Kommt nach langer Rezession wieder Aufbruchsstimmung auf? Grundelt die Wirtschaft weiter auf niedrigem Niveau herum? Würgt die Angst vor Zöllen und Inflation die Investitionsfreude ab? Das Konjunkturbarometer der WKO ergibt: Die Gefühlslage der steirischen Unternehmen umfasst von allem etwas.
Das ist zumindest schon weniger unerfreulich als in den vergangenen drei Jahren während der längsten Rezession der Nachkriegsgeschichte, betonen WKO-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg bei der Präsentation der Selbsteinschätzung der steirischen Wirtschaftstreibenden am Donnerstag. 757 Unternehmen haben an der Umfrage teilgenommen und Fragen zur Entwicklung der vergangenen zwölf Monate, zum Ist-Stand und zu Zukunftsaussichten beantwortet.
„Gefahr schwerer Unwetter noch nicht gebannt“
Von Jubelstimmung ist man noch weit entfernt, die Worte, die zur Analyse gewählt werden, sind vorsichtig. Eine „erste leichte Aufwärtsbewegung“ ortet Herk, einen „zaghaften Trend nach oben“, auch wenn das Wirtschaftsklima nach wie vor rau sei. Er bleibt in der Wetter-Sprache: „Es gibt erste Lichtblicke am steirischen Konjunkturhimmel, aber die Gefahr von schweren Unwettern ist noch nicht gebannt.“ Am meisten Unsicherheit verursachten die globalen Krisen, der Zollkonflikt mit den USA und hausgemachte Strukturprobleme, allen voran hohe Arbeits- und Energiekosten.
Konkret zeigen einige Trendpfeile erstmals nach langer Durststrecke nach oben, die Werte sind aber dennoch fast durchwegs negativ. Bei der Frage aller Fragen, wie sich das Wirtschaftsklima entwickelt, sehen 65 Prozent der Unternehmer eine Verschlechterung des Ist-Standes gegenüber dem Jahr zuvor, nur 6,6 Prozent eine Verbesserung, der Rest ortet keine große Veränderung. Daraus ergibt sich ein Saldo von minus 58,7 Prozentpunkten – unerfreulich, aber deutlich besser als zuletzt mit minus 73,6 Punkten.
Gesamtumsatz schwenkt ins Positive
Nach diesem Prinzip wurden auch die anderen wichtigen Indikatoren abgefragt. Bei den Erwartungen erhöhte sich der Saldo von minus 51,9 auf minus 26,6 Punkte, bei der Auftragslage auf minus 8,6 (zuletzt minus 27,9), bei den Investitionen auf minus 13,9 (zuletzt minus 22,8) und bei der Beschäftigung auf minus 3,4 Punkte (zuletzt minus 5,7). Ins Positive drehte der Ist-Stand beim Gesamtumsatz: von minus 4,6 auf plus 5,1 Prozentpunkte.
(Salden in Prozentpunkten, in Klammer die Werte von Winter 2024)
Befragt nach ihrer Einschätzung der kommenden zwölf Monate, sehen die mehr als 750 Unternehmen die Aufwärtsbewegung gefestigt: Der Saldo bei der Umsatzentwicklung liegt „nur“ noch bis minus 1, bei der Auftragslage bei minus 0,6 und bei den Investitionserwartungen bei minus 13,3 Punkten.
„Wir preisen uns aus dem internationalen Rennen heraus“
Nachhaltige Aufbruchsstimmung sieht anders aus, weshalb die WKO auch eine ganze Liste an Forderungen an die Präsentation anschloss. „Wir preisen uns aus dem internationalen Rennen heraus“, verwiest Direktor Dernoscheg auf CO₂-Bepreisung und inflationär bedingt hohe Lohnsteigerungen. „Das ist der Ast, den wir uns gemeinsam absägen“, auch das Unternehmens-Barometer zeige, dass die Arbeitskosten mit fast 75 Prozent Nennungen als größter Hemmschuh für die Wettbewerbsfähigkeit gesehen werden. Danach folgen Bürokratie und Energiekosten.
Neben einer „Renaissance des Hausverstands“ etwa bei der Beschleunigung von Verfahren nahm Herk auch eine mäßig populäre Forderung in den Mund, um den Motor langfristig am Laufen zu halten: Angesichts der steigenden Lebenserwartung sei eine „schrittweise Anpassung des Regelpensionsalters“ unumgänglich.
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