Ein paar Grashalme sorgen im tiefsten Südburgenland für Ärger und Aufregung. Es geht unter anderem um die Frage, wer dafür zuständig ist, diese abzumähen.
Von Kalch bis Kittsee reicht das Burgenland – wobei Kalch die südlichste Ortschaft im letzten Zipfel darstellt. Wälder und Felder prägen hier die Landschaft, auf den Wiesen wiegen sich Grashalme im Wind. Doch dieses „Unkraut“ sorgt nun für Empörung – zumindest jenes, welches vor dem Haus der Familie Meitz wächst. Denn dort gibt es keine „g’mahde Wiesn“.
Familie Meitz ist empört
„Boshaft“ ist das Wort, das Ewald Meitz einfällt, wenn er auf das rund einen halben Meter hohe Gewucher blickt. Von der Straße führt eine holprige, schmale Auffahrt hinauf zu seinem Haus, das etwas erhöht liegt. Und genau neben dieser wächst es, das Gras. Während ringsum die Grünflächen golfplatzmäßig getrimmt sind, stehen hier die Halme.
Seit dem Vorjahr sei an dieser und einer zweiten Stelle bei seinem Haus nicht mehr gemäht worden, sagt Meitz. Und das, obwohl beides öffentlicher Grund sei. Zuständig wäre damit die Gemeinde. Dieser wirft Meitz vor, das Unkraut bewusst stehen zu lassen. „Im ganzen Dorf ist gemäht. Warum nicht bei uns? Sind wir Menschen zweiter Klasse“, fragt er.
Sogar Land Burgenland eingeschaltet
Meitz gibt an, bereits mehrere Stellen mit der Sache befasst zu haben, darunter auch das Land, die Landes-SPÖ und die Landes-ÖVP. Viel Gehör scheint er dabei nicht erhalten zu haben.
Die Fläche, um die es geht, ist sehr überschaubar. Es handelt sich um einen schmalen Streifen von einigen Quadratmetern, die zweite Fläche ist nahezu winzig. Mit einem Rasenmäher wäre dem Grünzeug wohl in wenigen Minuten der Garaus gemacht. Doch für den 62-Jährigen geht es um mehr als Unkraut.
Grund als Gemeinde-Eigentum
Ursprünglich wollte er die beiden Kleinflächen von der Gemeinde kaufen. 2021 gab es unter dem vorigen Bürgermeister bereits einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss. Die Fläche wurde ausgemessen. 2024 dann die überraschende Wende: Der Beschluss zum Verkauf wurde wieder aufgehoben, der Grund blieb im Eigentum der Gemeinde.
Früher habe er die Fläche mitgemäht, erzählt der Südburgenländer. Jetzt nicht mehr. „Ich mähe sicher nicht mehr. Ich bin angefressen, weil sie mich zum Narren gehalten haben“, ärgert sich Meitz.
„Überlege, ob ich es nicht selbst ummähe“
Bürgermeisterin Monika Pock reagiert mit Kopfschütteln auf die Vorwürfe. Dass nicht gemäht wurde, habe sie erst vor Kurzem erfahren – und zwar durch die Beschwerde, welche Meitz bei der Landesregierung eingebracht hat. „Es wäre schön gewesen, wenn er es mir stattdessen einfach gesagt hätte“, meint sie. Weil Meitz den Streifen in der Vergangenheit immer gemäht habe, sei wahrscheinlich davon ausgegangen worden, dass er dies nach wie vor tue, erklärt die Ortschefin. „Ich habe schon überlegt, ob ich nicht selbst mit der Motorsense hingehe und das ummähe“, meint die Ortschefin.
Fahrbahn zu schmal
Den Beschluss zum Verkauf habe man aufgehoben, weil die Fahrbahn zu schmal für einen großen Traktor oder Lkw sei. Wenn der Nachbar dann beispielsweise eine Lieferung bekäme, wäre die der Lkw nicht mehr auf öffentlichen Grund ausweichen können, sondern müsste über den Privatgrund von Meitz fahren – was diesem wahrscheinlich nicht so gefallen würde, so Pock.
Laut der Bürgermeisterin blieb die Aufsichtsbeschwerde von Meitz erfolglos. Sie kündigt jetzt an, bei dem 62-Jährigen vorbeischauen und das Gespräch zu suchen. Ob dann endlich Gras über die Sache wachsen wird?
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.