehen. Sind das alles deine eigenen Erfahrungen?
Arthur: Natürlich. Wie vielen anderen wurde auch mir schon öfters das Herz gebrochen und ich glaube, ich bin qualifiziert genug, Songs zu diesem Thema zu schreiben, mit denen sich auch die Menschen identifizieren können. Mir ist es sehr wichtig, dass die Menschen sich auch meine Texte durchlesen, da sie als Motivation dienen können. Wenn ich es schaffen kann, können es auch alle anderen.

"Krone": Du hattest eine wirklich schwierige Jugend. Wie hat diese Zeit deinen Sound und dein Leben geprägt?
Arthur: Ich denke, ich habe mir den Erfolg sehr hart erarbeitet. Selbst, als es schien, es gäbe keine Aussicht mehr, habe ich nie aufgehört, meinen Traum zu verfolgen. Allein schon der Sieg bei "The X-Factor" – ich habe mir doch nie im Leben ausgerechnet, so weit zu kommen. Das gelingt doch meist nur den konventionellen Popstar-Typen, und der war ich nie. Ich sehe noch nicht einmal aus wie ein Popstar. Es war für mich wie eine zufällige Situation, die sich zu einer glücklichen Fügung entwickelt hat.

"Krone": Lange davor hast du schon Musik gemacht und deine Ergebnisse auf YouTube gestellt. Was hat dich zur Musik gebracht?
Arthur: Das war einfach meine Ausdrucksform. Ich war ein sehr wütendes, zorniges Kind und solche Kinder prügeln normalerweise aus irgendetwas die Scheiße raus. Ich habe einfach meine Gitarre genommen und so lange darauf herumgeshreddert, bis meine Finger bluteten. So habe ich das perfekte Ausdrucksventil für mich gefunden.

"Krone": Was blieb dir noch in Erinnerung von der Zeit, als du in den englischen Pubs und Bars aufgetreten bist?
Arthur:(lacht) Ich weiß noch, dass es 1 oder 2 Uhr morgens war, als ich aufgehört habe zu singen. Ich kann mich auch daran erinnern, dass ich einmal nur für einen Mann und seinen Hund gespielt habe. Es war natürlich verdammt hart, aber ich musste Geld verdienen um die Rechnungen zu bezahlen. Wenn ich 20 Mäuse und ein paar Bier dafür bekam, war ich schon glücklich.

"Krone": Viele Leute sehen Casting-Shows immer noch als Produktionsschmiede für künstliche Gesangsprodukte. Du hingegen bist das beste Beispiel, dass man es auch mit Talent und Hingabe schaffen kann.
Arthur: Das Gesicht der Shows hat sich in den letzten Jahren aber auch verändert. Es kamen zuletzt viele authentische und wirklich starke Künstler daraus hervor. Ich hoffe, dass Menschen wie ich auch Türen öffnen können für andere Menschen, die sich die Teilnahme an so einer Show vielleicht nicht unbedingt zutrauen. Es ist heute wirklich verdammt hart, eine gute Karriere ohne so eine Plattform zu machen. Du brauchst dir nur die Charts anzuschauen – möglicherweise verkaufst du 3.000 Alben und kommst damit in die Top Ten. Aber darum geht es ja längst nicht mehr. Es geht um die Promotion und um das Marketing. "The X-Factor" unterstützt dich auf diesem Weg. Wenn du das Talent dazu hast, wirst du früher oder später auch gefunden werden, falls du selbst nichts findest. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich eine so große Veranstaltung gewinnen konnte.

"Krone": Fürchtest du, dass dich die Musikindustrie zu einem konventionellen Popstar – wie du es schon angesprochen hast – formen könnte?
Arthur: Ich sag dir eines – wenn es "The X-Factor" schon nicht geschafft hat, dann wird es auch der Musikindustrie nicht gelingen (lacht).

"Krone": Da du ein begnadeter Songschreiber bist, gibt es bestimmt viele Popstars, die mit dir arbeiten möchten. Mit wem aber möchtest du unbedingt arbeiten?
Arthur: Eindeutig Eminem.

