Die Euro-Zone wird größer. Drei Jahre nach der Aufnahme Kroatiens darf Bulgarien als 21. Land den Euro einführen. Zum 1. Jänner 2026 wird der Euro nach Lage der Dinge die Landeswährung Lew ablösen. Aber noch sind nicht alle Probleme ausgeräumt ...
Für die Aufnahme Bulgariens in die Euro-Zone haben sich die Europäische Zentralbank (EZB) und die EU-Kommission am Mittwoch ausgesprochen. Demnach erfüllt Bulgarien nach mehrjähriger Verzögerung nun sämtliche Kriterien für die Euro-Einführung. Wegen zu hoher Inflationsraten musste sich das Land gedulden.
„Wichtiger Meilenstein“
„Die Europäische Kommission kam zu dem Schluss, dass Bulgarien bereit ist, den Euro ab dem 1. Jänner 2026 einzuführen“, teilte die EU-Behörde am Mittwoch mit. Sie sprach von einem „wichtigen Meilenstein“, der Bulgarien zum 21. Mitgliedstaat im Euroraum machen würde.
Endgültige Entscheidung am 8. Juli
Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte, der Euro sei ein greifbares Symbol für die Stärke und Einheit Europas: „Bulgarien ist seiner Einführung als Währung heute einen Schritt nähergekommen.“ Dank des Euro werde Bulgariens Wirtschaft gestärkt. Die Finanzminister der Euro-Zone müssen noch zustimmen, was als Formalie gilt. Die endgültige Entscheidung soll am 8. Juli fallen.
EU-Währungskommissar Valdis Dombrovskis sagte dem „Handelsblatt“, der bevorstehende Euro-Beitritt des osteuropäischen Landes sei eine gute Nachricht. Bulgarische Haushalte und Unternehmen profitierten künftig von geringeren Transaktionskosten und günstigeren Zinsen. Aber auch die Euro-Zone werde gestärkt. Der Zuwachs unterstreiche, dass der Euro eine „stabile und attraktive Währung“ sei.
Der Zuwachs unterstreicht, dass der Euro eine stabile und attraktive Währung ist.
EU-Währungskommissar Valdis Dombrovskis
Bulgarien hat geringe Schuldenquote
Länder der Europäischen Union, die die einheitliche Währung einführen möchten, müssen Kriterien in vier Bereichen erfüllen: Inflation, öffentliche Finanzen, Wechselkurs und langfristige Kreditkosten. Der Konvergenzbericht bescheinigt Bulgarien, diese Kriterien zu erfüllen. Das bulgarische Haushaltsdefizit liegt bei drei Prozent, die Schuldenquote ist mit 24 Prozent der Wirtschaftsleistung die zweitniedrigste in der gesamten EU.
Der Wechselkurs des Lews zum Euro ist stabil. Das Zinsniveau bewegt sich wie erwünscht in etwa im Einklang mit anderen Euro-Ländern. Auch die Inflation ist inzwischen hinreichend gesunken: In den vergangenen zwölf Monaten betrug sie 2,7 Prozent. Die EZB hätte zum jetzigen Zeitpunkt maximal 2,8 Prozent toleriert, damit die Inflation nicht zu weit von anderen Euro-Ländern abweicht.
Probleme mit Korruption und Geldwäsche
Nach EU-Angaben hat Bulgarien aber noch einige Probleme mit Korruption, der teils ineffizienten Verwaltung und dem Kampf gegen Geldwäsche. So steht das Land unter Beobachtung der Financial Action Task Force (FATF), der einschlägigen internationalen Institution. Dies sind jedoch keine Ausschlusskriterien für den Beitritt zum Euro-Raum.
Zehntausende protestierten gegen Euro-Einführung
Überschattet wird die positive EU-Entscheidung jedoch durch politische Proteste in Bulgarien. Am Wochenende demonstrierten Zehntausende gegen den Euro-Beitritt. Zu den Euro-Gegnern zählt auch Staatspräsident Rumen Radev, der ein Referendum über die neue Währung vorgeschlagen hatte. Die proeuropäische Mehrheit im Parlament lehnte eine Volksabstimmung jedoch ab.
Die Proteste wurden von nationalistischen, prorussischen Parteien in Bulgarien organisiert. Dennis Shen von der Ratingagentur Scope weist darauf hin, dass die instabile politische Lage dazu beigetragen habe, notwendige Reformen für den Euro-Beitritt zu verzögern. In sieben Parlamentswahlen seit 2021 sei deutlich geworden, dass die neue Währung in Bulgarien umstritten sei.
EU-Währungskommissar Dombrovskis erwartet nicht, dass die Proteste den Euro-Beitritt Bulgariens noch aufhalten werden. Die Regierung in Sofia habe ihren Wunsch deutlich gemacht. Nun sei es an den anderen Euro-Staaten, darüber zu entscheiden.
Sechs EU-Länder haben den Euro nicht
Mit dem Beitritt zur Europäischen Union hat Bulgarien sich grundsätzlich verpflichtet, die eigene Währung zugunsten des Euros aufzugeben. Gleiches gilt eigentlich für sechs andere EU-Staaten, die bislang nicht zur Euro-Zone gehören (Dänemark, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechien, Ungarn). Allerdings haben diese Länder aus verschiedenen Gründen bisher darauf verzichtet, die Gemeinschaftswährung einzuführen.
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