Ärztliche Versorgung

Zahl der unbesetzten Kassenstellen steigt weiter

Burgenland
30.07.2025 06:00

Die medizinische Versorgung im Burgenland gerät zunehmend unter Druck. Die Ärztekammer warnt vor der zunehmenden Unterversorgung, die Liste an unbesetzten Kassenstellen wird hierzulande immer länger.

Mit Stichtag Montag ist die Ausschreibung von 16 Kassenstellen abgelaufen, für elf davon gab es keine einzige Bewerbung. Für fünf Stellen – darunter Fachrichtungen wie Innere Medizin (Jennersdorf), Radiologie (Güssing), Neurologie (Stegersbach und Oberwart) sowie Allgemeinmedizin (Gols) – gingen zumindest Bewerbungen ein, teils sogar mehrere. Der überwiegende Teil jedoch bleibt vakant, heißt es seitens der Ärztekammer.

Viele Praxen werden bald leerstehen
Besonders betroffen sind erneut die Allgemeinmedizinischen Kassenpraxen in Lackenbach, Neudörfl, Schattendorf, Wiesen, Großpetersdorf und Güssing. Für diese Orte gebe es weiterhin keine Interessenten. Das bedeutet: Praxen werden bald leerstehen, Patienten müssen auf Alternativen in Nachbarorten ausweichen – sofern es sie gibt.

Dermatologie-Stellen: 50 Versuche, kein Erfolg
Ein besonders deutliches Beispiel für die angespannte Lage ist die Kassenstelle für Dermatologie in Neusiedl am See, die nun bereits zum 50. Mal ausgeschrieben wurde – erneut ohne Ergebnis. In Oberpullendorf war eine weitere Hautarztstelle zum 18. Mal vakant – wieder ohne Bewerber. Auch die Gynäkologie-Stelle in Großpetersdorf bleibt unbesetzt, trotz 20 Ausschreibungsversuchen. „Gerade in gewissen Fächern wie der Dermatologie ist es besonders schwierig, Ärzte zu finden“, erklärt Dr. Christian Toth, Präsident der Ärztekammer Burgenland. „Im Vergleich zu anderen Bundesländern liegt das Honorar für Kassenärzte im Burgenland zum Teil bis zu 30 Prozent niedriger.“

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Was bringen neue Kassenstellen, wenn sie niemand übernehmen will? Im Burgenland fehlt nicht der Bedarf, es fehlt die Attraktivität. Und obwohl wir seit Jahren um Gespräche bitten, stoßen wir auf taube Ohren.

Dr. Christian Toth, Präsident der Burgenländischen Ärztekammer

Ein weiteres Problem: Im Burgenland werden keine Fachärzte für Dermatologie ausgebildet. Das führt dazu, dass junge Mediziner in anderen Bundesländern bleiben und dort auch bessere Rahmenbedingungen vorfinden.

Verhandlungen: Funkstille zwischen dem Burgenland und der ÖGK
Zudem seien Verhandlungen mit der ÖGK über eine Anpassung der Honorare gescheitert, sagt Kammerdirektor Thomas Bauer. „Es gibt ein konkretes Forderungspaket, doch die Kasse hat darauf nicht reagiert. Stattdessen beschäftigt man sich dort aktuell mit internen Strukturdebatten – etwa zur neuerlichen Regionalisierung. Das verzögert Entscheidungen weiter.“

Volle Wartezimmer gehören in Burgenländischen Arztpraxen zum Alltag.
Volle Wartezimmer gehören in Burgenländischen Arztpraxen zum Alltag.(Bild: stock.adobe.com null)

Die Folgen dieser Entwicklung spüren vor allem die Menschen. „Die Kassenpraxen sind überlastet, Wartezeiten nehmen zu. Für viele ist es bereits heute schwierig, überhaupt noch einen Termin bei einem Arzt zu bekommen“, sagt Bauer.

Die Ärztekammer appelliert erneut an die Verantwortlichen, die Rahmenbedingungen für Kassenärzte zu verbessern – nicht zuletzt auch durch faire Honorierung. „Mehr Kassenstellen sind gut gemeint, aber nicht gut gemacht – denn ohne faire Bedingungen bleiben sie leer“, sagt Toth.

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