"Krone": Warum genau er?
Arthur: Er ist einer der ganz wenigen Künstler, den ich schon als Kind gern mochte und durchgehend noch bis heute höre.

"Krone": Hast du schon sein neues Album "The Marshall Mathers LP 2" gehört?
Arthur: Es ist wirklich atemberaubend, phänomenal.

"Krone": In einem Interview hast du einmal gesagt, dass Emeli Sandé dein großes Vorbild im Musikgeschäft sei. Ist es dein Ziel, eine ähnliche Karriere wie sie einzuschlagen?
Arthur: Auf jeden Fall. Würde man mich einmal als männliche Version von Emeli Sandé bezeichnen, könnte ich nicht glücklicher sein.

"Krone": In einem Artikel habe ich gelesen, dass du mit dem plötzlichen Erfolg anfangs nur sehr schwer umgehen konntest und sich daraus sehr viele Probleme gebildet haben. Stimmt das?
Arthur: Anfangs hatte ich durchaus Probleme mit den Änderungen, die sich so in meinem Leben ergeben haben. Ich war anfangs ein Niemand, kein Mensch hat mich je beachtet oder zu mir aufgeschaut. Ich war ein armer Schlucker, der in einer Art Hostel gelebt hat und abseits seiner Musik nicht wirklich wertvoll für die Gesellschaft war. Plötzlich fingen Leute an, sich für mich zu interessieren und mir Fragen zu stellen. Ich hatte . Ich wusste nur, dass die Musik meine Ausdrucksform ist. Mit dem ganzen Drumherum bin ich überhaupt nicht klargekommen.

"Krone": Wie konntest du diese Situation verbessern?
Arthur: Ich habe irgendwann einfach aufgehört, mir Sorgen zu machen, was die Leute über mich denken oder reden. Ich habe darauf geschissen, dass viele Leute negative Dinge über mich erzählt haben. So ein Leben muss schon ziemlich traurig sein, wenn man auf andere losgeht. Ich habe einfach angefangen, wieder von neu ich selbst zu sein.

"Krone": Das erinnert mich auch an Naughty Boy, mit dem du zusammengearbeitet hast. Er war auch Kellner und wurde plötzlich mit der Musik groß.
Arthur: Das stimmt. Er ist einfach ein echter Kerl. Es gibt so viele falsche Leute im Musikgeschäft, das glaubst du gar nicht. Es tut gut zu wissen, dass es Leute wie Naughty Boy gibt, mit denen du abhängen kannst, ohne dass am nächsten Tag irgendein Bullshit über dich in der Presse steht.

"Krone": Wie stehst du denn zu zurechtgeformten Stars, wie beispielsweise Miley Cyrus?
Arthur: Ich kann das nicht wirklich mit Ratschlägen kommentieren, weil ich mir einfach nicht sicher bin, ob es nicht doch die von ihr gewollte Ausdrucksform ist, ihre Person darzustellen. Alles, was ich weiß, ist, dass sie ganz gute Musik macht und das respektiere ich.

"Krone": Am 13. Februar wirst du in der Wiener Arena erstmals überhaupt in Österreich zu sehen sein. Was weißt du denn über unser Land?
Arthur: Ich weiß auf jeden Fall, dass ich ein paar richtig treue Fans bei euch habe, die mich schon lange unterstützen und denen ich eine gute Show bieten will.

"Krone": Ich habe auch gehört, dass du ein großer Fußballfan bist – welches Team ist dein Favorit?
Arthur: Middlesbrough FC. Wir spielen in der zweiten englischen Liga. Ich wünschte, ich könnte dir jetzt einen glamouröseren Klub wie Chelsea oder Bayern München anbieten, aber so ist es nun einmal nicht (lacht).

"Krone": Aber es gab mit Emanuel Pogatetz einige Zeit lang einen österreichischen Verteidiger bei deinem Klub.
Arthur: Yeah, Mann. Pogatetz ist phänomenal – er war sicher einer unserer besten Spieler aller Zeiten. Schade, dass er jetzt in Nürnberg spielt.

Wer den britischen Barden live sehen möchte, hat dazu am 13. Februar die Gelegenheit in der Arena Wien. Karten erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele