Nachhaltiges Projekt

Schüler als Verkoster und Ritter der „Tafel“-Runde

Schimmelt das Obst schon oder ist es noch genießbar? Die Kids lernen, die Qualität selbstbestimmt einzuschätzen. (Bild: zVg)

Damit die Kinder von heute nicht zu Nahrungsmittelverschwendern von morgen werden, lernen Volksschüler im Burgenland in der „Pannonischen Tafel“ einen souveränen Umgang mit Nahrung. Dabei wird nicht nur ihr Bewusstsein geschärft, sondern auch ihre Sinne.

In Österreich landen jährlich mehr als eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel im Müll. Der Großteil des Essens, gut 521.000 Tonnen, wird in Privathaushalten weggeschmissen – im Wert von 800 Euro pro Haushalt! Eine Menge Geld für Menschen, die von der Hand in den Mund leben, etwa Mindestpensionisten, Alleinerziehende, Arbeitslose oder Flüchtlinge.

Die „Pannonische Tafel“ versteht sich als Brücke zwischen Überfluss und Mangel und unterstützt einkommensschwache sowie armuts- und ausgrenzungsgefährdete Burgenländer durch eine faire Umverteilung. Dafür werden zum einen Sach- und Geldspenden gesammelt, die steuerlich absetzbar sind. Und zum anderen Ausschussware, die Handel und Industrie nicht mehr benötigen, gerettet und in „Food Cornern“ der drei Ausgabestellen in Eisenstadt, Oberpullendorf und Oberwart zu einem Unkostenpreis zur Verfügung gestellt.

Essensbeschaffung mit langen Wegstrecken
„Wir bemühen uns extrem, ohne nachhaltige Förderung von Land und Bund bestehen zu können. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Ein guter Teil der übrig gebliebenen Lebensmittel wird bereits kommerziell vertrieben. Deshalb fahren wir jeden Monat fast 1000 Kilometer mehr, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Sechs Tage pro Woche sind wir mit unseren Kühltransportern im Burgenland, in Wien und der Steiermark unterwegs“, sagt Andrea Roschek, die Obfrau der Tafel.

Die Transporter dienen auch als rollende Werbeflächen.(Bild: zVg)

Roschek nutzt die Lieferwägen als mobile Werbefläche, um eine breite Zielgruppe zu erreichen. „Auch Unternehmen, die ihre Markenbotschaften auf unseren Transportern platzieren und potenzielle Kunden ansprechen wollen, können sich melden. Das wäre eine enorme Hilfe!“

Ehrenamtliche Helfer gesucht!
Doch der Sozialverein hat zurzeit auch noch andere Sorgen: der Personalnot. „Mit Juni verlieren wir gleich drei Verantwortliche, die erfreulicherweise einen Job gefunden haben. So sehr wir uns für unsere ehemaligen Kollegen freuen, für uns sind das große Verluste“, sagt Roschek. Weil ehrenamtliche Mitarbeiter fehlen, sucht die Tafel nun händeringend nach Freiwilligen, die sich engagieren: „Sonst können wir die Öffnungszeiten nicht aufrechterhalten und müssen pro Woche eine Ausgabestelle schließen.“

Schimmel unterm Mikroskop.(Bild: zVg)

Die Schüler beim Überprüfen der Lebensmittel.(Bild: zVg)

Ab Herbst können dritte und vierte Volksschulklassen einen Besuch in der Tafel über den Bildungskalender buchen.(Bild: zVg)

Wie räume ich den Kühlschrank richtig ein?(Bild: zVg)

Den Mädchen und Buben machte die Exkursion sichtlich Freude.(Bild: zVg)

Die Kids als Nachhaltigkeitsbotschafter
Ein Lichtblick ist dafür die Sensibilisierungsarbeit, die die Tafel leistet. Dafür kommen Volksschüler meist im Rahmen des Religionsunterrichtes ins Tafel-Café, auch „Wohnzimmer“ genannt. Hier lernen sie mit ihren eigenen Sinnen und einem sogenannten Sensorik-Labor, wie man mit Lebensmitteln umgeht, wie man richtig den Kühlschrank einräumt, was es mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum auf sich hat und Vieles mehr. „Die Schüler sind unglaublich interessiert und arbeiten eifrig mit. Über sie erreichen wir letztlich auch ihre Familien und bewirken, dass Zuhause weniger Lebensmittel verschwendet werden.“